Traditionsclubs wollen im Pokal überraschen

Berlin (dpa) - Früher sammelten sie Titel en masse, heute kicken sie zumeist in unterklassigen Ligen. In der ersten Runde des DFB-Pokals bietet sich Traditionsclubs wie Rot-Weiss Essen, dem Berliner FC Dynamo oder Carl Zeiss Jena die Chance, mal wieder im Rampenlicht zu stehen.

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Noch keine Pokal-Meriten hat der SV Meppen erworben, dafür genießt der Verein aus dem Emsland als Synonym für das Unterhaus fast Kultstatus. Die Deutsche Presse-Agentur porträtiert einige der Clubs.

Berliner FC Dynamo - FSV Frankfurt (Freitag, 19.00)

BFC DYNAMO: Der einstige Lieblingsclub von Stasi-Chef Erich Mielke holte zehnmal den DDR-Meistertitel und bestritt 60 Europapokalspiele. Größter Erfolg war das Erreichen des Halbfinals 1971/72 im Pokalsieger-Cup. Andreas Thom war der erste Ost-Spieler, der nach dem Mauerfall im Westen bei Bayer Leverkusen Millionär wurde. Ein Dutzend weiterer BFC-Profis folgte ihm in die Bundesliga-Clubs. Nach der Wende mussten die Dynamos daher kleinere Brötchen backen. Bei drei Starts im DFB-Pokal gelang dem Berliner Landespokalsieger kein Tor.

FC Carl Zeiss Jena - Hamburger SV (Samstag, 14.30 Uhr)

FC CARL ZEISS JENA: Konrad Weise, Eberhard Vogel und Rüdiger Schnuphase - diese Namen lassen die Augen von Fans des DDR-Fußballs leuchten. Der FC Carl Zeiss gehörte zu den Spitzenclubs des Ostens und beschäftigte eine Reihe von Nationalspielern. Die Thüringer waren drei Mal Meister der DDR, vier Mal gewann der Club den FDGB-Pokal. Nach der Wende spielte die Mannschaft zunächst in der 2. Bundesliga, ist jetzt in die Regionalliga Nordost abgerutscht. Größter Erfolg im DFB-Pokal war die Halbfinalteilnahme in der Saison 2007/08.

Hallescher FC - Eintracht Braunschweig (Samstag, 15.30 Uhr)

HALLESCHER FC: Das Erreichen des UEFA-Pokals 1971/72 gehört zu den Höhepunkten der Vereinsgeschichte, war aber zugleich mit einer Tragödie verbunden: Am Vorabend des Rückspiels gegen den PSV Eindhoven brannte es im Hotel des Teams, Nachwuchstalent Wolfgang Hoffmann starb, das Spiel wurde abgesagt. Beim 1:0 der DDR gegen die Bundesrepublik bei der WM 1974 stand mit Bernd Bransch ein Hallenser auf dem Platz. Und der ehemalige HFC-Mittelfeldstar Dariusz Wosz war einer von nur acht Fußballern, die für die DDR und die BRD kickten.

FC Viktoria Köln - 1. FC Union Berlin (Samstag, 15.30 Uhr)

FC VIKTORIA KÖLN: Mit Trainer Hennes Weisweiler sowie den späteren Bundestrainern Erich Ribbeck und Gero Bisanz als Spielern war der Vorgängerverein SC Viktoria Köln 1962 im Europapokal aktiv. Bis 1981 gehörte der Club der 2. Liga an. 2010 als FC Viktoria neugegründet, zählt der Verein seit 2012 stets zum Titelfavoritenkreis der Regionalliga West, hat den Aufstieg aber jeweils klar verpasst. Zuletzt 2014 im DFB-Pokal (2:4 in der 1. Runde gegen Hertha BSC).

SV Meppen - 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr)

SV MEPPEN: Diego Maradona kam mit dem FC Barcelona 1982 gern nach Meppen, Harald „Toni“ Schumacher wollte sechs Jahre später partout nicht im Emsland spielen. Von 1987 bis 1998 spielte der Verein ohne Unterbrechung in der 2. Liga. Der SVM steht seither als Synonym für das Unterhaus und genießt noch heute Kultstatus. Auch wegen Spielern wie Marko Myyry, der drei „y“ in seinem Namen unterbrachte. Derzeit belegt das Team Rang drei in der Regionalliga Nord, im DFB-Pokal 1990 verlor Meppen im Achtelfinale 0:1 beim Samstag-Gegner 1. FC Köln.

FSV Salmrohr - VfL Bochum (Sonntag, 14.30 Uhr)

FSV SALMROHR: Obwohl es für den 1921 gegründeten Oberligisten aus Rheinland-Pfalz nie zu einem Titel und nur einmal für die 2. Liga (1886/87) reichte, mangelt es in der 94-jährigen Vereinsgeschichte nicht an klangvollen Namen. Weltmeister Bernd Hölzenbein ließ beim FSV mit 40 seine Karriere ausklingen, Ex-Nationalspieler Klaus Toppmöller stürmte sechs Jahre für den Club und Edgar Schmitt begann dort seine Laufbahn, lange bevor er in Karlsruhe zum „Euro-Eddy“ wurde. Und auch Trainer Paul Linz hat in der Branche einen guten Ruf.

Rot-Weiß Essen - Fortuna Düsseldorf (Sonntag, 16.00 Uhr)

ROT-WEISS ESSEN: Helmut Rahn und Franz Islacker prägten die großen RWE-Jahre mit dem DFB-Pokal-Triumph 1953 und dem Gewinn der deutschen Meisterschaft 1955. Nach drei Aufstiegen in die Bundesliga 1966, 1969 und 1973 mit Fußballern wie Willi „Ente“ Lippens, Horst Hrubesch und Frank Mill folgten, auch durch Lizenzentzüge bedingte Talfahrten bis in die Fünftklassigkeit. 1994 erreichte RWE als Zweitligist zuletzt das Pokalfinale (1:3 gegen Werder Bremen). Seit 2011 spielt Essen in der Regionalliga.