Bayern gegen BVB: Pokal-Finale der Superlative
Berlin (dpa) - Die Borussia hofft auf das erste Double der Vereinsgeschichte, der FC Bayern brennt auf Revanche. Im Traumfinale um dem DFB-Pokal geht es am Samstag in Berlin zwischen dem Meister aus Dortmund und dem Rekordsieger aus München um mehr als eine Trophäe.
Nach zwei demütigenden Bundesliga-Jahren mit deutlichen Punktrückständen ist die sportliche Vormachtstellung der Bayern ins Wanken geraten. Vor allem Präsident Uli Hoeneß sehnt sich nach einer Rückkehr zur Normalität und will den Anspruch auf die Münchner Alleinherrschaft untermauern. „Es ist ein guter Maßstab, um zu sehen, wo der Hammer hängt“, betonte der Präsident.
Zumindest für kurze Zeit rückt selbst das in einer Woche anstehende „Finale dahoam“ in der europäischen Königsklasse gegen den FC Chelsea in den Hintergrund. Zunächst soll der freche Bundesliga-Primus in die Schranken verwiesen werden. Unter allen Umständen will Trainer Jupp Heynckes verhindern, dass sich das Kräfteverhältnis weiter zugunsten des Revierclubs verschiebt: „Der deutsche Meister mit Rekordergebnis ist zwar favorisiert. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir diesmal dran sind.“
Die Sorge des Fußball-Lehrers, dass es seinen Profis angesichts des nahen Showdowns in der Champions League an der nötigen Konzentration mangeln könnte, halten sich in Grenzen. Schließlich will das gesamte Team die jüngsten Niederlagen gegen den Revierclub vergessen machen. „Jetzt werden die Preise vergeben - und da wollen wir dabei sein“, sagte Philipp Lahm am Freitag wenige Meter vom präsentierten Pott entfernt. Ähnlich wie Präsident Hoeneß will der Kapitän ein prestigeträchtiges Zeichen setzen. „Wir haben viermal hintereinander gegen Dortmund verloren und wollen endlich wieder klarstellen, was hier in Deutschland los ist.“
Im Gegensatz zu den Bayern können die Dortmunder entspannter in die Partie gehen. Die Meisterschale im Handgepäck vermindert den Druck und schürt die Hoffnung, eine Saison der Superlative mit einem weiteren Coup zu veredeln. Dennoch kündigte Jürgen Klopp einen leidenschaftlichen Auftritt seiner Himmelsstürmer an: „Wir werden auftreten, als wäre es Wembley oder Wimbledon. Das Pokalfinale ist das außergewöhnlichste Fußballspiel in Deutschland.“ Auch Staatsoberhaupt Joachim Gauck fehlt da nicht im Stadion.
Anders als beim nach Verlängerung verlorenen Endspiel (1:2) vor vier Jahren gegen München ist der BVB diesmal von vorn herein auf Augenhöhe. „Wir wollen die Gunst der Stunde nutzen. Wir sind in hervorragender Verfassung und nach 103-jähriger Vereinsgeschichte einfach mal dran mit dem Double“, sagte Klopp.
Gut möglich, dass es in Berlin ähnlich eng und dramatisch zugeht wie beim 1:0 der Borussia im Giganten-Gipfel vor einem Monat in Dortmund. Damals avancierte Arjen Robben zur tragischen Figur. Erst hob er beim Dortmunder Siegtreffer das Abseits auf, dann verschoss er in der Schlussphase einen Elfmeter. Liebend gern würde der Flügelflitzer diese Missgeschicke am Samstag vergessen machen: „Es gibt schöne Momente im Fußball und weniger schöne. Das ist ein anderes Spiel, und ich werde wieder 100 Prozent geben.“
BVB-Trainer Klopp dürfte auf die Startelf setzen, die sich beim bislang letzten Spiel gegen den FC Bayern prächtig schlug. Deshalb droht dem von einer Schambeinentzündung genesenen Mario Götze ein Platz auf der Bank. „Er macht Fortschritte“, sagte Klopp, „aber es ist wahrscheinlicher, dass Mario eingewechselt wird.“
Beim FC Bayern ist die Besetzung des defensiven Mittelfeldes spannend. Setzt Heynckes auf eine defensive Variante mit der Doppelsechs Bastian Schweinsteiger/Luiz Gustavo und davor auf der Zehn mit Toni Kroos? Oder steht der zuletzt starke Thomas Müller in der Startelf, und dahinter bilden wie wohl auch in einer Woche beim Königsklassen-Finale gegen Chelsea Schweinsteiger/Kroos die Doppelsechs? Heynckes hielt sich auch am Tag vor dem Finale mit Äußerungen zu seiner Taktik und Personalplanung zurück. „In solch einem engen Spiel spielen simple Faktoren oft eine große Rolle.“
Nicht nur für die Profis, sondern auch für die Organisatoren ist die Partie in dem mit über 74 000 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion eine echte Herausforderung. Weil in der Arena nur zwei Tage zuvor das Relegationsspiel der heimischen Hertha gegen Fortuna Düsseldorf (1:2) ausgetragen wurde, mussten einige Arbeiten in der Nacht durchgeführt werden. Doch die dadurch verursachten Mehrkosten können durch das riesige Vermarktungspotenzial dieser Partie locker verkraftet werden. „Alles wird bereit sein für ein tolles Fußball-Fest“, versprach DFB-Sprecher Ralf Köttker.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Gündogan, Kehl - Blaszczykowski, Kagawa, Großkreutz - Lewandowski
FC Bayern München: Neuer - Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba - Kroos, Schweinsteiger - Robben, Müller, Ribéry - Gomez
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)