DFB-Pokal: Der Auftrag - Alles muss gut werden
Vor dem Spiel bei Erstligist Mainz ist der 1. FC Köln auf einem guten Weg — aber auch zum Erfolg verdammt.
Köln. Sonntag, als Peter Stöger über den FSV Mainz 05 sprach, weil der Erstligist Dienstag Kölns Gegner im DFB-Pokal ist, trug er nicht einmal mehr seine rot-weiße Brille. Der Mann aus Wien hatte jenes auffällige Gestell im Sommer zum Amtsantritt in Köln mitgebracht.
Und als sich dazu seine Freundin, die österreichische Kabarettistin Ulrike Kriegler vom Boulevard durch Köln führen und manches Interna raus ließ, musste man für den Club wieder das Schlimmste befürchten. Weil der kriselnde FC aus dem Unterhaus nichts weniger brauchte als einen weiteren Selbstdarsteller in verantwortlicher Position.
Einige Wochen später ist klar: Stöger ist so wenig Selbstdarsteller wie Sportdirektor Jörg Schmadtke und dessen rechte Hand, Kaderplaner Jörg Jakobs. Auf den entscheidenden Positionen haben sich in Köln Experten zusammengefunden, die den Verein vor allem mit einer Konstante nach vorne bringen wollen: Mit sachlicher Arbeit. Mit einem Plan. Und mit einer Mannschaft, die ein Gesicht hat, mit dem sich die Kölner Anhänger wieder identifizieren können.
Jetzt ist der FC Tabellenzweiter in der 2. Fußball-Bundesliga, noch ungeschlagen. Nicht alles ist bei fünf Unentschieden und nur drei Siegen gut, aber alles ist so, dass es richtig gut werden könnte.
Die Abwehr musste in acht Spielen erst vier Gegentreffer hinnehmen, der Sturm verspricht spätestens mit dem Zugang des Ex-Nationalstürmers Patrick Helmes neben dem treffsicheren Anthony Ujah krisenfreise Zone zu bleiben. Und im Mittelfeld haben sich neue und spielstarke Spieler wie Marcel Risse (kam aus Mainz) und Daniel Halfar (kam von 1860) schnell etabliert.
Dass darüber hinaus mit Torwart Timo Horn, Außenverteidiger Jonas Hector, den Mittelfeldstrategen Yannick Gerhardt und Adam Matuschyk sowie Risse und Helmes langjährige Kölner dabei sind, erwärmt die Fan-Seele — und ist Teil des Konzepts.
Aber: Dieses Konzept steht auf brüchigem Fundament. Denn zur Wahrheit dieses Clubs gehört auch, dass er in finanzielle Schieflage geraten ist, was nichts weniger heißt als: Der FC ist mit mehr als 30 Millionen Euro überschuldet.
Und nur viel Kreativität im Umgang mit an die Fans ausgegebenen Genussscheinen, veräußerten Catering-Rechten im Stadion und einem veränderten Pachtvertrag mit der Sportstätten GmbH haben noch Raum für Transfers wie jene von Helmes oder dem Polen Slawomir Peszko geschaffen. Klar ist aber auch: Der Verein geht damit in Vorleistung — und muss jetzt so schnell wie möglich nach oben.
Wie gerufen käme da eine weitere Einnahme aus dem DFB-Pokal. Dienstag beim Erstligisten Mainz. „Wir gehen das erste Mal nicht als Favorit in ein Spiel“, sagte Stöger. Er weiß, dass die Trauben hoch hängen — und es schon am Freitag in Aalen wieder um wichtige Punkte im Aufstiegskampf geht. Aber: Mit einem Sieg wäre dem FC eine Einnahme von rund 900 000 Euro zusätzlich aus TV-Geld (250 000 Euro), Vermarktungs- und Zuschauereinnahmen sicher. Geld, das der Club braucht. Denn alles muss gut werden. Und die Betonung liegt auf: muss.