Reutlingen hofft im Pokal auf Hilfe „aller Fußballgötter“
Reutlingen (dpa) - Ohne Beistand von oben rechnet Maurizio Gaudino mit keiner erneuten Riesensensation des SSV Reutlingen im DFB-Pokal.
„Um weiterzukommen, benötigen wir wie gegen den KSC alle Fußballgötter auf unserer Seite“, sagte der Sportdirektor des schwäbischen Traditionsvereins vor der Zweitrundenpartie gegen Eintracht Braunschweig.
Als einziger verbliebener Fünftligist ist der SSV am Mittwoch (20.30 Uhr) krasser Außenseiter gegen den Zweitligisten. Aber dass die Reutlinger einen solchen Klassenunterschied wettmachen können, haben sie bei ihrem überraschenden 3:1-Triumph gegen den Karlsruher SC in der ersten Hauptrunde eindrucksvoll bewiesen.
Doch Fußball-„Wunder“ lassen sich nicht beliebig wiederholen. Das weiß auch Gaudino. Der ehemalige Nationalspieler fungiert beim SSV seit Mai als Manager. „Mein Engagement ist auf drei Jahre ausgelegt. Die laufende Spielzeit ist ein Aufbaujahr, in dem es um die Entwicklung der Mannschaft geht“, erzählte er.
Große Sprünge haben die Kicker aus der 112 000 Einwohner zählenden Stadt in dieser Punkterunde bislang nicht gemacht. Derzeit liegt das Team in der Oberliga Baden-Württemberg auf Platz elf. „In der nächsten Saison wollen wir zum Angriff auf die Spitze blasen“, kündigte Gaudino an. Der 48-Jährige, der eine Sportmanagement-Agentur betreibt, ist beim SSV für den sportlichen Bereich zuständig und zudem in die Sponsoring-Tätigkeiten des Vereins eingebunden.
Auch der Trainer ist in der Branche bekannt: Georgi Donkov stürmte für den VfL Bochum und den 1. FC Köln in der Bundesliga. „Wir wollen in dieser Saison eine Mannschaft formen“, sagte der bulgarische Ex-Nationalspieler. Den Pokalgegner bezeichnete der 45-Jährige als „stabile Mannschaft, die fast Erstliga-Niveau hat“. Braunschweigs Coach Torsten Lieberknecht sei aber nach dem Coup gegen Karlsruhe „vor uns gewarnt“. Sein Team solle sich gegen die Niedersachsen „gut aus der Affäre ziehen“, wünscht sich Donkov: „Unsere Fans sollen zufrieden nach Hause gehen können.“
Gegen den KSC erlebten 8166 Fans im 15 000 Zuschauer fassenden Kreuzeiche-Stadion die Ricciardi-Elfmeter-Festspiele. SSV-Kapitän Giuseppe Ricciardi erzielte alle drei Tore per Strafstoß. Der Mittelfeldspieler fiebert dem Pokalspiel entgegen: „Vielleicht gelingt uns wieder eine Sensation.“
Die große Vergangenheit liegt lange zurück. 1965 verpasste der SSV den Sprung in die Bundesliga nur knapp. In der Saison 1975/76 und von 2000 bis 2003 war der SSV Zweitligist - Trainer damals: Armin Veh. Dann begann der Absturz: Zunächst der Lizenzentzug, im März 2010 die Insolvenz. Der Pokal-Triumph gegen den KSC rückte den Verein nach langer Zeit nun wieder bundesweit ins Rampenlicht.