Dortmunds zweite Garde streckt „Kopf aus dem Fenster“
Saarbrücken (dpa) - Der Blick auf die Dortmunder Aufstellung ließ beim 1. FC Saarbrücken kurz Träume von der Sensation reifen.
Weidenfeller, Lewandowski, Blaszczykowski, Piszczek alle auf der Bank, Reus und Sahin gar nicht im Kader - die Liste geschonter oder fehlender Stars beim Bundesligisten war riesig. Doch 90 Minuten später musste der einzig verbliebene Fußball-Drittligist im DFB-Pokal erkennen, dass der BVB trotzdem eine Nummer zu groß war - weil die zweite Garde der Schwarz-Gelben gehörig auftrumpfte.
„Ich bin froh, dass ich diese Jungs in der Hinterhand habe. Sie haben heute schon so richtig den Kopf aus dem Fenster gestreckt“, lobte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp sein neu zusammengewürfeltes Team nach dem ungefährdeten 2:0 (1:0)-Erfolg im Achtelfinale. „Ich habe kurz geschaut, wer fällt aus und dann geguckt, wer ist noch da, und dann gedacht: Mensch, immer noch geil“, sagte Klopp.
In Abwesenheit der Etablierten nutzten Oliver Kirch, Julian Schieber und Jonas Hofmann die Gunst der Stunde, um sich ins Rampenlicht zu spielen. Alle drei standen erstmals überhaupt in dieser Saison in der Startformation. „Ich denke schon, dass ich ein bisschen Werbung für mich gemacht habe“, meinte Kirch. Im defensiven Mittelfeld an der Seite von Kapitän Sebastian Kehl überzeugte der 21-Jährige mit großer Dynamik und viel Elan.
„Oliver hat eine Sensationsentwicklung gemacht“, sagte Klopp. Bei Schieber, Torschütze des 1:0 (19. Minute), geriet der BVB-Coach noch mehr ins Schwärmen: „Julian ist zwei Klassen besser als noch vor einem Jahr“, meinte Klopp. „Es tut auch mir weh, dass beide für ihre Qualität bei uns im Moment viel zu wenig Einsatzzeit bekommen.“
Dass die Reservisten dennoch keinerlei Anlaufschwierigkeiten offenbarten, hatte für Kirch einen einfachen Grund. „Die Qualität im Training ist sehr groß“, sagte der Blondschopf, der dennoch froh war, mal wieder bei einem Pflichtspiel von Beginn an auf dem Platz zu stehen. „Das war schon ein sehr gutes Gefühl.“
Zusammen mit Schieber und Hofmann, der in der 48. Minute mit dem 2:0 frühzeitig alles klar machte, will Kirch weiter „Gas geben“, um Klopp die Entscheidung in Zukunft noch schwerer zu machen. „Aber es ist auch nichts Dramatisches, wenn ich als junger Spieler mal nicht zum Einsatz komme“, sagte Hofmann.
Klopp kehrte auf jeden Fall mit der Gewissheit heim, dass er allen Ausfällen zum Trotz immer noch über ein starkes Team verfügt. Dennoch hofft er, dass sich das Lazarett bis zum Bundesliga-Topspiel gegen Bayer Leverkusen am Samstag ein wenig lichtet. „Es wäre schon wichtig, wenn zu Hause der eine oder andere mit der weißen Fahne kommt und wieder dabei ist“, sagte Klopp mit Blick auf Marco Reus und Nuri Sahin. Weidenfeller, Lewandowski, Blaszczykowski und Piszczek werden auf jeden Fall zurückkehren. Den Protagonisten des Pokalerfolges bleibt damit erst einmal wieder nur die Ersatzbank.