Champions League Wieder kein Wunder

Bayer Leverkusen verpasst gegen Barcelona eine gute Chance auf das Champions-League-Achtelfinale. Der Frust ist vor dem Spiel am Samstag gegen Gladbach groß.

Ein Topstar ist für Leverkusen zu wenig: Javier Hernandez, genannt "Chicharito".

Foto: Jonas Güttler

Leverkusen. Enttäuschung. Drama. Tragödie — was fielen nicht alles für Begriffe nach dem 1:1 (1:1) von Bayer 04 Leverkusen gegen den FC Barcelona am Mittwochabend im letzten Gruppenspiel . 1:1 gegen Barcelona? Das hätte an guten Tagen für allerhand stolze Gesichter gereicht. Aber dieser Abend, an dem die Geldvermehrungsmaschine Champions League das vorerst letzte Mal in der Leverkusener Arena gastierte, sorgte fast nur für Frust.

Denn wo Barcelona draufstand, war wenig Barcelona drin. Drei Stammspieler hatte Trainer Luis Enrique nur nominiert, der Rest der Elf brachte wenig Königsklassen-Erfahrung mit, für manchen Akteur fehlte der Uefa gar das Präsentationsfoto. Kein Zweifel: Dieser Champions-League-Sieger der Vorsaison war zu besiegen, die Gastgeber versuchten das bei einer Torschussbilanz von 25:4 auch redlich, scheiterten aber immer wieder am starken Torwart Marc André ter Stegen oder an alten Abschlussproblemen.

So hat Leverkusen nicht nur auf dem Spielfeld Chancen ohne Ende liegen lassen: Das triste 1:1 in Borissow schmerzt nachträglich arg. Rom zog mit nur sechs Punkten aus sechs Spielen und trotz eines Torverhältnisses von 11:16 ins Achtelfinale ein — und weiß bis jetzt nicht angesichts des 0:0 gegen Borissow warum eigentlich. „Das ist ein Drama. Ich bin fassungslos. Dass gleichzeitig Rom gegen Borissow nicht gewinnt, macht es zur Tragödie“, sagte Leverkusens Trainer Roger Schmidt, der beim Bezahlsender Sky gegenüber Reporter Jan Henkel seinem Frust freien Lauf ließ: „Wenn Sie jetzt noch so eine komische Bemerkung machen, können wir das Interview auch abbrechen.“

Die Nerven lagen blank. Lukrativ wie die Königsklasse ist die Europa League nun einmal nicht: Um zu den mehr als 20 Millionen Euro aus der Vorrunde noch die etwa acht Millionen Euro dazu zu verdienen, die nur die Achtelfinal-Teilnahme erbracht hätte, müsste Leverkusen ins Europa-League-Finale am 18. Mai in Basel einziehen. Da bräuchte es noch manches „Schlachtenglück“, das Schmidt den Seinen nach dem Barcelona-Spiel absprach. Dass sich dabei Javier Hernandez und Karim Bellarabi noch auf dem Platz gestenreich auseinandersetzten, trug nicht zur guten Stimmung bei, wurde aber von Sportdirektor Rudi Völler wegmoderiert: „Das passiert im Fußball. Sonst sagt man, bei uns ist es zu ruhig. Jetzt scheißen sie sich mal zusammen, und dann ist das auch nichts.“

Angesichts von Platz acht in der Liga und dem Aus in der Königsklasse steigt die Bedeutung des Derbys gegen Borussia Mönchengladbach am Samstagabend (18.30 Uhr). Eine weitere Niederlage würde das Selbstbewusstsein der Leverkusener arg erschüttern. „Wir haben gesehen, welches Riesenpotenzial in der Mannschaft steckt. Nur bringen wir das zu selten auf den Platz“, sagte Kevin Kampl nach den Toren von Messi (20.) und Hernandez (23.), nach einem 1:1 gegen Barcelona, das viel schmerzhafter war als jene 1:7-Klatsche in Barcelona vor drei Jahren im gleichen Wettbewerb. Und schon die tat höllisch weh.
mb/bes/kup