Klopp genießt Vorgeplänkel mit Hecking

Berlin (dpa) - Auch am Tag vor seinem furiosen Abschiedsfest drehte sich in Berlin alles um Jürgen Klopp. Vor der Trennung von seiner großen Liebe Borussia wehrte sich der Dortmunder Trainer-Held mit sichtbarer Freude gegen die eigene Hauptrolle.

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„Ich habe nicht den Anspruch, der Held des Spiels zu werden. Das überlasse ich gerne den Spielern“, sagte der BVB-Coach vor dem Pokalfinale am Samstag (20 Uhr) gegen den Vizemeister VfL Wolfsburg.

Von großem Druck war am Freitag in den Katakomben des Olympiastadions noch wenig zu spüren. 30 Stunden vor dem Anpfiff zeigte sich Klopp in Plauderlaune. „Ich sage dir, wer im Tor spielt, wenn du mir sagst, ob Naldo dabei ist“, flachste er mit seinem Wolfsburger Kollegen Dieter Hecking, der auf seinen ersten Titel als Trainer hofft.

Doch das Pokalfinale wird nicht nur für die beiden Trainer zum spannenden Schlussakt der Saison. Schließlich wollen beide Clubs ihren Anspruch untermauern, die zweite Kraft im deutschen Fußball zu sein. „Wir würden gerne die Lücke schließen, die zwischen Bayern München und dem Rest der Liga entstanden ist“, bekannte VfL-Sportchef Klaus Allofs: „Aber das passiert nicht durch einen Pokalsieg. Es wäre aber ein Schritt dahin.“ BVB-Kapitän Mats Hummel bemerkte mit Vorfreude: „Pokalfinale ist einfach ein geiles Spiel.“

Der Gegensatz zwischen beiden Clubs könnte kaum größer sein. Auf der einen Seite steht der Riese aus dem Revier, der in dieser Saison mächtig ins Wanken geriet und zwischenzeitlich sogar vom Abstieg bedroht war. Auf der anderen Seite die aufstrebende VW-Konzerntochter, die dank kluger Investitionen den zuletzt vom BVB abonnierten Rang zwei eroberte.

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke bringt die Unterschiede auf den Punkt und verweist auf die größere Popularität der Borussia: „Wolfsburg liegt bei den finanziellen Möglichkeiten vorn, wir bei der Strahlkraft.“

Ein Duell der Gegensätze gibt es auch bei den Trainern, die einst gemeinsam in der Hessenauswahl aufgelaufen waren. Für Klopp ist es das letzte Spiel auf der BVB-Bank. Nach sieben Jahren will er sich mit einem weiteren Titel verabschieden und noch einmal auf dem Lastwegen als umjubelter Sieger die Dortmunder Kultstätte Borsigplatz umrunden. „Das ist eines der besten Dinge, die man im Leben machen kann und könnte zu meinem Hobby werden“, scherzte Klopp.

Hecking will jedoch der Spielverderber sein und die große Chance auf den ersten Titel seiner Trainerkarriere nutzen: „Wenn ich in Berlin bin, will ich auch gewinnen.“ Wie Klopp erwartet auch er ein offenes Spiel: „Das kann ein tolles Finale werden. Beide Mannschaften sind offensiv ausgerichtet. Wer weniger Fehler macht, wird es richten.“

Nimmt man die Bundesliga-Saison als Maßstab, hat Hecking gute Chancen, dass sein Traum wahr wird. Für den Tabellen-Siebenten aus Dortmund spricht die größere Erfahrung. Schließlich nimmt der BVB am Samstag zum vierten Mal in Serie an einem Finale teil.

Im 72. Pokal-Endspiel, das in 176 Länder übertragen wird, stehen neben den Trainern die Stars Kevin De Bruyne und Marco Reus im Rampenlicht. Der belgische Nationalspieler war der überragende Mann der abgelaufenen Saison und könnte auch im Pokalfinale zum Matchwinner werden. „Große Spiele werden durch große Spieler entschieden, und so einer ist er“, sagte VW-Chef Martin Winterkorn.

Fast täglich gibt es neue Gerüchte über die Zukunft des Belgiers. De Bruyne nahm zuletzt nur wenig Rücksicht auf Befindlichkeiten des VfL oder dessen Fans: „Ich sage immer, dass ich sehr glücklich hier bin. Aber ich sage nicht, dass ich zu 100 Prozent bleibe.“ Bei einem Angebot eines europäischen Topclubs wie Real, Barça oder auch Bayern München dürfte er kaum zu halten sein.

Beim BVB liegen große Hoffnungen auf Reus, dessen muskuläre Probleme rechtzeitig zum Showdown in Berlin überwunden scheinen. Beim 3:2 gegen Bremen sammelte er wichtige Spielpraxis. Der in den vergangenen Monaten häufig durch Verletzungen zurückgeworfene Angreifer brennt vor Ehrgeiz: Schließlich will er endlich seinen ersten Titel gewinnen. Im Idealfall könnte er mit dem Pokal in seinen 26. Geburtstag hineinfeiern.

Offene Personalfragen sorgten im Vorfeld des Endspiels für weiteren Gesprächsstoff. So wurde in Dortmund darüber spekuliert, ob Roman Weidenfeller oder Mitch Langerak das Tor hütet. Im defensiven Mittelfeld dürfte Sebastian Kehl im letzten Spiel seiner Karriere den Vorzug vor Sven Bender erhalten. Für den BVB-Routinier ist es das bereits vierte Pokalfinale: „Leider habe ich bisher nur eins gewonnen, da kommt hoffentlich noch eins dazu.“

Bei den Wolfsburgern gilt als wahrscheinlich, dass Weltmeister André Schürrle erneut mit einem Platz auf den Bank vorliebnehmen muss. „Ich bin noch nicht da, wo ich mich sehe“, bekannte der Nationalspieler. Ob der angeschlagene Abwehrchef Naldo spielen kann, wollte Hecking trotz der Plauderstimmung natürlich nicht verraten.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Borussia Dortmund: Weidenfeller - Durm, Subotic, Hummels, Schmelzer - Kehl, Gündogan - Mchitarjan, Kagawa, Reus - Aubameyang

VfL Wolfsburg: Benaglio - Vieirinha, Naldo, Klose, Rodriguez - Luiz Gustavo, Arnold - Perisic, De Bruyne, Caligiuri - Dost

Schiedsrichter: Brych (München)