Wolfsburg wirbelt wie wild
Sinsheim (dpa) - Der VfL Wolfsburg hat das Erbe Diegos schnell verteilt. Kevin de Bruyne als pfeilschneller Neuzugang, Bas Dost als wiederentdeckte Sturmspitze, Maximilian Arnold als Kreativkopf und Ricardo Rodriguez als Standardspezialist:
Mit dieser torgefährlichen Offensive glänzten die Niedersachsen beim 3:2 (2:1)-Pokalsieg bei 1899 Hoffenheim. Ihrem einstigen brasilianischen Star weinen die „Wölfe“ keine Träne nach. Im Halbfinale am 15. oder 16. April bei Borussia Dortmund und in der Bundesliga will die neu organisierte Mannschaft von Trainer Dieter Hecking nun zum Angriff blasen.
Unabhängig von den Chancen auf einen Finaleinzug im Pokal hat Wolfsburg die Champions-League-Teilnahme im Visier. „Es wird sehr hart. Aber die Mannschaft will den bestmöglichen Platz erreichen. Ob es am Ende dann der dritte oder vierte Rang ist, das werden wir sehen“, meinte de Bruyne.
Beim 3:0 gegen Mainz und dem clever herausgespielten Erfolg vor nur 13 347 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena machte der VfL einen ganz starken Eindruck - allen voran der Neuzugang vom FC Chelsea, der noch nach dem Duschen einen hochroten Kopf hatte. „Kevin macht unser Spiel schnell“, lobte Allofs. „Er muss konditionell noch zulegen, weil er in England wenig gespielt und anders trainiert hat. Aber wenn die Eingewöhnung abgeschlossen ist, wird er noch besser.“
Das 1:0 (26.) durch einen von Rodriguez verwandelten Foulelfmeter leitete de Bruyne ein, indem er von Yannik Vestergaard nur mit einem Foul im Strafraum gestoppt werden konnte. Viele Angriffe liefen über den früheren Bremer. „Für mich hat er heute ein überragendes Spiel gemacht. Er hat acht Monate lang nicht gespielt, aber heute hat er wirklich eine klasse Partie gemacht“, meinte Hecking, will aber dem belgischen Nationalspieler noch Zeit geben: „Wir müssen aufpassen mit der Dosierung.“
Vorbei sind jedenfalls die Zeiten, wo der zu Atlético Madrid Diego im Mittelfeld Tempo und Rhythmus bestimmte - und so manches Mal auch das Spiel verschleppte. Mit de Bruyne und Toptalent Arnold, der „ohne Ausstiegsklausel“ (Allofs) bis 2017 an den VfL gebunden ist, ist nun Hochgeschwindigkeitsfußball angesagt. „Für uns war Diego ein wahnsinnig wichtiger Spieler“, sagte Hecking diplomatisch. „Aber was er am Ende vielleicht nicht mehr ganz so hatte, war der Zug zum Tor.“ De Bruyne würde ganz anders in die Räume starten - „das ist halt der Unterschied.“
Den Zug zum Tor hat auch Bas Dost wieder gefunden, der erstmals seit Mürz 2013 gegen Mainz und in Hoffenheim wieder in der Startformation stand und auch diesmal traf - zum vorentscheidenden 3:1. Rodriguez festigte mit zwei verwandelten Foulelfmetern zudem seinen Ruf als Standardspezialist und übernahm diesen Part von Diego. Wegen Zeitschindens kassierte der Schweizer allerdings die Gelb-Rote Karte, wurde damit zum ersten Mal in seiner Karriere vom Platz gestellt und fehlt nur im Halbfinale in Dortmund. Für die ebenfalls angriffslustigen Hoffenheimer traf Roberto Firmino zweimal (39./90+1).
Verlierer im Offensivwirbel der Wolfsburger war einer, der eine Interviewanfrage nach dem Spiel mit einer abfälligen Armbewegung abtat: Ersatzspieler Ivica Olic. Wenige Monate vor der Weltmeisterschaft ist der kroatische Nationalspieler im Wolfsburger Team erstmal außen vor.