DFB-Elf zum Jubiläum von Löw 1:1 in Italien
Mailand (dpa) - Es bleibt dabei: Deutschland hat auch im 100. Länderspiel von Bundestrainer Joachim Löw gegen die Taktik-Füchse aus Italien nicht gewinnen können.
Trotz einer 1:0-Führung und einer starken ersten halben Stunde kam die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes sieben Monate vor WM-Start nicht über ein 1:1 (1:1) gegen den viermaligen Weltmeister hinaus. Damit muss die deutsche Nationalmannschaft nach 28 Jahren weiter auf ein Erfolgserlebnis in Italien warten.
Der Dortmunder Mats Hummels hatte die zunächst dominierenden Gäste in Mailand schon nach acht Minuten in Führung gebracht. Ignazio Abate schaffte vor 49 000 Zuschauern im nur gut zur Hälfte gefüllten Giuseppe-Meazza-Stadion noch vor der Pause den Ausgleich (28.). In vier Tagen steht im Londoner Wembley-Stadion gegen England der nächste Klassiker für die deutsche Elf auf dem Programm.
Ob Sami Khedira dabei mitwirken kann, ist äußerst fraglich. Der Mittelfeldspieler wurde Mitte der zweiten Halbzeit mit einer Verletzung am rechten Knie ausgewechselt und im Krankenhaus untersucht. „Ich gehe davon aus, dass er am Dienstag auf keinen Fall dabei ist“, sagte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff nach dem Spiel im ZDF. „Wir müssen erstmal sehen, wie die Sache ausgeht“, erklärte Löw mit Blick auf einen Einsatz gegen England.
„Wir haben eine sehr gute kämpferische Leistung abgerufen“, bilanzierte Löw sein Länderspiel-Jubiläum. Philipp Lahm trauerte gar einem vergebenen Sieg nach. „Das Spiel hätten wir hier heute locker gewinnen können“, sagte der Kapitän mit Blick auf gleich drei deutsche Aluminiumtreffer. Nachdem schon vorher Sami Khedira und André Schürrle das Gestänge anvisiert hatten, traf in der zweiten Minute der Nachspielzeit Benedikt Höwedes den Pfosten und verpasste damit den möglichen Siegtreffer. „Ich wollte das Spiel eigentlich gerne gewinnen. Bei einem 1:1, da weiß man nicht, wie man dran ist“, gab denn auch Thomas Müller zu.
Beim Premierenauftritt in den neuen WM-Trikots hatte die deutsche Elf das Geschehen bei Teil eins des Klassiker-Doppelpacks vor der Pause lange im Griff und unterband mit effektivem Offensivpressing den Aufbau der Italiener. Auch im Spiel nach vorne gelangen vielversprechende Aktionen, doch zum ersten Sieg auf italienischen Boden seit Februar 1986 reichte es dennoch nicht.
Denn mit dem 1:1-Ausgleich nach einem Fehler des Torschützen Hummels kamen die Gastgeber ins Spiel zurück. Routinier Andrea Pirlo war plötzlich wieder der Ballverteiler, bestimmte das Tempo und praktisch alle Aktionen der Azzurri. Unter Druck kam auch die bis dahin sehr flexibel operierende zentrale Mittelformation mit Lahm, Toni Kroos und einem sehr offensiv orientierten Khedira in Probleme.
Das Offensivspiel wurde auch nicht wirkungsvoller, als die zunächst geschonten Mesut Özil und Marco Reus nach gut einer Stunde ins Spiel gebracht wurden. Der für Özil aus dem Spiel genommene Mario Götze hatte bis dahin kaum Bindung zum Spiel gefunden. Wenig Gefahr ging diesmal von Schürrle aus, der zuletzt gegen Schweden als dreifacher Torschütze geglänzt hatte.
Bei ausgesprochenem Schmuddelwetter begann die 32. Auflage des Prestigeduells mit Vorteilen für die Gastgeber. Es dauerte ganze 44 Sekunden, bis Deutschland-Schreck Mario Balotelli erstmals seinen Verfolger Lahm abschüttelte, aus gut 20 Metern aber am Tor von Manuel Neuer vorbeizielte. Kaum zwei Minuten später zirkelte Pirlo einen Freistoß über den deutschen Kasten. Der erste Eckball für die DFB-Elf war wenig später Ausgangspunkt der Führung durch Hummels, der den von Kroos hereingegebenen Ball per Kopf zu seinem zweiten Länderspiel-Tor verwertete. Wie stark er bei ruhenden Bällen ist, bewies der Münchner Kroos wenig später bei der nächsten Ecke, die Höwedes knapp neben das Gehäuse köpfte (11.).
Der Führungstreffer gab der deutschen Mannschaft noch mehr Sicherheit. In der 17. Minute überraschte Khedira Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon mit einem Aufsetzer aus gut 22 Metern, doch der Ball klatschte vom Keeper leicht berührt an den Pfosten. Aber dann erwies sich der viermalige Weltmeister einmal mehr als Meister der Effizienz und nutzte gleich seine erste Chance zum Ausgleich, als ein Abwehrschlag von Hummels zum Fehlpass wurde. Azzurri-Außenverteidiger Abate fing den Ball ab und kam nach einem spektakulären Doppelpass mit Leonardo Bonucci zum Abschluss. Gegen den Schuss in die lange Ecke war Neuer chancenlos. Die erneute Führung hatte auf der Gegenseite Schürrle auf dem Fuß, dessen Schuss die Oberkante der Torlatte streifte (32.).
Auch nach Wiederbeginn erwischte die Elf von Cesare Prandelli den besseren Start. In der 51. Minute lenkte Neuer einen Schuss von Claudio Marchisio aus spitzem Winkel zur Ecke. Sechs Minuten später gelang es Hummels nur mit Mühe, Balotelli und Ricardo Montolivo vor dem deutschen Tor am Einschuss zu hindern. Dagegen konnten die Deutschen nicht mehr die vor der Pause gezeigte Dominanz entwickeln.