Der Mann, dem Löw vertraut: Medienberater Eitel
Stuttgart (dpa) - Joachim Löw, Jürgen Klinsmann, Mesut Özil - namhaftere Klienten als Roland Eitel kann man kaum haben.
„Ich bin kein Makler, kein Spielervermittler“, stellte der Schwarzwälder bei einer Veranstaltung des Wirtschaftsrats Deutschland in Stuttgart klar. Eitel ist Medienberater, das Image seiner Klienten liegt ihm berufsbedingt am Herzen. „Mein wichtigster Job ist es, die Innensicht mit der Außensicht zu kombinieren“, erläuterte er.
Dazu zählt unter anderem, Löw & Co. mit Informationen zu versorgen und Termine zu koordinieren. „Ich kann ihm zum Beispiel raten: Jogi, geh doch mal wieder ins „aktuelle sportstudio.“ Es gibt da aber klare Richtlinien. Er geht zum Beispiel nicht in Talk Shows. Wenn wir etwas bedienen wollen, dann lieber Sportmedien“, erzählte der 56-Jährige.
Eitel kennt die Branche. Er war Sportredakteur bei der „Stuttgarter Zeitung“ und Pressesprecher beim VfB Stuttgart, während Löw dort Trainer war. Seit 1995 berät Eitel nun Deutschlands ranghöchsten Fußball-Coach. Damit ist er Mitglied von Löws „Diskreter Dreierkette“, wie sie die „Süddeutsche Zeitung“ einmal nannte: Karrierebegleiter Harun Arslan, Anwalt Christoph Schickhardt und eben Medienchef Eitel.
Sein erster Klient war jedoch der frühere VfB-Stürmer und spätere Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der im Vorfeld der WM 1990 jemanden für die Pressearbeit brauchte. Seit 2012 kümmert sich Eitel auch um Mesut Özil vom FC Arsenal, seit dem vergangenen Jahr vertraut zudem Löws Assistent Thomas Schneider seinem Rat.
Mit seinem Wissen eignet sich Eitel daher auch gut für einen Vortrag zum Thema „In einem Jahrzehnt: von den Deppen Europas zum Weltmeistertitel“, also genau jenem Zeitraum, in dem Klinsmann die brachliegende Nationalmannschaft übernahm und sein Nachfolger Löw schließlich den WM-Triumph feierte.
„Wenn man ihre Ansätze ins Medizinische übertragen würde, könnte man sagen, dass der eine ein Weltklasse-Heilpraktiker, der andere ein Weltklasse-Chirurg ist. Klinsmann hat einen homöopathischen Ansatz, er sieht alles ganzheitlich. Jogi hat den Ansatz: Gib mir eine Mannschaft und in vier Wochen beseitige ich ihre Fehler“, beschrieb Eitel ihre Herangehensweise. „Klinsmann würde jede Mannschaft aufrichten, die auf dem Boden liegt. Jogi würde aus jeder guten Mannschaft nochmal 15 Prozent rausholen.“
Authentizität ist für Eitel ein entscheidender Baustein. „Nehmen wir nur den Jogi: Das höchste Gut, das ein Fußball-Trainer haben kann, ist seine Glaubwürdigkeit“, beteuerte der Medienberater. Ein Coach müsse Ideale vorleben, sonst würde er nicht ernst genommen. „Der Jogi ist der Jogi und bleibt der Jogi. Er wird nicht in eine neue mediale Rolle gedrängt“, sagte Eitel, der natürlich parteiisch ist.
Im Wandel befindet sich längst die Öffentlichkeitsarbeit elitärer europäischer Clubs. „Sie sagen: Die Spieler verdienen bei uns so viel Geld, da muss es unser Ziel sein, das zu refinanzieren“, erklärte Eitel mit Blick etwa auf Özils früheren Verein Real Madrid, der verstärkt auf die Verbreitung exklusiver Inhalte seiner Spieler über den eigenen TV-Sender setzt. Der FC Bayern macht das ähnlich.
Als Medienberater kennt Eitel auch die Rolle des Krisenmanagers. Wenige Monate vor der Heim-WM 2006 ätzte etwa der damalige „Focus“-Chefredakteur Helmut Markwort gegen Bundestrainer Klinsmann: „Gewaltige Erwartungen - aber die besten Fußballspieler des Landes werden einem Träumer überlassen, einem Einzelgänger, der mehr Guru ist als Stratege, der erfahrene Spieler wegmobbt und junge verunsichert.“ In dieser für Klinsmann extrem prekären Phase war Eitels Rat simpel, wie er einmal verriet: „Kopf runter, aussitzen.“