Ausrutscher motiviert Ingolstadt: Niederlage als „Chance“
Unterhaching (dpa) - So hatte sich Ralph Hasenhüttl den Start in die Pflichtspielsaison nicht vorgestellt, natürlich nicht.
Am 1:2 seines FC Ingolstadt in der ersten Pokalrunde in Unterhaching störte den Coach aber nicht nur, dass sich die Schanzer zum zweiten Mal nacheinander eine Spielzeit ohne weitere lukrative Pokalpartien einbrockten. Der Trainer bedauerte vor allem, dass der ideenlose Auftritt seines Teams im schwierigen Ringen um weitere Sympathien wenig hilfreich war. „Das war nicht der FC Ingolstadt, den im letzten Jahr alle geliebt haben und der für eine solche Euphorie gesorgt hat“, resümierte er.
Der emotionale Trainer ist in der Audi-Stadt auf Charmeoffensive, und das seit dem erstem Tag im Oktober 2013. Einst noch oft spöttisch als Werksclub tituliert lösten die Schanzer in der vergangenen Saison der 2. Liga eine ungekannte Begeisterung aus. Zum Match in Unterhaching begleiteten rund 2000 Anhänger ihr Team - bei denen sich die Spieler nach der unnötigen Pleite mit hängenden Köpfen entschuldigen mussten.
Knapp eine Woche vor dem Start in ihre erste Bundesligasaison hoffen die Ingolstädter auf eine Signalwirkung. „So eine Niederlage bietet die Chance, gestärkt daraus hervorzugehen“, ist sich Hasenhüttl sicher. „Ich hoffe, dass wir die richtigen Schlüsse ziehen.“ Wie diese aussehen, wird sich wohl erst am Samstag beim Liga-Gastspiel in Mainz zeigen. Gegen den Viertligisten Unterhaching jedenfalls mangelte es an Laufleistung, Ideen, Durchsetzungsvermögen im Angriff und bei den Gegentoren an der Konzentration in der Abwehr.
„Das war einfach zu wenig und einer Bundesligamannschaft nicht würdig. Das Schöne ist, dass die Mannschaft es anders kann“, erklärte der Coach, den der Ausrutscher an seinem 48. Geburtstag daher nicht bange werden lässt. „Diese Mannschaft ist immer daran gemessen worden, wie sie auf diese Rückschläge reagiert“, sagte er.
Auch 2014 hatte der FCI mit dem Erstrunden-Aus im DFB-Pokal einen verpatzten Saisonstart hingelegt - ehe ein glorreiches Jahr in der Liga folgte. „Daran ziehen wir uns jetzt hoch“, meinte Kapitän Marvin Matip. „In Mainz werden wir ein komplett anderes Spiel sehen. Aber uns ist allen klar, dass wir vier, fünf, sechs Schippen mehr drauflegen müssen, damit wir eine Chance in der Bundesliga haben.“
Während sich die Ingolstädter in der Beletage des deutschen Fußballs beweisen dürfen, steht für Haching der Kampf um den Klassenverbleib in Liga vier im Fokus. Für den klammen Club sind die 268 000 Euro für die zweite Runde „Gold wert“, wie Trainer Claus Schromm betonte. 50 000 Euro davon soll an das Team verteilt werden, hieß es.
Dieses hatte sich nach dem Coup noch lange feiern lassen - allen voran Doppeltorschütze Markus Einsiedler, der trotz des schönsten Tages in seinem Fußballerleben cool und bescheiden blieb. „Ich bin doch kein Pokalheld“, fand er und erinnerte lapidar an seinen Job: „Die Stürmer schießen Tore, die Verteidiger verteidigen.“ Nun hofft der Underdog in der zweiten Runde auf das nächste Derby - und zwar gegen 1860 München. „Da wäre das Stadion voll und wir hätten vielleicht sogar eine Chance“, meinte Präsident Manfred Schwabl.