Herthas Finaltraum erneut früh beendet - „Frustrierend“
Bielefeld (dpa) - Der Frust über das Zweitrunden-Aus im DFB-Pokal war bei Hertha BSC auch am Tag danach noch spürbar. „Es schmerzt natürlich“, bekannte der ratlos wirkende Trainer Jos Luhukay.
„Wir hatten schon den Traum sehr weit zu kommen. Leider müssen wir wieder ein Jahr warten, um wieder die Chance zu haben.“ Nach dem 2:4 im Elfmeterschießen beim Drittligisten Arminia Bielefeld war die Stimmung am Berliner Trainingsgelände am Mittwoch getrübt. Erst nach einer langen Kabinenansprache des niederländischen Coaches trotteten die Reservisten des Hauptstadtclubs mit Verspätung zum Auslaufen.
Der Abschied aus dem nationalen Pokal-Wettbewerb ist in dieser Jahreszeit ein Berliner Ritual. Wieder scheiterte der Hauptstadtclub früh - diesmal beim Tabellenführer der 3. Liga im Elfmeterschießen nach 120 torlosen Minuten. „Wir hatten uns viel vorgenommen“, klagte der spät eingewechselte Sandro Wagner. Der Stürmer war am Mittwoch als einziger Spieler, der im Einsatz war, auf dem Trainingsplatz.
Wie ein Fluch haftet der Hertha die eigene Pokalhistorie an. Seit der Saison 2007/08 haben die Berliner nur einmal die zweite Runde überstanden. Zum sechsten Mal scheiterte die Hertha als Bundesligist vorzeitig an einem Drittligisten. TuS Langerwehe (1979/80), Holstein Kiel (2002/03), Eintracht Braunschweig (2004/05), FC St. Pauli (2005/06), Wuppertaler SV (2007/08) und nun Bielefeld - die wenig schmeichelhafte Liste wird immer länger.
Das alles ist Geschichte - wie der laufende Wettbewerb. „Das ist enttäuschend, frustrierend und bitter“, räumte Luhukay ein. Mit dem Zustandekommen der Niederlage aber haderte er keineswegs. Der Niederländer sah in der Arminia den „verdienten“ Sieger und führte das Aus auch nicht auf das Fehlen von Leistungsträgern zurück. Änis Ben-Hatira und Nico Schulz (Muskelverletzungen) fallen laut Luhukay „mindestens drei Wochen“ aus. Ob Per Skjelbred (Leistenprobleme) wieder einsatzbereit ist, entscheidet sich am Freitag oder Samstag.
Wenn die Hertha am Sonntag (17.30 Uhr) beim Bielefelder Nachbarn SC Paderborn den grauen Bundesliga-Alltag wieder aufnimmt, sieht Luhukay es als „Chance etwas gutzumachen“. Allerdings sind weitere Hertha-Profis angeschlagen: Julian Schieber reiste mit Oberschenkel-, Ronny mit Fußgelenksproblemen aus Bielefeld zurück. Roy Beerens hat einen Schlag auf das Sprunggelenk bekommen. Verteidiger John Heitinga hatte wegen Wadenproblemen nicht gespielt.
Über ein weiteres Highlight und dringend benötigte mehr als 500 000 Euro darf sich unterdessen die klamme Arminia freuen. Und das dank Alexander Schwolow. Die Leihgabe vom SC Freiburg parierte im Elfmeterschießen die Versuche von Schieber und Wagner, verpasste aber nach dem Schuss ins Glück seines Kollegen Marc Lorenz den Absprung zum Jubeln. „Ich habe nicht mitgezählt, ich dachte, dass noch einer kommt“, erklärte er.
Schwolow wurde von den Arminen-Fans nach dem Schlusspfiff frenetisch gefeiert - und musste den Klassiker „Humba täterä“ anstimmen. „Das war für mich das erste Mal“, sagte er. Die bundesligareife Stimmung in der SchücoArena war dem in Wiesbaden geborenen Keeper nicht fremd, schließlich hat er sie in Freiburg bereits erlebt. „In der ersten Liga hat man das jede Woche. Dafür müssen wir aber noch ein bisschen was tun“, sagte Schwolow. Zum Beispiel schon am Samstag bei Holstein Kiel.
Im DFB-Pokal geht es für die Arminia mit dem Achtelfinale weiter - Hertha ist ganz sicher zum 31. Mal nicht dabei, wenn am 30. Mai 2015 zum 31. Mal in Serie im Berliner Olympiastadion der Höhepunkt der deutschen Fußball-Saison ansteht. Nur die Amateure - seinerzeit mit Carsten Fiedler und Carsten Ramelow - hatten 1993 das Vergnügen und schlugen sich gegen Bayer Leverkusen (0:1) wacker. Finalteilnahmen für die Profis gab es lediglich 1977 und 1979 - im Niedersachsenstadion von Hannover und nicht im eigenen „Wohnzimmer“.
Herthas Pokal-Bilanz seit 1997: