(Viertel-)Finale im Pokal: FCB fordert BVB
München (dpa) - „Heißer Tanz“, „riesiger Pokalfight“, „superbesonderes Spiel“ - 94 Tage vor dem Finale des DFB-Pokals in Berlin geht es im inoffiziellen Endspiel schon um mehr als das Prestige.
Der in der Liga enteilte Münchner Fußball-Rekordchampion will dem Dortmunder Doublegewinner die nächste Titelhoffnung rauben und seinen Status als Nummer eins untermauern. „Ich glaube, ganz Deutschland freut sich drauf - wir auch“, betonte Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm vor dem Viertelfinale an diesem Mittwoch. Der Pokal sei „natürlich etwas ganz anderes als im Moment die Liga-Spiele“, erklärte Trainer Jupp Heynckes rund 30 Stunden vor dem Duell der „zwei besten deutschen Mannschaften der letzten Jahre“.
Kampfansagen blieben auf beiden Seiten vor dem Festtag für die Fußball-Fans aus. Es sei das „wahre Endspiel“, hob Ehrenpräsident Franz Beckenbauer den Stellenwert hervor. 71 000 Zuschauer werden in der Festung Allianz Arena dabei sein, 250 000 Tickets hätten die Münchner verkaufen können. Zig Millionen schauen am TV zu.
„Es geht um einen Titel, deswegen müssen wir gewinnen“, forderte Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Klar: Er möchte sein Team am 1. Juni im Olympiastadion der Hauptstadt auflaufen sehen. „Beide wollen gewinnen, beide wollen nach Berlin.“ Zuversicht gibt neben der herausragenden Vorstellung in dieser Bundesligasaison auch der Blick auf die Heimbilanz im Pokal.
In 26 der vergangenen 27 Pokalheimspiele zogen die Bayern in die nächste Runde ein. Die jüngste Bilanz gegen den BVB sieht dagegen düster aus: Nur ein Sieg in den vergangenen sieben Pflichtspielen bei fünf Niederlagen und einem Remis - der einzige Erfolg war der im Supercup. Die zwei titellosen Jahre, die bei den Münchnern millionenschwere Korrekturen zur Folge hatten, schmerzen immer noch.
Exakt 113 Jahre nach der Gründung am 27. Februar 1900 möchte sich der FC Bayern den Vereins-Geburtstag nicht von seinem Dauer-Spaßverderber der vergangenen Jahre vermiesen lassen. „Da habe ich überhaupt nicht dran gedacht“, sagte ein lockerer Heynckes im jugendlichen Kapuzenpulli und scherzte. „Schon wieder ein Jubiläum, das ist ein gutes Zeichen. Am Samstag hatte ich Jubiläum, jetzt der Club. Da kann ja nichts mehr schiefgehen.“
In den vergangenen Jahren ging aber immer mal wieder was schief gegen Schwarz-Gelb. „Wir haben gemerkt, dass der Respekt der Bayern vor uns größer geworden ist“, stellte BVB-Coach Jürgen Klopp fest. Er gab sich vor der Neuauflage des Vorjahres-Endspiels zuversichtlich: „Wir wollen in die nächste Runde einziehen.“ Positiv für die Dortmunder: Der in der Liga gesperrte Top-Torjäger Robert Lewandowski, Spekulationsobjekt für den Münchner Angriff, darf im Pokal mitspielen. „Wir haben wesentlich weniger Druck als die Bayern. Wenn sie verlieren, ist der Aufschrei größer“, sagte er der „Sport Bild“.
Der dreifache Torschütze vom 5:2 im Pokalfinale 2012, bei dem Rummenigge fünf „Watschn“ wehtaten, ist dabei. Dagegen schaut der gesperrte Franck Ribéry „traurig“ von der Tribüne aus zu. Für die Rolle des Franzosen steht der zuletzt missmutige Reservist Arjen Robben bereit. „Das ist wieder ein superbesonderes Spiel“, erklärte der Niederländer. Mit einem Tor und zwei Assists beim 6:1 gegen Bremen schoss er sich für das Duell gegen die Borussen, die nach dem 1:1 in Mönchengladbach und nunmehr 17 Zählern Rückstand endgültig zu einem Bayern-Jägerchen geschrumpft sind, warm. Ein „opulenter Vorsprung“, befand Heynckes.
Robben bekam von Coach Heynckes vor dem ersten von theoretisch noch vier möglichen Duellen gegen Schwarz-Gelb in Liga, Pokal und Champions League eine Einsatzgarantie. „Er brennt natürlich“, sagte Heynckes vor dem „brisanten Pokalfight“. Er demonstrierte Zuversicht, die jüngste Bilanz zählt für ihn nicht. „Das spielt für mich überhaupt keine Rolle. In dieser Saison sind wir noch unbesiegt gegen Borussia Dortmund“, sagte der 67-Jährige. „Und Angstgegner können Sie schon mal vergessen, da haben wir überhaupt keinen.“
Die Münchner wollen ihre Rolle als Nummer eins, in der sie sich mit Blick auf Finanzen und Erfolge zurecht fühlen, bestätigen. „Wir konnten es leider die letzten zwei Jahre nicht beweisen, auch wenn es da schon meine Meinung war. Aber Dortmund ist zweimal absolut verdient Meister geworden“, erklärte Toni Kroos.
Der Gigantengipfel am Mittwoch kann das Selbstverständnis beider Teams weiter beeinflussen. „Dortmund wird versuchen, die Serie gegen uns fortzusetzen. Da haben wir aber mal richtig was dagegen“, ließ Thomas Müller verlauten. Und: „Am Mittwoch erwartet uns ein heißer Tanz.“ Für den damals noch in Spanien spielenden Javi Martínez hat die Partie nach dem Finale 2012 „ein bisschen den Charakter einer Revanche“.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
FC Bayern München: Neuer - Lahm, van Buyten, Dante, Alaba - Martínez, Schweinsteiger - Müller, Kroos, Robben - Mandzukic
Borussia Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Bender - Blaszczykowski, Gündogan - Götze, Lewandowski, Reus
Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg)