Weg nach Berlin Frankfurt gegen Mainz: Das ungleiche Pokal-Derby
Frankfurt/Main (dpa) - Die Erinnerung an diesen großen Tag im Mai lässt bei Eintracht Frankfurt niemanden mehr los. An die Frankfurter Fan-Massen in Berlin. An die Stimmung im Olympiastadion.
„Ich will wieder nach Berlin“, rief Eintracht-Präsident Peter Fischer bei der Mitgliederversammlung seines Vereins. Doch auf dem Weg ins Endspiel des DFB-Pokals wartet am Mittwochabend (18.30 Uhr) im Viertelfinale erst einmal ein Rhein-Main-Derby gegen den FSV Mainz 05.
„Bislang hat man ja immer nur Silhouetten von Berlin gesehen. Aber vor dem Viertelfinale sieht man das Ziel schon etwas klarer“, sagte Frankfurts Trainer Niko Kovac. „Wir wissen, wie schön es ist, im Pokalfinale zu stehen. Jeder, der im letzten Jahr dabei war, möchte da wieder hin. Wir haben dieses Endspiel gegen Dortmund ja auch verloren. Das würden wir vielleicht gern revidieren.“
Frankfurt gegen Mainz ist kein Derby, auf das die Menschen im Rhein-Main-Gebiet wochenlang hinfiebern. Dazu fehlt beiden Vereinen die gemeinsame Geschichte, dafür sind beide in ihrer Ausrichtung und schieren Größe zu unterschiedlich. Doch Frankfurt und Mainz schaffen es immer wieder, genau dann aufeinander zu treffen, wenn es für mindestens einen von beiden um sehr viel geht.
Noch vor zwei Jahren wäre die Eintracht sicher abgestiegen, wenn sie nicht kurz vor Schluss noch ein Glückstor zum 2:1-Sieg gegen Mainz erzielt hätte. Und im vergangenen Mai drohten die 05er am vorletzten Spieltag auf den Relegationsplatz zurückzufallen, weil sie gegen Frankfurt nach knapp einer Stunde mit 0:2 zurücklagen. In einer der spektakulärsten Halbzeiten der Mainzer Bundesliga-Historie drehten sie dieses Spiel aber noch und gewannen mit 4:2.
Diesmal geht es um den Einzug ins Pokal-Halbfinale. „Das ist ein geiler Wettbewerb. Und wir wollen morgen Abend in diesem Wettbewerb ungeschlagen bleiben“, sagte der Mainzer Trainer Sandro Schwarz. „Wer morgen nicht brennt, der ist komplett fehl am Platz.“
Die Mainzer gehen in vielerlei Hinsicht deutlich geschwächter in dieses Spiel - und das nicht nur, weil Sandro Schwarz und auch sein Verteidiger Jean-Philippe Gbamin so stark erkältet sind.
Während es sich die Eintracht leisten kann, ihr 0:3 in Augsburg bloß als kleinen Rückschlag und „Teil einer Entwicklung“ (Kovac) zu werten, sind die 05er nach ihrer jüngsten Niederlage gegen Bayern München auf den Relegationsplatz zurückgefallen. Sie stecken in der Bundesliga wieder mitten im Abstiegskampf - und damit genau dort, wo sie vor ihrem epischen 4:2 gegen die Eintracht im Mai schon einmal angelangt waren. Entscheidend weiterentwickelt hat sich dieses Team in den vergangenen Monaten unter Schwarz noch nicht.
Der Pokal als Mutmacher für den Abstiegskampf: So könnten sie dieses Spiel in Mainz auch sehen. Doch davon will Schwarz nichts wissen. Der 39-Jährige wohnt in Frankfurt, er ist heiß auf das Halbfinale und auf genau dieses Duell. „Wir wollen uns nicht mit der Bundesliga beschäftigen, sondern nur mit dem DFB-Pokal“, sagte er. „Das Ziel muss es sein, nach Berlin zu kommen.“
Die Mainzer standen noch nie im Pokal-Endspiel. Aber wenn sie darüber reden, klingen sie schon wie die Frankfurter. „Es gibt keinen, der nicht davon träumt, einmal in seinem Leben in Berlin dabei zu sein und das Logo von Mainz 05 hinter dem Tor im Olympiastadion zu sehen. Jeder brennt darauf“, sagte Sportvorstand Rouven Schröder.