Tuchel hält Mainzer Pokal-Versagern Standpauke
Mainz (dpa) - Nach dem ernüchternden Pokal-K.o. mobilisierte der von einer fiebrigen Grippe geschwächte Thomas Tuchel die letzten Kräfte und hielt seinen deprimierten Profis in der Kabine mit krächzender Stimme eine Standpauke.
„Er hat ihnen ein paar Sachen gesagt. Wenn man das vierte Spiel in Serie verliert, hat das Ursachen. Er hat das mit den Jungs mit wenig Stimme besprochen, aber ich denke, jeder hat es verstanden“, berichtete Manager Christian Heidel nach dem blamablen Auftritt des FSV Mainz 05 beim 0:1 gegen Zweitligist 1. FC Köln.
Die grausame Vorstellung seiner Mannschaft trug nicht gerade zur Verbesserung von Tuchels Gesundheitszustand bei. Am Mittwoch lag der Mainzer Trainer mit 40 Grad Fieber zu Hause im Bett und grübelte über die Ursachen für den Absturz der gut in die Saison gestarteten Rheinhessen. „Es ist schwer zu verstehen, warum fast alle Spieler innerhalb weniger Wochen ihre Form verlieren“, meinte Heidel und kündigte eine härtere Gangart an: „Das ist jetzt ein Punkt, an dem wir eine kleine Zäsur machen werden. Das wollen wir mit den Jungs besprechen.“
Die Niederlage gegen Köln war die vierte am Stück, nachdem die ersten vier Saisonspiele im Pokal und in der Meisterschaft gewonnen worden waren. „Vielleicht waren wir uns nach dem guten Auftakt zu sicher. Vielleicht ist auch allgemein der Fehler gemacht worden, dass wir die Mannschaft zu sehr gelobt haben“, grübelte Heidel.
Die Ursachen für den Leistungseinbruch sieht er im mentalen Bereich. „Ich weiß, dass die Mannschaft kein Fitnessproblem hat. Daran liegt es nicht. Ich glaube auch nicht, dass die Einstellung fehlt. Es ist eher ein Kopfproblem. Es fehlt momentan ein bisschen der unbedingte Wille“, analysierte der Mainzer Manager.
Der erschreckend schwache Auftritt vor 22 782 Fans markierte den vorläufigen Tiefpunkt. Das ausgerechnet der im Sommer nach Köln gewechselte Marcel Risse (53. Minute) das Mainzer Pokal-Aus besiegelte, passte ins Bild. Tuchel hatte von der Tribüne aus via Handykontakt mit seinem Assistenten Arno Michael zwar versucht, das Spiel seiner Truppe zu ordnen, doch seine Bemühungen blieben erfolglos.
Heidel kündigte danach eine schonungslose Aufarbeitung an. „Der Trainer hat das Spiel von oben gesehen, da fallen einem noch mehr Dinge auf als am Spielfeldrand oder vor dem Fernseher. Ich bin mir sicher, dass er einen ziemlich großen Zettel schreiben wird“, sagte er und forderte vor der unangenehmen Auswärtsaufgabe am Samstag bei Aufsteiger Hertha BSC: „Wir müssen da raus.“
Weil man in Mainz „leider eine gewisse Übung“ mit solchen Situationen habe, werde man das in aller Ruhe angehen. Die kuscheligen Zeiten sind allerdings vorerst vorbei. „Es ist mal wieder Zeit für ein gutes Spiel. Da wird der Druck intern natürlich erhöht“, verkündete Heidel. Der Manager will Tuchel dabei aber nicht ins Handwerk pfuschen: „Wutreden sind nicht so mein Ding.“