„Wollen den Pott“: Wolfsburg träumt wieder von Europa

Offenbach (dpa) - Die Rückkehr nach Europa war immer das große Ziel des VfL Wolfsburg. Bislang ging auf diesem Weg schief, was schiefgehen konnte. Aber nach dem Sieg in Offenbach steht der VfL im Halbfinale des DFB-Pokals und könnte schneller wieder international spielen als erwartet.

So erleichtert war Klaus Allofs selten zu sehen seit seinem Wechsel zum VfL Wolfsburg im vergangenen Herbst. Nach dem hart erkämpften 2:1 (0:0) bei Kickers Offenbach klatschte der neue Sportchef wirklich jeden ab, den er vor die Finger bekam - vom Ersatzstürmer Patrick Helmes bis zum Kameramann des vereinseigenen „Wölfe TV“. Der VfL steht im Halbfinale des DFB-Pokals und hat auf einmal die Chance, dass eine chaotische Saison mit drei verschiedenen Trainern, einem unzähligen Hin und Her von Spielern und dem Absturz auf Platz 15 der Fußball-Bundesliga doch noch dort endet, wo dieser hochgerüstete Verein immer hinwollte: im Europapokal.

„Jetzt wollen wir den Pott natürlich auch holen“, sagte Trainer Dieter Hecking. „Wir sind im Halbfinale und wollen nach Berlin. Und wenn man es nach Berlin schafft, fährt man dort auch nicht hin, um sich die Stadt anzuschauen und hinterher dem Gegner zu gratulieren.“ Unter Umständen würde aber selbst das reichen, um sich für die Europa League zu qualifizieren. Dann nämlich, wenn der Finalgegner Bayern München oder Borussia Dortmund hieße und in der kommenden Saison in der Champions League spielt. „Bitte nicht Bayern oder Dortmund“, meinte Allofs am Dienstagabend auf die Frage nach seinem Wunschgegner. Die Antwort galt allerdings nur für das Halbfinale.

Nur noch einen Schritt von Berlin entfernt zu sein, hat für Hecking und Allofs etwas Spaßiges und Handfestes zugleich. Das Amüsante daran ist, dass beide mit dem Pokal schon längst abgeschlossen hatten, nachdem sie mit ihren ehemaligen Clubs aus Nürnberg (beim TSV Havelse) und Bremen (bei Preußen Münster) jeweils auf peinliche Weise in der ersten Runde ausgeschieden waren.

Abgesehen davon käme es dem neuen Führungsduo des VfL aber auch sehr gelegen, auf dem harten Weg zurück nach Europa eine Abkürzung nehmen zu können. Hecking und Allofs haben in Wolfsburg immer noch eine Mammutaufgabe vor sich, Stars wie Diego auch langfristig zu halten und dem Kader nach der Schreckensherrschaft von Felix Magath eine vernünftige Struktur und taktische Identität zu geben. Für das Renommee und die Perspektiven des Vereins könnte es daher wichtig sein, viel früher als erwartet wieder international zu spielen.

Allofs warnte zwar umgehend: „Das ist kein Sprint, sondern ein langer Weg, bis wir dahinkommen, wo wir hinwollen.“ Schließlich solle der VfL „nicht in einer einmaligen Aktion“ nach Europa zurückkehren, sondern dauerhaft. Aber schon in Offenbach war gut zu sehen, wie sehr das gemeinsame Ziel Pokalendspiel diesen völlig konfus gestalteten Kader eint. „Die Mannschaft wächst von Woche zu Woche besser zusammen“, lobte Hecking. Und auch Bas Dost, der nach dem Führungstor von Ivica Olic (49.) das 2:0 nachlegte (71.), meinte: „Jetzt sind wir in der Nähe von Berlin - da müssen wir hin. Naldo und Diego haben den Pokal schon mit Bremen gewonnen. Das wollen wir jetzt nachmachen.“

Immerhin gelang den „Wölfen“ schon einmal, woran die SpVgg Greuther Fürth, Union Berlin und Fortuna Düsseldorf zuvor gescheitert waren: Den Favoritenschreck aus Offenbach zu stoppen. „Der Berg hat wieder gebebt“, sagte Trainer Rico Schmitt zu dem nächsten tapferen Auftritt seines Teams. Doch mehr als das 1:2 durch Marcel Stadel (81.) war diesmal nicht drin. „Jetzt wünsche ich dem VfL Wolfsburg, dass sie auch den Pott holen“, meinte Schmitt. „Dann könnten wir wenigstens sagen, dass wir gegen den Pokalsieger verloren haben.“