Weidenfeller rettet BVB in Madrid
Madrid (dpa) - Am Ende wurde Roman Weidenfeller noch überwunden - und das gleich zweimal. Doch als ein Garant für den Dortmunder Einzug ins Champions-League-Finale am 25. Mai in London durfte sich der 32-Jährige trotzdem fühlen.
Wiederholt hatte er im Hexenkessel Estadio Santiago Bernabéu die Stars um Cristiano Ronaldo gestoppt. Ob gegen Gonzalo Higuain (4. Minute) oder den großen „CR7“ in der 13. Minute: Weidenfeller verhinderte in der hitzigen Anfangsphase einen Rückstand, hielt Borussia Dortmund im Halbfinal-Rückspiel bei Real Madrid auf Kurs - und parierte kurz vor dem Schlusspfiff glänzend gegen Karim Benzema (88.) - ein 0:3, und der BVB hätte das Endspiel noch verpasst.
„Es war eine enorme Druckphase am Anfang und in der letzten Phase. Real hat alles auf eine Karte gesetzt, dennoch haben wir dem Druck standgehalten. Wir haben toll gefightet, toll gespielt. Wir sind ziemlich müde und kaputt, werden aber sicher noch das eine oder andere Bier trinken. Das ist der pure Hammer. Wir freuen uns unglaublich“, sagte Weidenfeller nach seinem großen Abend.
Tolle Paraden gepaart mit einer überaus sicheren Ausstrahlung, dazu ließ er bei eigenen Freistößen und Abstößen wertvolle Sekunden für sein Team verstreichen. Clever eben, wenngleich er nach dem 0:1 durch Benzema (83.) noch Gelb sah, weil er den Ball festhielt. Nach dem Tor von Sergio Ramos (88.) durfte sich Weidenfeller das nicht mehr erlauben.
Gelobt wurde er für den starken Auftritt aber allemal. „Er hat sie mit seinen Paraden im Spiel gehalten“, sagte der frühere Nationaltorhüter Jens Lehmann zur Pause über den Nie-Nationaltorhüter via Sky. Auf der Tribüne des mit über 80 000 Zuschauern ausverkauften Stadions könnte Bundestrainer Joachim Löw über den in der Champions-League-Saison überragenden Dortmunder Rückhalt ähnlich gedacht haben. Auch dank Weidenfeller war die Borussia als einziges Team aus Europas Eliteliga ungeschlagen. Bis zum Dienstag.
War vor einem Jahr Manuel Neuer der gefeierte Bayern-Held im Elfmeterschießen von Madrid und brachte sein Team ins „Finale dahoam“, ließ Weidenfeller zwar nicht im Elfmeterschießen seine Muskeln spielen. Dafür eben davor. Ein Kunststück verpasste er dabei. Anders als Oliver Kahn im Jahr 2001, ebenfalls kurioserweise im Halbfinale, wurde er nicht der zweite deutsche Torwart ohne Gegentreffer im Madrider Fußball-Tempel.
Die Atmosphäre im Bernabéu-Stadion scheint Weidenfeller dennoch zu schmecken. Zwar flogen nicht wie in den 80er Jahren bei Jean-Marie Pfaffs überragendem Halbfinal-Auftritt mit den Bayern Eisenstangen, Batterien und Steine, aber hitzig war es allemal. Weidenfeller blieb wieder cool: Schon im Gruppenspiel beim 2:2 war es einem der dienstältesten BVB-Profis zu verdanken gewesen, dass die Borussia nicht untergangen war.
Bei Löw, der zusammen mit seinem Assistenten Hansi Flick am Dienstagabend in einem Bus mit verdunkelten Scheiben vorgefahren kam, steht der sehr verlässliche Weidenfeller trotz der herausragenden Saison in Europa nicht sonderlich hoch im Kurs. Von Trainer Jürgen Klopp soll der Schlussmann daher schon als der beste Torhüter, der nie in einer Nationalmannschaft gespielt hat, bezeichnet worden sein.