„Pech“ mit 5 Platzverweisen: Skandalspiel BVB-Dresden
Düsseldorf (dpa) - Die Bundesligapartie zwischen Borussia Dortmund und Dynamo Dresden vor 18 Jahren ging in die Geschichte ein: Fünf Platzverweise in einem Spiel bedeuten bis heute Rekord. Schiedsrichter Schmidt erinnert sich vor der am Dienstag stattfinden Pokalpartie noch gut daran.
Am Ende waren es nur noch 17. „Da waren nicht mehr viele Spieler auf dem Platz. Das war ein völlig kurioses Spiel. Ich kann mich noch erinnern, dass es sehr hektisch war“, sagte der frühere BVB-Profi Knut Reinhardt. Die Partie zwischen Borussia Dortmund und Dynamo Dresden am 1. September 1993 ist bis heute das Spiel mit den meisten Platzverweisen in der mehr als 48-jährigen Geschichte der Fußball-Bundesliga. „Und ich hab' dann sogar noch einen Elfmeter verschossen. Der war nicht gut geschossen“, sagte Ex-Nationalspieler Reinhardt.
Vor 39 000 Zuschauern im alten Westfalenstadion stand Schiedsrichter Manfred Schmidt von Beginn an Mittelpunkt. Bereits nach 29 Minuten musste der heutige DFB-Sportdirektor Matthias Sammer (Gelb-Rot) vom Platz, Dresdens Nils Schmäler (Rot) folgte fünf Minuten später. Im zweiten Abschnitt wurden zudem BVB-Profi Günter Kutowski (Rot) sowie die Dresdner Matthias Mauksch und Markus Kranz (jeweils Gelb-Rot) des Feldes verwiesen. Der BVB gewann die Partie durch drei Treffer von Stephane Chapuisat und Karlheinz Riedle ungefährdet mit 4:0.
Der Unparteiische erinnert sich noch heute genau an dieses Spiel. „Das war für mich natürlich ein einschneidendes Erlebnis. Es war erst mein zweites Bundesligaspiel“, sagte Schmidt der Nachrichtenagentur dpa am Montag. „Aber eigentlich waren das gar nicht so viele Karten. Pech war halt, dass die drei Spieler, die schon Gelb hatten, noch mal Gelb bekamen. Außerdem wurden wir vor der Saison angehalten, härter durchzugreifen“, sagte der ehemalige Unparteiische aus Bad Hersfeld.
Für den Schiedsrichter hatte die Partie unangenehme Folgen. Der Boulevard titelte: „Schmidtchen Schmeißer“. Außerdem gab es Drohanrufe und Beschimpfungen. Weitere Konsequenzen hatte das Spiel für Schmidt nicht. Schon in der nächsten Partie pfiff er den deutschen Rekordmeister FC Bayern München. „Die einzige Konsequenz war, dass die Spieler mehr Respekt vor mir hatten. Der Lothar Matthäus hat sich nie näher als drei Meter an mich herangetraut“, sagte Schmidt. Dass der Rekord bis heute Bestand hat, wundert ihn nicht: „Fünf Platzverweise, das hat sich keiner mehr getraut.“
Diese Rekordflut und Hektik sind im ersten Pflichtspiel-Duell beider Teams seit 16 Jahren sicher nicht zu erwarten. Die Dortmunder sind im Pokalspiel (Dienstag, 20.30 Uhr/ZDF) vor eigenem Publikum natürlich im Vorteil. „Wir sind deutscher Meister, Dresden ist Zweitligist, also sind wir Favorit“, meinte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Zudem hat sich sein Team für die Pleite von Piräus in der Champions League mit einem überzeugenden 5:0-Erfolg gegen den 1. FC Köln rehabilitiert.
Für Dresdens Trainer Ralf Loose ist die Partie in seiner Heimatstadt ein besonderes Ereignis. „Es wird eine emotionale Rückkehr für mich, und für meine Spieler wird es ein absolutes Highlight, denn keiner von ihnen hat bisher vor so einer Kulisse gespielt“, sagte der Dynamo-Coach, der bis 1986 für den BVB spielte.
Dresdens Profi Robert Koch, der beim 4:3 gegen Bayer Leverkusen in der ersten Pokalrunde zwei Treffer erzielte, sieht der Partie bei den Borussen zuversichtlich entgegen. „Wir haben gegen Leverkusen bewiesen, was möglich ist, und ich freue mich auf das Stadion, denn da wo ich herkomme, ist so etwas nicht alltäglich“, sagte Koch.