„Gelassene“ Bayern hoffen auf Blitztherapie im Pokal
München (dpa) - Der Premieren-Ausrutscher in der Bundesliga soll beim FC Bayern bloß keine Herbstdepression auslösen. Inmitten des Punktspiel-Alltags und der Fußball-Champions League könnte der teils etwas belächelte DFB-Pokal für die Münchner genau zur richtigen Zeit kommen.
Eine Blitztherapie nach der unerwarteten Pleite gegen Bayer Leverkusen wäre willkommen. Mit neuem Elan und alter Stärke will der Pokalrekordsieger das Negativerlebnis schnell vergessen machen und sich vom Zweitliga-Dritten 1. FC Kaiserslautern auf seinem Weg ins Achtelfinale nicht aufhalten lassen.
Das 1:2 gegen Leverkusen vom Sonntag sei aufgearbeitet, betonte Coach Jupp Heynckes am Dienstag. „Wir müssen ganz gelassen mit der Situation umgehen. Man sollte keine Szenarien herbeireden“, sagte der Trainer-Oldie und fügte an: „Wir sind gefestigt.“ Der genesene Arjen Robben allerdings warnte vor den Gästen: „Die sind nicht schlechter als die Mannschaften, die unten in der Bundesliga stehen. Die haben nichts zu verlieren - und wir haben alles zu verlieren.“
Gegen Leverkusen fehlte dem bayerischen Spiel vor allem das Filigrane von Franck Ribéry, der mit muskulären Problemen zu kämpfen hat. Noch sei offen, ob der Franzose rechtzeitig fit für Lautern werde, sagte Heynckes - am Abschlusstraining am Nachmittag nahm der 29-Jährige nicht teil. In jedem Fall muss Heynckes auf die Nationalspieler Mario Gomez (Aufbautraining) und Holger Badstuber (Muskelfaserriss) verzichten. Dafür stehen Robben und Javier Martínez wieder zur Verfügung. Luiz Gustavo dürfte seine Gelenkprobleme rechtzeitig überstanden haben, der Brasilianer fehlte aber wie Ribéry am Dienstag noch beim Mannschaftstraining.
Lautern reist als krasser Außenseiter und mit großer Demut nach München. Die Devise lautet, sich achtbar zu schlagen. 15 Jahre nach dem letzten Sieg in München - zu Beginn der Meistersaison 1997 unter Otto Rehhagel - wollen die Lauterer keinesfalls als Spielbälle der bayerischen Stars wieder in die so stolze Pfalz heimkehren. „Wir klopfen keine großen Sprüche. Von zehn Spielen gegen die Bayern verlieren wir vielleicht neun“, befand Trainer Franco Foda. Immerhin mit dem kleinen Nachsatz: „Eventuell ist am Mittwoch das eine Spiel.“
7000 Anhänger begleiten den FCK in die ausverkaufte Allianz Arena. Foda war bereits am Wochenende gegen die Werkself da, als Bayerns Serie von saisonübergreifend elf nacheinander gewonnenen Bundesligapartien jäh endete. „Leverkusen hat aus einer kompakten Abwehr heraus gespielt, war meistens mit zehn Mann in der eigenen Hälfte“, berichtete Foda. Eine Marschroute, die er auch seinem Team mitgeben dürfte. Ein Offensivspektakel erwartet niemand von den Lauterern, die neben Enis Alushi (Kreuzbandriss) auch auf ihren Topscorer Albert Bunjaku (Muskelfaserriss) verzichten müssen.
Auch die Bayern werden wohl nicht mit voller Kapelle antreten - ein bisschen aus Verletzungssorgen, ein bisschen aus Prinzip. Die ersten Pokalspiele waren in der Vergangenheit immer auch Launemacher für die Bankdrücker. Möglicherweise jetzt ebenfalls: Gerechnet wird etwa mit dem Pflichtspieldebüt von Ersatzkeeper Tom Starke, zu dem sich Heynckes aber im Vorfeld nicht explizit äußern wollte. „Ich berücksichtige Leistungen auch bei Spielern, die hinten dran sind. Wir haben Optionen, die qualitativ sehr hoch sind“, sagte er nur.
Beim FCK steht in dieser Saison vor allem die Rückkehr in die Bundesliga auf der Agenda - mit einem nach dem Abstieg völlig veränderten Team. „Für die kurze Zeit, in der ich hier bin, sind wir schon auf einem sehr guten Weg“, beteuert Trainer Foda. Schwächen aber erlaubt sich weiter vor allem die Defensive, 14 Gegentreffer in elf Zweitligapartien sind keine Bilanz eines Aufsteigers. „Wir bekommen zu viele Gegentore, auch wenn wir nur wenige Chancen zulassen“, meint Foda. Ein klares Manko - gerade gegen die Bayern.