Schock nach Sieg: Schweinsteiger fällt wieder aus
München (dpa) - Der FC Bayern hat den Pokal-Erfolg beim VfB Stuttgart teuer erkauft: Mit Bastian Schweinsteiger wird der wichtigste Spieler der Münchener und auch der Nationalmannschaft erneut für mehrere Wochen ausfallen.
Dieser Schock überlagerte selbst die neue Debatte um Arjen Robben.
Gleich zwei Dutzend Reporter warteten vor der Praxis des Mannschaftsarztes auf den verletzten Bastian Schweinsteiger. Am späten Vormittag ging dort auch die Tür auf, aber heraus humpelte zur Ablenkung der Medien nur der vermummte Bruder Tobias mitsamt der Freundin des Bayern-Stars. Schweinsteiger selbst verschwand an Krücken und in Gips durch den Hinterausgang.
Die groteske Szene zeigt, wie groß der Stellenwert des Fußball-Nationalspielers ist - und wie groß der Schock beim FC Bayern, im Titelrennen der Bundesliga und in der Champions League erneut für mehrere Wochen auf seinen wichtigsten Spieler verzichten zu müssen. Schweinsteigers Verletzung stellte sich als Riss des vorderen Außenbandes im rechten Sprunggelenk heraus. „Das ist ein schwerer Schlag“, sagte Mario Gomez. Und ein teurer Preis für den eigentlich so befreienden Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale nach dem souveränen 2:0 (1:0) beim VfB Stuttgart.
Dort war der 27-Jährige nach einer Viertelstunde vom Platz gehumpelt, Georg Niedermeier hatte ihn schwer am Knöchel getroffen. „Ich hab' mich bei ihm entschuldigt. So etwas kann vorkommen im Fußball, aber ich will niemanden verletzen“, sagte der VfB-Spieler.
Wie lange genau Schweinsteiger ausfallen wird, wollten die Bayern noch nicht prognostizieren. Den Gips wird er aber erst einmal eine Woche lang tragen müssen, die zweite längere Zwangspause nach seinem Schlüsselbeinbruch im November wird sich deshalb kaum vermeiden lassen. Dass dieser überragende Ideen- und Taktgeber selbst im Münchner Luxuskaders kaum zu ersetzen ist, „haben wir schon in der Hinrunde gesehen“, sagte Kapitän Philipp Lahm. „Ich habe Bastian sehr enttäuscht erlebt. Er hat ja eine Kette von Verletzungen“, meinte auch Trainer Jupp Heynckes. „Das ist für ihn wahnsinnig schade - und für uns als Mannschaft sowieso. Er ist ein ganz wichtiger Spieler.“
Im Lichte der Schweinsteiger-Verletzung erscheint sogar die neue Debatte um Arjen Robben als bloße Lappalie. Als Folge der so wichtigen Umstellungen von Heynckes hatte der Star aus den Niederlanden in Stuttgart 90 Minuten lang nur auf der Bank gesessen. Immerhin förderten Heynckes' Maßnahmen quasi nebenbei auch eine halbwegs beruhigende Ersatzlösung für das defensive Mittelfeld der Bayern zutage. „Luiz Gustavo hat ein überragendes Spiel gemacht“, lobte der Trainer. „Wir haben defensiv fast nichts zugelassen, was auch sehr wichtig ist für die nächsten Wochen.“
Als Partner für den Brasilianer kommen David Alaba und Anatoli Timoschtschuk infrage, denn die wichtigste Erkenntnis aus dem Sieg in Stuttgart ist: Mit zwei eher sicherheitsorientierten Sechsern und Toni Kroos auf der Spielmacher-Position ist das Spiel der Bayern nicht mehr so durchschaubar und langatmig wie in den Wochen zuvor.
„Ich musste nach dem holprigen Rückrunden-Start etwas ändern“, erklärte Heynckes. Kroos wieder zentral offensiv spielen zu lassen, war dabei der entscheidende Zug. Der 22-Jährige wirkte in seiner Lieblingsrolle viel präsenter, das gesamte Bayern-Spiel deutlich ideenreicher. „Es hat mir sehr gut gefallen, ich konnte meine Qualitäten auf der Position wieder gut ausspielen“, sagte Kroos.
Leidtragender dieser Umstellung war Robben. Weil Thomas Müller vom Zentrum auf den rechten Flügel ausweichen musste, blieb für den 28-Jährigen kein Platz mehr im Team. „Das hatte nichts mit Arjen zu tun, es hätte nach den letzten Spielen auch jeden anderen unserer Offensivleute treffen können“, sagte Heynckes.
Für den Niederländer ist das dennoch eine neue Situation: Zum ersten Mal muss er in München um seine Position kämpfen. Entsprechend wort- und grußlos eilte er nach dem Spiel in den Bus. Am Donnerstag dürfte sich seine Laune nicht wesentlich gebessert haben, denn da gaben die Bayern wie erwartet die Verpflichtung von Xherdan Shaqiri für die nächste Saison bekannt. Auch der Schweizer Nationalspieler vom FC Basel spielt am liebsten Rechts- oder Linksaußen.