DFB-Pflichtsieg ohne Glanz - Löw: „Haben zu wenig Tore“
Tiflis (dpa) - Groß gejubelt wurde nach dem 2:0 (2:0) gegen Georgien nicht. Nach der souverän gelösten Pflichtaufgabe verließen die Weltmeister aus Deutschland in Windeseile das in die Jahre gekommene Nationalstadion von Tiflis.
„Wir mussten das Spiel unbedingt gewinnen, das war klar. Mit der ersten Halbzeit bin ich zufrieden. Danach haben wir das Ergebnis ein bisschen verwaltet und viele Chancen liegen lassen“, kommentierte Bundestrainer Joachim Löw den Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Nach längerem Anlauf bezwang das überlegene DFB-Team in seinem 900. Länderspielden Außenseiter und leitete die Aufholjagd in der Qualifikation zur EM 2016 ein.
Der stets gefährliche Marco Reus (39. Minute) und der beste Schütze in der EM-Ausscheidungsrunde, Thomas Müller (44.), sorgten vor 54 549 Zuschauern in der ausverkauften Boris Paichadze Dinamo Arena für Erleichterung bei Löw. Der Blick auf die Tabelle der Qualifikationsgruppe D machte aber auch dem Bundestrainer deutlich: „Was klar zu sehen ist, wir haben zu wenig Tore erzielt. Im Herbst stehen wir vor der entscheidenden Phase.“ Auch Torwart Manuel Neuer erinnerte an die Ausgangslage in der Gruppe D: „Georgien ist nicht der Maßstab, aber wir hatten etwas nachzuholen, nach den Ergebnissen, die nicht so gut waren.“
Zur Qualifikationshalbzeit hat Deutschland mit zehn Punkten noch einen Zähler Rückstand auf Spitzenreiter Polen. Schottland hat nach dem 6:1 gegen Gibraltar auch zehn Zähler, das derzeit etwas bessere Torverhältnis als das DFB-Team, allerdings den ersten Teil des am Ende bei Punktgleichheit maßgeblichen direkten Vergleichs verloren. Irland fällt nach dem 1:1 gegen Polen als Vierter mit acht Punkten etwas ab. Von den vier Topteams in der Gruppe hat die DFB-Auswahl mit neun Treffern aber die wenigsten Tore geschossen.
Bei der nächsten Pflichtaufgabe am 13. Juni in Faro gegen Gibraltar könnte die DFB-Auswahl nur den von Löw ausgegebenen Tabellenplatz eins erobern, wenn Polen gegen Georgien nicht gewinnt. Sonst geht man definitiv nicht als Spitzenreiter in den heißen Fußball-Herbst mit den Duellen um die zwei fixen EM-Tickets gegen Polen, Schottland und Irland.
„Wir haben zu null gespielt, das war gut. Es ist schwer gegen einen Gegner, der tief steht. Im Grunde ist es okay, dass wir drei Punkte haben. Wir müssen uns noch verbessern, gerade für die nächsten Aufgaben. Aber wir haben noch Zeit und ich bin guter Dinge“, sagte Bastian Schweinsteiger nach seiner Kapitänspremiere in seinem ersten Länderspiel seit dem WM-Finale.
Gleich auf sieben Positionen veränderte Löw die Weltmeister-Auswahl im Vergleich zum 2:2 im Holper-Test am Mittwoch gegen Australien und bot wie erwartet sein Brasilien-Stammpersonal um Neuer, das Abwehrduo Jérôme Boateng und Mats Hummels, Top-Torschütze Müller und Schweinsteiger wieder auf. Das Heim-Team von Trainer Kachaber Zchadadse hatte eine klare Ausrichtung mit fünf Akteuren im Defensivverbund. Diesen Riegel galt es mit schnellem Spiel und viel Geduld zu knacken - diese Aufgabe gingen die DFB-Stars unverzagt an, obwohl zunächst wieder mehrere Chancen ungenutzt blieben.
Als Erster versuchte sich Reus (5.). Sein leicht abgefälschter Schuss ging an die Latte. Müllers (13.) Flachschuss nach einem Eckball ging vorbei. Mesut Özil - der deutlich aktiver zu Werke ging als gegen Australien - wurde von seiner Chance förmlich überrascht, als Georgiens Schlussmann Giorgio Loria (24.) eine Flanke verpasste. Mario Götze (26.) verfehlte nach einer Rudy-Hereingabe.
Reus (29.) hätte sich schon nach dem schönsten Angriff über Hector und Götze belohnen können, verzog aber aus kurzer Distanz. Das Zusammenspiel des Dortmunders mit Götze in der Spitze war aber ein Plus des deutschen Spiels. Als sich der WM-Siegtorschütze durch die georgische Abwehr durchwuselte, sprang der Ball zu Reus, der zur Führung einschoss - seinem neunten Tor im DFB-Trikot und dem siebten in einem Pflichtspiel.
Das einseitige Spiel fand seine logische Fortsetzung mit dem zweiten Tor durch Müller, der nach Özil-Vorarbeit flach einschoss und sich mit seinem fünften Qualifikationstor hinter den Engländer Danny Welbeck auf Platz zwei der europäischen Torschützenliste setzte. Zur Halbzeit war die Mini-Hoffnung der Georgier auf eine Sensation gegen den Weltmeister dahin - ein Fan ließ sich nicht stoppen und küsste Kapitän Jaba Kankawa auf dem Weg in die Kabine die Füße. Auf den Rängen war die große Euphorie aber merklich verflogen.
Nach der Halbzeit fehlte es dem DFB-Team zunächst etwas an Entschlossenheit und Konzentration. Auf der Sechserposition zeigten Schweinsteiger und Toni Kroos nur Minimalaufwand - das ermutigte die Georgier zu mehr Offensivdrang. Den ersten schnellen deutschen Angriff hätte Reus (61.) beinahe zu seinem zweiten Tor genutzt. Wiederum nach einer Rudy-Hereingabe traf er aber zum zweiten Mal die Latte.
Ein bisschen Hektik gab es auch noch, als sich die Kapitäne Schweinsteiger und Kangawa nach einem Gerangel im Georgien-Strafraum Stirn an Stirn gegenüber standen. Schiedsrichter Clement Turpin aus Frankreich zeigte beiden Streithähnen die Gelbe Karte. Georgiens Fans waren weiterhin begeistert - mehr als ein halbes Dutzend freundlich gesonnener Flitzer wurde gezählt, auch nach dem Abpfiff noch.