Kommentar Fohlenelf: Euphorie-Welle am Niederrhein

Meinung | Mönchengladbach · Die Fohlen sind dem BVB, einem selbsternannten Titelkandidaten, auf Augenhöhe begegnet. Jetzt heißt es im Borussia-Park noch mal zusammenrücken.

v.l. Nico Elvedi, Jonas Hofmann und Thorgan Hazard

Foto: WITTERS/TimGroothuis

Rund 6,7 Millionen Menschen haben den jüngsten Pokal-Fight zwischen Dortmund und Mönchengladbach live vor den TV-Geräten verfolgt, weitere 80.000 auf den Rängen der BVB-Arena. Und trotz der bitteren Pleite (1:2) am Ende samt dem Ausscheiden aus dem Wettbewerb hat die Gladbacher Borussia auf großer Bühne eine Visitenkarte hinterlassen, die der eines amtierenden Bundesliga-Spitzenreiters würdig ist. Die Fohlen sind, wie schon elf Tage zuvor in der Meisterschaft (0:1), einem selbsternannten Titelkandidaten und nationalem Bayern-München-Konkurrenten auf Augenhöhe begegnet. So weit, so gut. Aber: Nun heißt es Wunden lecken am Niederrhein und so schnell wie möglich alle verfügbaren Kräfte bündeln für das, was auf den VfL zukommt. Drei immens wichtige Spiele in acht Tagen. Beginnend mit dem Rheinland-Duell an diesem Samstag in Leverkusen, darauf folgt am Donnerstag das Europapokal-Match im heimischen Borussia-Park gegen AS Rom, ehe es Sonntag, ebenfalls vor eigenem Publikum, gegen Werder Bremen weitergeht. Diese bevorstehenden Aufgaben sind an sich schon knifflig, bekommen durch die Tatsache, dass Gladbach aktuell in Sachen Personal aus dem letzten Loch pfeift, jedoch zusätzliche Schwierigkeitsgrade. Sportdirektor Max Eberl betont: „Wir jammern nicht rum!“

Die Zahl der verletzten beziehungsweise angeschlagenen Profis ist allerdings mittlerweile zweistellig. Trainer Marco Rose musste in Dortmund bereits im Vorfeld auf elf Akteure verzichten, mit dem erkrankten Kramer und Bensebainis Oberschenkelproblemen sind zwei weitere Sorgenfälle hinzugekommen. Gladbach läuft Gefahr, in einer richtungsweisenden Phase der Hinrunde, mangels Stammpersonals, plötzlich empfindlich ausgebremst zu werden. Mit dem Pokal-Aus in Dortmund ist bereits ein Titeltraum früh erloschen. Gegen Rom sollte nun in der Europa League gewonnen werden, sonst droht in einem weiteren Wettbewerb das vorzeitige Aus. In der Liga sind Leverkusen und Bremen wahrlich Prüfungen für eine angeschlagene Borussia, die als Spitzenreiter Euphorie, aber auch neue Erwartungshaltungen im Umfeld des Klubs kreiert hat. Sommer, Zakaria, Thuram & Co ist zuzutrauen, dass sie den bevorstehenden Stresstest erfolgreich meistern können. Dafür braucht es allerdings auch die volle Unterstützung der Anhänger und Fans. Jetzt heißt es im Borussia-Park noch mal zusammenrücken. Damit die Euphorie-Welle am Niederrhein, die Rose und seine Mannen dank packender Auftritte in den vergangenen Wochen ins Leben gerufen haben, nicht abrupt wieder abflaut.