Das seltsame Fußball-Leben von Heinz Höher
Der Ex-Trainer sagt: „Ein Typ wie ich würde heute nicht mehr in die Bundesliga passen.“
Nürnberg. Er hat mit Immobilien gehandelt, ein Kinderbuch veröffentlicht und ein Hotel geführt. Er hätte sich ein Berufsleben als Rechtsanwalt oder als Architekt vorstellen können. Doch in Wirklichkeit kam Heinz Höher nie los vom Fußball.
Als Spieler und als Trainer ist er ein gutes Stück seines Lebensweges mit der Bundesliga gegangen. „Ich heutzutage als Trainer in der Bundesliga?“ Höher schweigt einen Moment, dann sagt er: „Nein, das würde nicht mehr passen. So ein Typ wäre nicht mehr gefragt, diese Arbeit in der Öffentlichkeit, dieser Umgang mit den Medien hat mir nie gelegen.“
Doch ausgerechnet dieser oft in sich gekehrte Typ, privat und persönlich ein Mann der einsamen Entscheidungen, hat nun sein Leben erzählt — und nicht nur das im Fußball. Heinz Höher, dessen Name in der Szene verblasst war, ist durch ein Buch wieder bekannt geworden.
„Der Ronald Reng hat mir gesagt, dass ich mich für ein solches Buch rückhaltlos öffnen müsste, wenn ich von mir erzähle. Und das habe ich getan. Genauso habe ich es in meinem ganzen Leben gehalten: Entweder — oder.“
So hat Höher erzählt — von seinen Fehlern, seiner Zockerleidenschaft, seiner Alkoholkrankheit und seinen privaten Tiefschlägen. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit mit dem deutschen Sportbuch-Autor steht sowohl in den Bestsellerlisten als auch bei den Kritikern weit oben. Die Deutsche Akademie für Fußballkultur in Nürnberg zeichnete „Spieltage — die etwas andere Geschichte der Bundesliga“ als Fußballbuch des Jahres aus.
Ob er mit diesem Erfolg gerechnet habe? Wieder schweigt Höher, dann kommt eine für ihn typische Antwort: „Nein, das kann man nicht sagen. Ich habe es ja gelesen, muss sagen: Mir gefällt es.“
Es geht dabei nicht nur um seine Erfolge mit dem VfL Bochum und dem 1. FC Nürnberg, wo er mit moderner Spielauffassung und ungewöhnlichen Methoden seiner Zeit oft voraus war. Und auch die wunderschönen Anekdoten sind nicht das Herzstück. Es ist das Porträt eines vielschichtigen Menschen mit erstaunlichen Begabungen und einem Lebenslauf mit Höhen wie Tiefen.
Höher durchlebt die Entwicklung des deutschen Profifußballs, und Reng erzählt davon so hautnah, dass man sich hinversetzt fühlt — in die Bochumer Vereinskneipe, auf den Nürnberger Trainingsplatz oder ins neue Leipziger Stadion. Die Arena ist heute Höhers einzige direkte Verbindung zum Fußball. Dort spielt der von ihm entdeckte und geförderte Juri Judt, der beim 1. FC Nürnberg vor dem Durchbruch in der Bundesliga stand, nun aber mit 27 Jahren bei RB Leipzig in der 3. Liga gelandet ist.
„Das Buch wird nur ein Erfolg, wenn entweder Juri in Leipzig den Durchbruch schafft oder du in der Gosse landest“, hat ihm seine innere Stimme, sein Alter Ego, das er den Winzlinger nennt, zugeflüstert, als er über das Buchprojekt nachgedacht hat. Es ist anders gekommen für Heinz Höher. Mal wieder.