„Der Sohn vom Völler“ - Fußballer und ihr Nachwuchs

Berlin (dpa) - Den Namen Völler kennt in der Krefelder Kreisliga jeder - nicht nur wegen „Tante Käthe“. Seit einiger Zeit sorgt am Niederrhein ein 20-jähriger Nachwuchsfußballer mit diesem Namen für Aufsehen: Kevin Völler, Sohn des berühmten Weltmeisters von 1990.

„Jeder in der Liga weiß, dass ich der Sohn vom Völler bin“, sagte Kevin Völler der Nachrichtenagentur dpa. In der Jugend spielte er jahrelang bei den Junioren von Bayer Leverkusen. Als Stürmer, versteht sich. Heute kickt er beim KFC Uerdingen, zweite Mannschaft, Kreisliga B. Im Sommer wechselt er zum Oberligisten Jahn Hiesfeld, wie der Verein vor kurzem bekanntgab.

Kevin Völler ist längst nicht der einzige Fußballer-Sohn, der sich im gleichen Sport wie der Vater versucht. In Hiesfeld wird er mit Alexander Schreier zusammenspielen, Sohn des ehemaligen Bayer-Profis Christian Schreier. Aber auch auf anderen Fußballplätzen Deutschlands sind bekannte Namen unterwegs: Stephan Beckenbauer, Benjamin Kirsten, Fabrice Vollborn oder Michal Kadlec zum Beispiel. Einige von ihnen schaffen den Durchbruch, andere bleiben eher unauffällig. Der große Name macht die Sache dabei nicht immer einfacher.

„Klar hat das seine Vorteile, aber es gibt natürlich auch Nachteile“, sagt Völler junior. Sein Vater Rudi hat im Fußball nahezu alles erreicht: Weltmeister 1990, DFB-Teamchef bei der Vizeweltmeisterschaft 2002, heute ist der 52-Jährige Sportdirektor in Leverkusen. „Alle gucken auf dich und sagen: Das ist der Sohn vom Völler, der muss super Fußball spielen können. Aber das ist natürlich nicht so“, sagt Kevin Völler. Als kleiner Junge haben ihn die ständigen Vergleiche und die dummen Sprüche manchmal genervt. Mittlerweile störe ihn das überhaupt nicht mehr.

Eine Karriere als Profi-Fußballer hat Kevin Völler relativ früh abgehakt. Zwar schaffte er es in Leverkusen zwischenzeitlich bis in die Junioren-Bundesliga. Doch dann entschied er sich, seinen Schulabschluss in London zu machen. Im Herbst hat er mit einem Fernstudium angefangen: Sportmanagement, wie sein Vater. Eine Profi-Laufbahn war zu diesem Zeitpunkt bereits außer Reichweite. In der Oberliga-Mannschaft des KFC Uerdingen kam Völler kaum zum Zuge - schließlich machte er in der Uerdinger Reserve weiter.

Aufhören kommt für Kevin Völler nicht in Frage. „Ich werde mein Leben lang weiter Fußball spielen“, betont er. „Ich werde jetzt die Saison beim KFC zu Ende spielen. Dann versuche ich, bei Jahn Hiesfeld Gas zu geben.“

Ein anderer Fußballer-Sohn hat geschafft, wovon Kevin Völler und viele andere Jungs immer geträumt haben. Benjamin Kirsten bestreitet derzeit sein fünftes Profijahr für Zweitligist Dynamo Dresden. Sein Vater Ulf, Spitzname „der Schwatte“, war in den 1990er Jahren einer der erfolgreichsten Stürmer der Bundesliga. Benjamin Kirsten ist hingegen für das Verhindern von Toren zuständig. Auch wenn er mit 1,82 Metern Körpergröße eher zu den kleineren Torhütern im Profibereich gehört.

Papa Ulf war wegen der Größe seines Sohnes anfangs skeptisch. „Und deshalb bin ich jetzt besonders stolz auf ihn“, sagte er der „Sächsischen Zeitung“ in einem Interview im vergangenen Herbst. „Was er erreicht hat, das hat er nicht durch eine dritte Person geschafft, sondern durch seine Zielstrebigkeit“, lobte Kirsten, der zuletzt Trainerlehrgänge besuchte und im Oktober bei einer Sportagentur anfangen will.

Auch Stephan Beckenbauer hat seine Spieler-Karriere bereits hinter sich. Von 1992 bis 1994 spielte er für den 1. FC Saarbrücken in der ersten und zweiten Liga. Dann machte der Sohn des legendären „Kaisers“ Franz Beckenbauer als Trainer im Nachwuchsbereich des FC Bayern weiter. Mit Erfolg: Vor sechs Jahren feierte er mit den Münchner B-Junioren den deutschen Meistertitel und ist noch immer in der Jugendabteilung des deutschen Rekordmeisters tätig. Die Lichtgestalt Beckenbauer senior wurde als Trainer und Spieler Weltmeister. „Diesem Vergleich standzuhalten, war einfach unmöglich“, sagte Stephan Beckenbauer vor einiger Zeit der „Süddeutschen Zeitung“. „Er war einfach zu gut.“

Als weiteres Beispiel kann Fußballidol Uwe Seeler herhalten - und zwar ebenfalls als Sohn eines berühmten Fußballers: Erwin Seeler hatte sich in den 1930er Jahren als „Old Erwin“ („Alter Erwin“) einen Namen gemacht und war zu einer Ikone der HSV-Anhänger geworden. Zumindest in diesem Fall kann der Junior natürlich locker mithalten.