Schalke düpiert die Bayern: Mit 1:0 ins Finale
München (dpa) - Der FC Schalke 04 hat den Münchner Bayern den nächsten Titel-K.o. versetzt und geht nun als hoher Favorit ins Endspiel um den DFB-Pokal gegen den MSV Duisburg. Vier Tage nach dem 1:3 gegen Borussia Dortmund verloren die Münchner im Halbfinale mit 0:1 (0:1) gegen die „Königsblauen“.
Vor 69 000 Zuschauern erzielte der Spanier Raúl in der 15. Minute das Siegtor für das Team von Felix Magath, der eine triumphale Rückkehr an die frühere Wirkungsstätte feierte. Im Finale am 21. Mai gegen den Zweitligisten aus Duisburg können die Gelsenkirchener eine durchwachsene Saison retten und sogar mit einem Titel krönen. Für den FC Bayern war es erstmals seit dem 17. August 1991 und 25 Partien wieder ein Pokal-Heimspiel.
„Wir wussten, dass wir Chancen kriegen würden. Wir waren bei den Standards sehr gefährlich. Deshalb haben wir uns das auch verdient“, sagte Magath nach dem insgesamt zwölften Einzug seiner Mannschaft ins Pokal-Endspiel. Er habe gehofft, dass bei den Bayern „die Frische nicht mehr so da ist“, bekannte der Coach. „Wir freuen uns tierisch, dass wir im Finale in Berlin stehen“, jubelte Torhüter Manuel Neuer.
Lange Gesichter gab es bei den Bayern. „Das ist eine große Enttäuschung. Aber das ist auch Fußball, dass eine Mannschaft nur verteidigt und dann kontert und das Tor macht“, bilanzierte Trainer Louis van Gaal ernüchtert. Auch Kapitän Philipp Lahm war frustriert: „Die Enttäuschung ist groß, weil wir heute die Chance verpasst haben, ins Finale zu kommen. Wenn der FC Bayern nicht Meister oder Pokalsieger wird, ist das keine gute Saison für uns.“
Die Bayern wirkten im zehnten Pokal-Duell mit Schalke eine Halbzeit lang, als hätten sie den Wirkungstreffer des 1:3 gegen Bundesliga-Primus Dortmund noch nicht weggesteckt. Das Team agierte zunächst ideenlos und wie gelähmt, während Magath die „Knappen“ klug und mutig kontern ließ. Jefferson Farfan und Raúl drückten dem Spiel ihren Stempel auf, dagegen ging von der Bayern-Flügelzange mit Franck Ribéry und Arjen Robben bis dahin praktisch keine Gefahr für das Tor der Schalker aus. Als sicherer Rückhalt erwies sich dort der von den Bayern umworbene Neuer, dem in der Allianz Arena allerdings keine Sympathiebekundungen entgegenschlugen („koan Neuer“).
Wie verwandelt trat Louis van Gaals Elf in der zweiten Hälfte auf. Mit viel Engagement und hoher Laufbereitschaft ließen die Münchner ihrem Gegner kaum noch Zeit zum Luftholen. Zum Ankurbler schwang sich Robben auf, der sich der Bewachung durch seinen Widersacher Hans Sarpei immer häufiger entzog. Zwingende Aktionen hatten dennoch Seltenheitswert, weil Schalke defensiv stabil blieb. Selbst mit der Brechstange wollte sich der Erfolg nicht einstellen. In der 87. Minute stand Neuer bei Ribérys Schuss goldrichtig.
45 Minuten lang wurde der Rekord-Pokalsieger von den Schalkern düpiert. Die Gäste schalteten wie am Samstag der BVB blitzschnell um und profitierten bei ihrer frühen Führung zudem von erneuten Unsicherheiten der Bayern-Defensive. Im Anschluss an den zweiten Eckball von Jose Manuel Jurado kam Benedikt Höwedes unbedrängt zum Kopfball und diesen verlängerte Raúl ebenfalls per Kopf ins Tor. Sekunden zuvor hatte Mario Gomez mit seiner Rettungstat kurz vor der Torlinie schon das 0:1 durch den Spanier verhindert.
Während die Münchner Hintermannschaft den flinken Raúl weiterhin kaum in den Griff bekam, blieb das Angriffsspiel der Hausherren harmlos. Ribéry leistete sich viele Ballverluste, sein Pendant Robben hatte nur wenige große Momente, weil ihm Sarpei ständig auf den Füßen stand. In der 35. Minute musste Thomas Müller mit seiner Rettungstat auf der Linie sogar das mögliche 0:2 durch den starken Höwedes verhindern, den die Bayern wieder einmal zum Kopfball kommen ließen.
Mit deutlich mehr Elan kamen die Münchner zum zweiten Durchgang aus der Kabine. Robben, der an einer scharfen Hereingabe von Danijel Pranjic vorbeirutschte (47.), gab das Signal für einen furiosen Sturmlauf der Gastgeber. Eine Viertelstunde später verfehlten Luiz Gustavo und Mario Gomez nach Robbens Freistoß das längst in der Luft liegende 1:1.