Traoré - Ein Mann für Stuttgarter Überraschungsmomente
Stuttgart (dpa) - Schlecht gelaunt ist Ibrahima Traoré nur selten. In der Regel hat der Mittelfeldspieler ein Lächeln auf den Lippen. Darf er auch, denn der 24-Jährige gehört in dieser Saison zu den Gewinnern beim VfB Stuttgart.
Der Flügelflitzer sorgt für eine Portion Unbekümmertheit, an Mut mangelt es dem 18-maligen Nationalspieler Guineas dabei nicht. „Es könnte für mich kaum besser laufen“, sagte Traoré unlängst. „Ich spüre das Vertrauen vom Trainer und von der Mannschaft.“
„Ibo“, wie er von Fans und Mitspielern gerufen wird, gehört in dieser Saison zu den beständigen Spielern beim schwäbischen Fußball-Bundesligisten. Auf der linken Seite sorgt der Offensivmann für die Überraschungsmomente beim Tabellenelften. „Ibo hat eine unheimlich gute Entwicklung genommen“, bescheinigte ihm jüngst auch Sportdirektor Fredi Bobic einen Aufwärtstrend.
Trainer Trainer Bruno Labbadia hebt die „individuellen Qualitäten“ des Offensivspielers hervor. „Er ist ein leichtfüßiger, dynamischer Spieler“, sagte der Trainer schon bei Traorés Verpflichtung im Sommer 2011. „Herausragend ist, wie er Eins-zu-eins-Situationen lösen kann.“
Traoré hatte es anfangs aber nicht leicht. Vor seinem Wechsel vom FC Augsburg musste er sich lange mit Problemen am Sprunggelenk herumquälen und hatte später gehörige Anpassungsprobleme am Neckar. „Ich musste mich erst an das höhere Niveau und Tempo in der Bundesliga gewöhnen“, sagte er.
In seiner ersten Saison beim VfB kam Traoré fast schon folgerichtig meist nur als Einwechselspieler zum Einsatz. Zudem verpasste er Anfang 2012 wegen der Teilnahme am Afrika-Cup die wichtige Vorbereitung bei den Schwaben. „Das hat ihn die Rückrunde gekostet“, analysierte Labbadia. Nach mehr als einem Jahr Akklimatisation ist Traoré aber nun kaum aus der Startelf wegzudenken. Ohne ihn würde das gewisse Etwas fehlen.
„Er bringt mit seiner quirligen Art Schwung rein“, sagte Labbadia über den früheren Hertha-Profi. „Er tut uns gut, er ist ein intelligenter Junge.“ Dennoch hat der Nationalspieler noch genug Luft nach oben. „Er muss in seinen Abschlüssen klarer werden“, monierte der VfB-Coach, „dann hat er Wahnsinnsmöglichkeiten.“
Co-Kapitän Christian Gentner ist voll des Lobes über seinen Mitspieler. „Er tut uns von seiner Spielweise her gut. Er denkt wenig nach und macht viel Überraschendes“, sagte der 27-Jährige. „Er sucht das Dribbling. Und wenn es zweimal nicht klappt, lässt er sich nicht abhalten und versucht es noch ein drittes Mal.“
Traoré sei mit seinen Einzelaktionen eine wichtige Größe im Spiel der Schwaben. „Er entlastet die Mannschaft, indem er den Ball nach vorne treibt“, sagte Gentner über die Nummer 16 weiter und betonte: „Er ist als Charakter absolut akzeptiert.“
Es ist ein echter Anblick, wenn Traoré nach den Spielen lässig durch die Mixed Zone schlurft, meist mit einer Mütze auf dem Kopf. Darauf legt das 61 Kilogramm schwere Leichtgewicht wert: Schuhe und Kopfbedeckung sollen in der Regel zusammenpassen. Mehr als 100 Paar Treter nennt Traoré sein Eigen.
Als wichtig für seinen Aufwind in dieser Saison sieht er neben dem Vertrauen des Trainers vor allem zwei Dinge. Er lasse sich nicht mehr verrückt machen, wenn Medien mal kritisch über ihn berichten würden. Außerdem leistet ihm seine Freundin dauerhaft Gesellschaft. Maud studierte in Paris Kommunikationswissenschaften und musste zu Besuchen die Zugfahrt mit dem TGV auf sich nehmen. Vorbei. Nun, erzählte Traoré schmunzelnd, sei auch das Essen schon fertig, wenn er nach dem Training nach Hause komme.