Grandioser Abschied Kovac führt Eintracht zum fünften Pokalsieg
Berlin (dpa) - Als die Fans von Eintracht Frankfurt am Ende eines denkwürdigen Pokal-Abends seinen Namen skandierten, flossen bei Niko Kovac Tränen der Rührung.
Schon zuvor war der Trainer der Hessen nach dem Happy End seiner gut zweijährigen Amtszeit völlig losgelöst in die Jubeltraube seiner Spieler eingetaucht. Mit dem 3:1-Sensationssieg gegen Bayern München und dem ersten Pokal-Triumph der Hessen seit 30 Jahren verabschiedete sich der 46 Jahre alte Fußball-Lehrer mit Glanz und Gloria zu seinem neuen Arbeitgeber. „Es ist immer am schönsten, wenn man mit einem Erfolg geht“, sagte Kovac gerührt.
In seinem Wohnzimmer Olympiastadion, wo er insgesamt acht Jahre für die Hertha spielte, machte der Kroate am Samstagabend sein Meisterstück. Denn vor dem Finale hatte wohl niemand ernsthaft auf die Eintracht gewettet. „Ich glaube, dass heute nicht nur in Berlin, sondern auch in ganz Hessen gefeiert wird“, sagte Kovac.
Mit dem Sieg verdarb Kovac seinem 73 Jahre alten Vorgänger Jupp Heynckes den Abgang von der großen Fußball-Bühne. Vor der Partie hatten sich beide bei einer innigen Umarmung Glück gewünscht. Am Ende jubelte der Jüngere, vergaß aber in der Euphorie auch nicht den Unterlegenen. „Ich bin nach dem Abpfiff zu Jupp Heynckes gegangen und habe ihm gesagt, dass es mir Leid tut und ihm alles Gute für sein weiteres Leben gewünscht“, berichtete Kovac.
Mit der Verkündung seines Wechsels zum Branchenprimus war Kovac in Frankfurt praktisch über Nacht vom glühend verehrten zum ungeliebten Fußball-Lehrer geworden. Wie stets in den vergangenen Wochen pfiffen die Eintracht-Fans den Kroaten auch bei der Mannschaftsvorstellung vor dem Finale lautstark aus. Der Pokal-Triumph stellt Kovac, der die Eintracht bei seiner Amtsübernahme 2016 vor dem Abstieg rettete und nun in die Europa League führte, jedoch ein glänzendes Arbeitszeugnis aus.
Die Anti-Stimmung im Umfeld des Vereins hatte dem Ex-Bundesligaprofi zuletzt mächtig zugesetzt. Dennoch heizte er sie in Berlin zunächst zusätzlich an, indem er Frankfurts sogenannten Fußball-Gott Alexander Meier nicht einmal in den Kader berief und den 35-Jährigen damit wohl um einen emotionalen Abschied auf der großen Bühne brachte. Denn Sportvorstand Fredi Bobic hatte zuletzt angedeutet, dass Meier bei der Eintracht keinen neuen Vertrag mehr erhält.
Mit der harten Entscheidung blieb sich Kovac auch in seinem letzten Spiel auf der Eintracht-Trainerbank treu. Er sucht den maximalen Erfolg, Einzelschicksale zählen dabei für ihn nicht. Man darf gespannt sein, ob er diese Linie auch in München durchzieht, wo er es künftig fast ausnahmslos mit Stars der Branche zu tun bekommt.
Mit dem Gala-Auftritt der Eintracht im Endspiel hat sich Kovac zumindest eine gute Ausgangsposition für seinen Amtsantritt an der Isar verschafft. Bei einer hohen Pleite, die einige befürchtet hatten, wäre er beim Rekordmeister sicher mit einiger Skepsis empfangen worden. Nun kommt er als Pokalsieger. „Das wird ihm den Einstieg erleichtern“, prophezeite Heynckes.