„Stand-by“ zum Pokalfinale: Grlic will Sahnehaube

Duisburg (dpa) - Den Flug zum Endspiel nach Berlin hat Ivica Grlic persönlich gebucht. „Jetzt will ich als Sahnehaube auch den Cup gewinnen“, sagt der Routinier des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg, der am 21. Mai im DFB-Pokalfinale gegen Schalke 04 antreten will.

Im Spätherbst seiner Karriere ist das Match im Berliner Olympiastadion für den 35 Jahre alten Bosnier die Chance auf den ersten großen Titel, mit dem er vor der Saison nicht rechnen konnte. Im vergangenen Sommer wurde Grlic im MSV-Kader nur noch als „Stand-by-Profi“ geführt und sollte sich parallel als Teammanager in die Zeit nach seiner aktiven Laufbahn einarbeiten. Im Pokalfinale gilt er aber als unverzichtbarer Profi und soll die „Zebras“ zum Sieg führen.

An den ursprünglichen Plänen hat sich nichts geändert. Grlic hat auf dem Trainingsgelände der Duisburger im Stadtteil Meiderich sein eigenes Büro. Von dort koordiniert er die Organisation der Auswärtsspiele, Trainingslager, bucht Flüge oder erfüllt spezielle Wünsche seiner Teamkollegen, die etwa nach dem Transfer zum MSV ein Umzugsunternehmen benötigen. „Ich bin das Mädchen für alles“, meint Grlic. Nach 14 Jahren als Fußballprofi, die Hälfte davon beim MSV, weiß er, was seine Mitspieler brauchen: „Wichtig ist, dass sich alle wohlfühlen.“

Grlic hat in dieser Saison immerhin 20 Zweitliga-Einsätze (3 Tore) und vier Pokal-Begegnungen (1) bestritten. Die Doppelfunktion füllt ihn aus und fordert viele Überstunden. „Das klingt anstrengend und ist es auch, aber es macht Spaß“, sagt der Mittelfeldspieler, der über viel Gefühl im Fuß verfügt. Standards sind seine Spezialität, mit fünf wichtigen Freistoßtoren hatte Grlic im Endspurt der Saison 2006/2007 den Duisburger Aufstieg in die Bundesliga eingeleitet.

Eine hartnäckige Knieverletzung konnte er auskurieren und drei Wochen vor dem Cup-Endspiel sein Comeback feiern. „Warten wir mal ab, ob es für Berlin reicht“, erklärt der zurückhaltende Fußballer, den zuletzt auch noch eine Oberschenkelzerrung plagte. „Mit seiner Erfahrung ist er für uns enorm wichtig“, betont MSV-Trainer Milan Sasic, der auch im Pokalfinale nicht auf Grlic verzichten will.

Die ganz besondere Atmosphäre im Berliner Olympiastadion kennt der frühere Nationalspieler Bosniens genau. 2004 hatte er den Zweitligisten Alemannia Aachen mit einem Freistoßtreffer zum 1:0-Sieg im Halbfinale gegen Borussia Mönchengladbach ins Endspiel geschossen. Im Finale unterlag Aachen aber 2:3 gegen Werder Bremen. „Die Stimmung musst du genießen, das ist einzigartig“, sagt Grlic. Diesmal will er den Pokal mitnehmen.

Seinen Ehrenplatz in der Vereinsgeschichte hat Grlic bereits sicher. Vor der Saison wählten ihn die Duisburger Fans als einzigen noch aktiven Spieler in das „MSV-Team der Legenden“ an die Seite von Duisburger Fußball-Ikonen wie Bernard Dietz oder Ronald Worm. Genug hat Grlic aber noch lange nicht. Nach exakt 300 Zweitliga-Einsätzen ist eine weitere Spielzeit als „Stand-by-Profi“ in Doppelfunktion bereits in Planung: „Hat ja bis jetzt ganz gut geklappt.“