Duisburg feiert zauberhafte Nacht mit neuem MSV
DFB-Pokal: Stefan Maierhofer ist das Sinnbild der Wandlung: selbstbewusst, energiegeladen, humorvoll.
Duisburg. Abgekämpft sieht er aus, die Oberlippe geschwollen, an der Unterseite aufgeplatzt, am Trikot klebt Blut, aber die Augen von Stefan Maierhofer funkeln. „Wir haben von der ersten Sekunde an gezeigt, was wir wollen“, sagt der Torschütze nach einer magischen Pokalnacht.
Nach Berlin wollten sie. In dieses Finale am 21. Mai. „Elfmeter, Rote Karte, Blut und Dreck — das war mal ein geiles Spiel“, befand Maierhofer nach dem 2:1 im DFB-Halbfinal-Duell der Zweitligisten gegen Energie Cottbus — mit Maierhofers Billardtor (24.), dem 2:0 von Kapitän Srdjan Baljak (54.) und dem Elfmetertor von Cottbus’ Torjäger Nils Petersen (78.). MSV-Abwehrspieler Bruno Soares hatte Jules Reimerink umgerissen und wurde durch den Pfiff und die folgende Rote Karte doppelt bestraft. Er ist in Berlin gesperrt, muss zusehen, wenn die „Zebras“ bei ihrer vierten Finalteilnahme versuchen, endlich den Pott in die Stadt zu holen. Zuletzt war das 1988 misslungen. 1:2 hieß es gegen den FC Bayern München.
Stefan Maierhofer jedenfalls wusste gleich nach der Pokalschlacht, wie er den gestrigen Abend verbringt. „Ich werde mich in Ruhe daheim vor den Kamin setzen, ein Eis essen, ein Spezi trinken und mir das Spiel anschauen.“ Bier darf er wegen einer Stoffwechsel-Krankheit nicht trinken.
Der Österreicher ist so etwas wie das Sinnbild dieses neuen MSV — selbstbewusst, energiegeladen, humorvoll. Sein Billardtor, bei dem der Cottbuser Uwe Hünemeier Maierhofer anköpfte, kommentierte der Österreicher trocken: „Der Herrgott hat mir meine Größe geschenkt und den Dickkopf. Und den habe ich hingehalten.“ In Berlin werde die Mannschaft so auftreten wie gegen Cottbus. Wir werden ein gutes Spiel machen, prophezeit Maierhofer, der leidenschaftlich Fußball auch arbeitet. Denn Leidenschaft gehört zu den Lieblingswörtern seines Trainers. Milan Sasic redet gerne über die positiven Emotionen, die er in dieses Team implantiert hat.
„Wir haben den Traum wahr gemacht, in diesem Moment ist der Gegner zweitrangig. Dieser Sieg weckt große Gefühle in mir.“ Beim Dienstantritt des Kroaten vor 16 Monaten existierte dieser MSV der Pokalnacht noch nicht. Es herrschte tiefe Depression: Aber nicht wenige hatten Sasic diese Veränderung nicht zugetraut. Der Verein bangte um die Lizenz, die Kasse war klamm, der Kader teuer und ohne Perspektive. Sasic steht für harte Arbeit, geriet mit Spielern und Funktionären aneinander. Mittlerweile hat er ein Team mit treuen Gefolgsleuten gebaut. Sein Verdienst ist auch, dass das tief gestörte Verhältnis der Fans zu den Spielern wieder intakt ist. Erstmals war die Arena seit Jahren ausverkauft. 6,5 Millionen Euro nahm der MSV bisher im Pokal ein. Und das muss noch nicht das Ende sein. Für den Pokalsieg gäbe es weitere 500 000 Euro — auch mit einer blutigen Lippe.