Cacaus Sehnsucht nach Berlin: „Wäre ein Traum für mich“
Stuttgart (dpa) - Die Erinnerung an das verlorene DFB-Pokal-Finale 2007 schmerzt Cacau auch heute noch. „Das tut nach wie vor weh“, erzählte der Stürmer des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart.
„Eine Woche davor waren wir bei der Meisterfeier die Helden. Eine Woche später war ich der größte Depp.“
Bis zur 31. Minute war Cacaus Welt an jenem Samstag im Mai noch halbwegs in Ordnung gewesen. Er brachte den Traditionsclub gegen den 1. FC Nürnberg erst in Führung, doch elf Minuten danach brannten bei dem gebürtigen Brasilianer die Sicherungen durch. Cacau schlug dem „Club“-Verteidiger Andreas Wolf in einem Zweikampf mit der Faust auf die Brust. Die Quittung: Rote Karte.
„Damals habe ich am meisten gelernt, dass Fußball ein Tagesgeschäft ist“, sagte Cacau über die Häme nach dem verlorenen Endspiel (2:3 n.V.) in Berlin gegen die Außenseiter aus Franken.
Sechs Jahre nach dem letzten Auftritt im Olympiastadion hofft Cacau auf Wiedergutmachung. Mit dem VfB steht er wieder im Endspiel - dieses Mal geht's gegen den FC Bayern. Und nach einer langen Leidenszeit hofft der heute 32-Jährige auf einen Einsatz. „Ich tue alles dafür“, sagte Jerônimo Maria Barreto Claudemir da Silva, wie er mit vollem Namen heißt, der Nachrichtenagentur dpa. „Es wäre für mich ein Traum, im Finale spielen zu können.“
Coach Bruno Labbadia gab sich zuletzt zurückhaltend, was einen Einsatz Cacaus im Finale betrifft. Als Joker für oder an der Seite von Stoßstürmer Vedad Ibisevic wäre er 240 Tage nach seinem letzten Pflichtspiel (0:2 in der Europa League gegen Molde FK) aber sicher eine starke Option. Zumal er beim letzten Härtetest am vergangenen Samstag gegen den SSV Reutlingen (10:0) erstmals seit seiner schweren Verletzung vor mehr als sieben Monaten wieder auf dem Platz stand.
Schon das Jahr 2012 lief für den gläubigen Christen enttäuschend. Erst strich ihn Bundestrainer Joachim Löw aus dem EM-Aufgebot, dann verletzte sich Cacau schwer. Am 17. Oktober erlitt er schließlich einen Kreuzband- und Innenbandriss im linken Knie.
Cacau fasste den Negativstrudel auch als Herausforderung auf. „Ich habe mir gedacht, dass der Glaube nun sozusagen geprüft wird“, sagte er damals. „Und ich kann nochmal bestätigen, dass das genau das ist, was mich mit Hoffnung nach vorne schauen lässt. Ich weiß, dass Gott auch in dieser Situation bei mir ist und mir die nötige Kraft gibt.“
Mit Krisen kennt sich Cacau bestens aus. Seine alleinerziehende Mutter zog ihn und zwei Brüder auf. In Brasilien war er als Fußballer schon durch den Rost gefallen, als er 1999 mit einer Tanzgruppe nach Deutschland kam. Cacau biss aber weiter die Zähne zusammen. Über den Landesligisten Türkgücü München und das Amateurteam des 1. FC Nürnberg kämpfte er sich nach oben. Der Lohn: Meister 2007 mit dem VfB und WM-Dritter 2010 mit dem DFB.
Seit Ende April ist der 286-malige Bundesligaspieler (87 Treffer) nun wieder im Mannschaftstraining. Seitdem arbeitet der wendige Angreifer an seinem Ziel Berlin. „Alles, was jetzt noch kommt, ist ein Geschenk für mich“, sagt Cacau, dessen Vertrag bis 2014 läuft.
Mit einem Einsatz im Olympiastadion soll sich für ihn nach dem Tiefschlag vor sechs Jahren ein Kreis schließen. „Deshalb wäre es für mich persönlich mit dem VfB ein besonderes Erlebnis“, betont der stets gut gelaunte Mann aus Santo André im Bundesstaat São Paulo.