DFB-Pokal Ex-Gladbacher Marvin Compper trifft im Pokal auf Hoffenheim

Duisburg · Marvin Compper wurde in Hoffenheim einst Nationalspieler, heute Abend gibt es im DFB-Pokal in Duisburg ein Wiedersehen

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Treffen mit dem Mann aus dem Geschichtsbuch

Dietmar Hopp lag einst mit seiner Prognose daneben. Der TSG-Mäzen war sich sicher: Kai Herdling, das ist mal der erste deutsche A-Nationalspieler der TSG 1899 Hoffenheim. Dieses Prädikat hat sich dann doch Marvin Compper gesichert. 77 Minuten im DFB-Trikot gegen England machten den damals 23-Jährigen am 19. November 2008 zum ersten Hoffenheimer A-Nationalspieler. Viele weitere Spieler folgten, der Platz in der Vereinshistorie ist dem gebürtigen Tübinger damit aber für alle Zeiten sicher.

Elf Jahre später zählt für Compper das Hier und Jetzt. „Die Vorfreude ist groß“, sagt er vor dem Wiedersehen heute (18.30 Uhr/Sky), wenn sein MSV Duisburg in der 2. Runde des DFB-Pokals seinen Ex-Club TSG 1899 Hoffenheim erwartet. „Sie dürfen sicherlich nicht das Leistungsniveau der vergangenen Spieler erreichen“, sagt Compper über die Kraichgauer. Die Favoritenrolle ist dementsprechend klar verteilt: „Wir sind ein Drittligist. Hoffenheim ist ein Erstligist mit dem Ziel, international zu spielen.“

Die Hoffnung beim Drittligisten ist jene, die jeder Kleine vor dem Duell mit einem Großen hochhält: „Es geschieht oft ganz unterbewusst, dass man im Pokal unterschätzt wird“, sagt Compper. Seit dem Sommer spielt er nun beim Vorjahres-Zweitligisten, der nach dem Abstieg quasi den kompletten Kader ausgetauscht hat.

Der 34-Jährige soll dem jungen Team Stabilität verleihen. Elf von 13 möglichen Drittligapartien hat Compper bestritten. Ein Muskelfaserriss in der Wade zwang ihn zuletzt zum Zuschauen. Rechtzeitig fürs Pokalspiel ist die Verletzung auskuriert. „Es schaut gut aus“, sagt er. Gut ausgesehen hat zuletzt die Hoffenheimer Offensive um Andrej Kramaric, Ihlas Bebou, Sargis Adamyan und Jürgen Locadia. Der Erstligist versucht heute Abend in der Duisburger Arena seine Geschwindigkeitsvorteile auszuspielen. „Das sind alles Granaten“, sagt Compper, der von 2008 bis 2013 für die TSG spielte. Von den ehemaligen Mitspielern ist nur noch Sebastian Rudy (wieder) dabei. Mit Physiotherapeut Peter Geigle schreibt Compper „alle Schaltjahr“ mal. Ansonsten ist der Kontakt in den Kraichgau eingeschlafen. Sein erstes TSG-Jahr, 2008, sei damals das Schönste gewesen. In der Winterpause ging es von Borussia Mönchengladbach zur TSG: Was folgte? Der Bundesliga-Aufstieg, der Sturm zur Herbstmeisterschaft als Aufsteiger. Das erste Länderspiel. „In dem Kalenderjahr haben wir fast 80 Punkte geholt“, erinnert sich Compper. Jahrelang war er Stammspieler, Leistungsträger. „Da wird immer eine besondere Verbindung bleiben“, sagt er. So schön der Anfang, so hässlich war das Ende der Beziehung. Ende Januar 2013 steckte Hoffenheim tief im Abstiegskampf und vereinsinternem Chaos. Compper wurde suspendiert. Der damalige Hoffenheimer Manager Andreas Müller sagte damals, dass sich Compper nicht mehr motivieren könne. Ein Lustlos-Profi. Noch heute lässt sich die müllersche Wutrede im Internet finden. „Es hätte Hoffenheim nicht geholfen, wenn ich mir eine Schlammschlacht mit dem damaligen Sportdirektor geliefert hätte“, sagt Compper heute über seinen Wechsel zum AC Florenz: „Ich habe Andreas Müller damals Luft verschafft, weil ich der Bösewicht war.“ Müller war etwas mehr als zwei Monate später ja auch schon ein Ex-Hoffenheimer.

Comppers Version liest sich so: Im Herbst 2012 habe er seinen Vertrag in Hoffenheim verlängern wollen, der Verein aber nicht. „Dann saß ich unter Trainer Marco Kurz draußen, und ein halbes Jahr vor Vertragsende kam das Angebot aus Florenz“, erinnert er sich heute.

Gerade einmal 17 Einsätze erhielt Compper dort in anderthalb Jahren. Erfolgreicher waren da schon die drei sich anschließenden Jahre bei RB Leipzig mit 79 Einsätzen, zwei davon übrigens auch gegen die TSG Hoffenheim. Zuletzt kam die Karriere jedoch gewaltig ins Stocken. In anderthalb Jahren bei Celtic Glasgow stand Compper lediglich ein Mal auf dem Spielfeld. Immer wieder kleinere Verletzungen setzten ihn außer Gefecht. „Ich habe dort nie so richtig Fuß fassen können“, sagt er über die Zeit in Schottland.

Dementsprechend schwierig gestaltete sich im vergangenen Sommer die Rückkehr nach Deutschland. „Bei vielen Vereinen gab es Zweifel, dass ich die physische Beschaffenheit habe, ihnen weiterzuhelfen“, sagt Compper. In Duisburg setzt man nun auf seine Erfahrung. Der MSV steht aktuell auf Rang zwei. Klar ist aber auch: „Im Oktober braucht man keine Aufstiegsparolen rauszuhauen.“

Schlechte Bilanz

Zwei Mal scheiterte Marvin Compper mit der TSG im Viertelfinale des DFB-Pokals an einem Zweitligisten (Energie Cottbus und Greuther Fürth). Beim Hoffenheimer 0:4-Debakel 2012 beim Viertligisten Berliner AK fehlte Compper gesperrt. „Ich habe noch keine so erfolgreiche Pokal-Geschichte erlebt“, sagt er: „Es waren eigentlich eher immer Enttäuschungen.“ fhu