Berliner AK will auch Löwen ärgern - Kommt Erdogan?
Berlin (dpa) - Sogar der türkische Ministerpräsident soll kommen. Die Aufregung beim Berliner Viertligisten BAK 07 vor der zweiten Runde im DFB-Pokal ist riesig - auch wenn am Dienstag „nur“ der Zweitligist TSV 1860 München zu Gast ist.
Die Spekulationen halten sich hartnäckig, dass Recep Tayyip Erdogan nach der Eröffnung der neuen türkischen Botschaft in den Jahnsportpark kommt. „Bei mir steht hinter dem Termin noch ein Fragezeichen“, sagte eine Botschafts-Mitarbeiterin und wollte die Besuchsplanungen des Regierungschefs nicht dementieren.
Jahrelang waren mehr als 90 Prozent der BAK-Mitglieder türkischer Abstammung. Jahrelang war der Club nur als Skandalnudel wahrgenommen worden. Spielausfälle als Folge ausbleibender Gehälter sorgten für negative Schlagzeilen. Seit dem Pokalwunder in Runde eins durch das 4:0 über Hoffenheim im August findet der Berliner Athletik-Klub 07 in der Hauptstadt mehr Resonanz als je zuvor.
Gegen die Münchner soll nun der Zuschauerrekord des Vereins fallen, der aus dem 1899-Spiel bei 1468 Besuchern steht. Die Marke von 5000 soll übertroffen werden - klingt nicht doll. Für BAK, den Verein mit türkischen Wurzeln, wäre es aber eine neue Dimension. „Es ist die beste Zeit, seit ich hier tätig bin“, sagte Präsident und Bauunternehmer Mehmet Ali Han.
Mit den rund 250 000 Euro für den Einzug in Pokal-Runde zwei sollen nicht teure Spieler gekauft, sondern die Strukturen des Vereins nachhaltig verbessert werden. Hauptsponor Ali Han hat auch erkannt, dass die Mitgliederstruktur deutscher werden muss, um als Gesamtberliner Verein wahrgenommen zu werden.
Dem Anliegen der Integration ist auch die neue Vereinshymne gewidmet. Als erster deutscher Club wählte der BAK einen HipHop-Song als Hymne, die Dienstag öffentlich vorgestellt wird. „Mein Sohn ist 15, ihm gefällt sie“, bekannte Trainer Jens Härtel. Der Coach des Remis-Spezialisten (6 Unentschieden in 9 Spielen) der Regionalliga Nordost hat mit den Münchnern noch eine Pokalrechnung offen. Vor acht Jahren unterlag der frühere Profi von Union Berlin und Babelsberg 03 mit dem brandenburgischen Pokalsieger Germania Schöneiche in der 1. Pokal-Runde den Sechzigern mit 1:2. „Vielleicht können wir das jetzt umdrehen“, sagte Härtel in der Hoffnung auf ein zweites BAK-Wunder.
Den ersten Rekord hatte der BAK schon bei der Pressekonferenz gefeiert, als sich rund 40 Medienvertreter im VIP-Raum des Poststadions drängten. So einen Auflauf kannte man beim Berliner AK 07 bislang nicht. Vor dem zweiten „Spiel des Jahres“ kennt das Selbstbewusstsein keine Grenzen. Die Sprüche des Underdogs sind nicht von schlechten Eltern. „Wir lieben die Zahl 18. Wir haben 1899 Hoffenheim mit 4:0 geschlagen, warum sollten wir nicht auch 1860 bezwingen können?“, meinte Manager Erdogan Dogan. Und Metin Cakmak, Doppeltorschütze gegen Hoffenheim, tönte: „Ich knipse auch die Löwen weg.“