Verlierer Sasic weint und plant die Zukunft
Berlin (dpa) - Zum vierten Mal dabei, zum vierten Mal verloren: DFB-Pokalendspiele sind für den MSV Duisburg nicht unbedingt die Heimstatt der Glückseligkeit. Doch auch wenn Tränen flossen: Bei den „Zebras“ geht der Blick nach vorn.
Noch in der Stunde der bitteren Niederlage richtete Milan Sasic den Blick nach vorne. Vor dem Genuss von Rindercarpaccio mit Rucola, Rotbarbe mit Fenchel-Ananasgemüse oder Entenbrust mit glasiertem Lauchgemüse trocknete er die Tränen und beschwor eine bessere Zukunft. „Diese Mannschaft wird keiner als Verlierer-Team bezeichnen. So viel Charakter, so viel Wille, so viel Leidenschaft“ - der Coach des MSV Duisburg entwickelte aus dem deprimierenden 0:5 gegen Schalke 04 neue Visionen.
Freimütig bekannte der 52-Jährige, dass die ersten Minuten nach der Pleite von Berlin von Sentimentalität und trauriger Rührseligkeit geprägt waren: „Das war schwer, die Tränen sind geflossen.“ Doch Sasic und die Seinen erkannten schnell den wahren Wert dessen, was sie gemeinsam erreicht hatten und was bleibt.
Das lässt sich sehen: Pokal-Bruttoeinnahmen von mehr als sechs Millionen Euro für einen finanziell nicht auf Rosen gebetteten Verein, ein enormer Imagegewinn und große Anerkennung der Fußball-Experten - bei Sasic bahnte sich der Stolz den Weg: „Wir waren schon vor diesem Spiel Sieger“, befand er. „Wir haben aus einem Minimum ein Maximum gemacht“, ergänzte Mittelfeldmann Ivica Banovic.
Das Positive will Sasic mit in die neue Saison nehmen, das Negative weglassen: „Ich tröste mich mit einem schnellen Blick in die Zukunft.“ Diese indes ist ungewiss: Der MSV steht nach der vierten Finalniederlage im vierten DFB-Pokalendspiel vor einem mannschaftlichen Totalumbruch.
Mindestens acht Profis werden der Wedau den Rücken kehren, unter ihnen auch die 2010/11 herausragenden Torjäger Stefan Maierhofer und Verteidiger Julian Koch. „Es tut weh, dass jetzt viele Spieler diese Mannschaft verlassen werden“, schilderte Goran Sukalo das akute Problem, das sich dem MSV stellt. „Wir müssen praktisch neu anfangen, haben aber eigentlich keine Zeit“, nannte Sasic die Herausforderung, die er schnell bewältigen muss.
Mittelfristig ist die Rückkehr in die erste Liga das Ziel, kurzfristig scheint dies fast ausgeschlossen: Sasic muss binnen kurzem ein Team aus dem Hut zaubern, das um den Aufstieg mitspielen kann. Teuere Festeinkäufe kann sich der Verein trotz der Pokal-Millionen kaum leisten, weil laut Geschäftsführer Roland Kentsch der Abbau von Altlasten Priorität hat.
Erneut sollen Leihspieler die Lücken schließen, so etwa der Schalker Vasileios Pliatsikas oder der Freiburger Zvonko Pamic. Immerhin wurde vom FSV Frankfurt ablösefrei Jürgen Gjasula verpflichtet. Doch der behutsame Aufbau eines Teams über einen längeren Zeitraum scheint für Sasic eine unmögliche Mission zu sein. „Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir es schaffen, auch in der neuen Saison erfolgreich Fußball spielen zu können“ - Sasic sprach's und ließ zu, dass dies als Versprechen gewertet werden durfte.