Offenbacher Pokal-Coup stärkt Trainer van Lent
Offenbach (dpa) - Als die Pokal-Party am Bieberer Berg ihren Lauf nahm, verließ DFB-Präsident Wolfgang Niersbach fast fluchtartig die Arena. Der überraschende Achtelfinal-K.o. von Fortuna Düsseldorf beim Drittligisten Kickers Offenbach hatte dem Fan der Rheinländer sichtlich die Stimmung verdorben.
Auch Fortuna-Manager Wolf Werner war die erschreckend schwache Leistung des Bundesligisten beim 0:2 (0:0) aufs Gemüt geschlagen: „Das tolle Jahr hat einen schwarzen Fleck bekommen.“
Ganz anders war die Gefühlswelt bei Offenbachs Coach Arie van Lent, der vor der Partie heftig in der Kritik stand. Er fühlte sich nach dem sportlichen und wirtschaftlichen Coup wie zu Weihnachten, zumal er umgehend eine Jobgarantie bis zum Saisonende erhielt. „Arie van Lent ist unser Trainer und bleibt unser Trainer“, stellte OFC-Präsident Frank Ruhl noch in den Stadionkatakomben klar.
Gesprächsbedarf gebe es lediglich beim Thema Vertragsverlängerung. „Da müssen wir uns vernünftig zusammensetzen. Wir haben unsere Vorstellungen, was wir im Umfeld ändern wollen“, kündigte Ruhl vor dem Treffen mit van Lent an diesem Donnerstag an. „Den Termin mit dem Vorstand nehme ich gerne wahr“, meinte der Coach schmunzelnd.
Noch auf dem Rasen hatte van Lent die Rückendeckung und Wertschätzung der gesamten Mannschaft erhalten. Nach den Toren von Mathias Fetsch (76.) und Stefan Vogler (85.) sowie dem Abpfiff war er von seinen jubelnden Spielern schier erdrückt worden. „Das hat mir eine dicke Lippe eingebracht“, scherzte der frühere Bundesligaprofi und stellte dann in ernstem Ton fest: „Das Verhältnis war immer intakt. Es war eine tolle Geste, über die ich mich gefreut habe. Ich weiß, dass es zwischen uns stimmt und wir gerne zusammenarbeiten.“
Für die in der 3. Liga zuletzt enttäuschende Mannschaft stand van Lent ohnehin nie zur Disposition. „Natürlich halten wir zum Trainer. Wir haben große Schritte unter ihm gemacht, das hat man heute gesehen“, lobte Mittelfeldmann André Hahn. Und Abwehrspieler Marc Stein berichtete: „Wir haben uns gesagt: Hey Jungs, lasst uns das Ding rocken. Wir haben klar gemacht, dass die Mannschaft zum Trainer steht. Wir widmen ihm den Sieg.“
Dieser lässt die leeren Kassen der mit rund 4,7 Millionen Euro verschuldeten Hessen nun ordentlich klingeln. Mindestens 820 000 Euro erhält der Drittligist, der erstmals seit sechs Jahren wieder im Viertelfinale steht. Bei einer Live-Übertragung im Free-TV würden die Einnahmen sogar auf weit über eine Million Euro steigen. „Finanziell war das sehr wichtig, denn jetzt prasselt ein warmer Geldregen auf uns nieder“, frohlockte OFC-Boss Ruhl.
Van Lent, der in einigen Medien zuvor bereits als Trainer auf Abruf bezeichnet worden war, konnte sich einen kleinen Seitenhieb gegen die Vereinsführung dann auch nicht verkneifen. „Ich denke, die Jungs dürfen stolz darauf sein, dass sie den Verein mit ihrem Sieg auch finanziell unterstützt haben. Ihre Prämie ist verdient.“