Großkreutz sorgt nach BVB-Pokalerfolg für Misstöne

Fürth (dpa) - Der BVB-Jubel über den Einzug ins Pokalfinale geht im Ärger über das Wortgefecht zwischen Kevin Großkreutz und Gerald Asamoah fast ein wenig unter. Ein Fürther bezichtigt den Dortmunder, Asamoah beleidigt zu haben.

Großkreutz weist die Vorwürfe zurück.

Die Dortmunder Double-Jäger zelebrierten ihren Last-Minute-Einzug ins Pokalfinale nach Berlin mit wildem Siegesgeschrei und schrillen Disco-Beats. Noch eine Dreiviertelstunde nach dem späten wie glücklichen 1:0 beim Zweitliga-Spitzenreiter Greuther Fürth wummerte in der Nacht zum Mittwoch Partymusik mit ohrenbetäubender Lautstärke aus der BVB-Umkleide, Sonnyboy-Trainer Jürgen Klopp genoss einen „historischen Sieg“. Einzig der Ausraster von Offensivkraft Kevin Großkreutz trübte die Freude über den fünften Borussen-Einzug ins Cup-Endspiel - und stellte das goldene Tor von Ilkay Gündogan Sekunden vor Ende der Verlängerung in den Schatten.

Wutentbrannt sauste Großkreutz nach dem späten BVB-Glücksschuss in der Verlängerung auf den Ex-Schalker Gerald Asamoah zu und geriet mit dem Fürther Stürmer aneinander. Beim Wortgefecht soll der Dortmunder Nationalspieler den in Ghana geborenen Asamoah heftig beleidigt haben - sogar mit fremdenfeindlichem Hintergrund, wie Fürths Verteidiger Mergim Mavraj behauptete.

Großkreutz meinte zum rauen Kopf-an-Kopf-Duell zunächst nur: „Wer doofe Sprüche gibt, muss damit auch leben.“ Noch in den Stadionkatakomben wurde er von den Dortmunder Bossen zur Seite genommen - Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc redeten eindringlich auf ihren Schützling ein. Am Mittwoch dann distanzierte sich der Mittelfeldmann von den Vorwürfen. „Das ist schlichtweg falsch. Wer mich kennt, weiß, dass ich so etwas nicht mache“, sagte der 23-Jährige dem Onlineportal „bild.de“. Klopp sprang ihm bei: „Für mich ist wichtig, was jemand denkt, und nicht, was jemand sagt. Und ich weiß, dass Kevin das nicht denkt, nicht fühlt, damit nullkommanull zu tun hat“, sagte er „kicker online“.

Bei zwei Fürthern war die Wut besonders groß: Gerald Asamoah und Trainer Mike Büskens ärgerten sich über das mehr als unglückliche Pokal-Aus, über die verpasste Chance auf Berlin, über die geplatzten Europa-League-Träume - und als Ex-Schalker vor allem auch über die Pleite gegen den Lieblingsfeind aus Dortmund. 120 Minuten hatte der Zweitliga-Spitzenreiter nahezu auf Augenhöhe agiert, erst mit der letzten Aktion der ganzen Partie gelang dem eingewechselten Gündogan per 16-Meter-Schuss das 1:0 für den Favoriten. „Das ist unglaublich bitter, aber so ist eben der Fußball“, gab ein vollkommen geknickter Büskens zu, der Großkreutz' Wortattacke als „beschämend“ geißelte.

Zwölf Jahre lang spielte Asamoah vor seiner Zeit in Franken beim Dortmunder Ruhrpott-Kontrahenten Schalke 04, 18 Jahre lang war Büskens ein Gelsenkirchener. Asamoah war als „Königsblauer“ schon mehrmals mit BVB-Kickern aneinandergeraten. „Der 'Asa' hat halt eine Vorgeschichte - aber er braucht sich trotzdem nicht von einem pubertierendem Jungen beleidigen zu lassen bezüglich seiner Hautfarbe“, schimpfte Fürths Abwehrmann Mavraj. Der im Spiel glücklose Asamoah raunte in Richtung Großkreutz: „Zu so einem Typen brauch ich nicht viel sagen, er ist es nicht wert, darüber zu reden.“

Beim Ruhrpott-Derby 2007 war es zwischen Asamoah und Dortmunds Torwart Roman Weidenfeller besonders hoch hergegangen: Asamoah behauptete damals, der Schlussmann habe ihn als „schwarzes Schwein“ bezeichnet, Weidenfeller bestritt dies. „Es ist nur auffällig, dass - wenn in irgendeiner Weise so was ist -, Gerald Asamoah immer dabei ist“, stichelte Watzke am späten Dienstagabend.

So ganz vermiesen lassen wollten sich die Dortmunder ihre Party trotzdem nicht. „Das ist ein absoluter Traum“, befand Klopp nach einem Spiel gegen den „gefühlten Erstligisten Fürth“ (Zorc). In der Verlängerung drohte der BVB die große Chance leichtfertig aus der Hand zu geben - Fürth wirkte physisch stärker. Als Büskens zwei Minuten vor Schluss seinen Ersatzkeeper und Strafstoß-Helden Jasmin Fejzic für den starken Max Grün brachte, stellten sich alle 15 500 Zuschauer auf einen Showdown im Elfmeterschießen ein. Dann schlug Gündogans Stunde: Aus 16 Metern pfefferte er den Ball an den Pfosten, vom Rücken des Unglücksraben Fejzic prallte der Ball ins Tor.

„In so einem Moment bekommst du erstmal einen Adrenalinstoß. Da weiß man die nächsten 30 Minuten gar nicht, was man machen soll“, beschrieb Watzke. Nach einem „gefühlten Acht-Stunden-Spiel“ schwärmte Verteidiger Neven Subotic schon mit leuchtenden Augen vom Endspiel am 12. Mai. „Ich war noch nie zum Pokalfinale in Berlin, habe bisher nur ein Video mit den Highlights gesehen. Das ist nichts Normales.“

Für den BVB ist jetzt sogar das Double aus Meisterschaft und Cup greifbar. „Dass wir in der Meisterschaft ein Kandidat für den ersten Platz sind, ist uns mittlerweile auch klar - wir wissen, dass wir die Qualität haben“, analysierte Viererketten-Kollege Mats Hummels.