DFB-Präsident Niersbach freut sich auf Brasilien

Frankfurt/Main (dpa) - Uwe Seeler erhob sich von dem weißen Ledersofa auf der Frankfurter Buchmesse und trippelte ein paar Schritte mit wiegender Hüfte. „So gehen die schon mal. Das ist halbes Tanzen!

Wenn sich Brasilianer und Deutsche auf der Tanzfläche vergnügen, „dann sind wir im Vergleich Kühlschränke“, ergänzte Wolfgang Niersbach. Der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft und der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) übten einen Tag nach der erfolgreichen Qualifikation für 2014 schon mal die Annäherung an Brasilien - mit unverhohlener Begeisterung.

In Frankfurt ist die Nation des fünffachen Weltmeisters Gastland. Einen Tag nach dem 3:0-Sieg der deutschen Auswahl im vorletzten Qualifikationsspiel gegen Irland war Niersbach und Seeler die Vorfreude auf die WM am Zuckerhut anzumerken. „Brasilien ist Fußball pur“, sagte Niersbach zur Eröffnung der Veranstaltung „Kulturstadion“. Der Verbandschef lehnte sich zurück, gab Wasserstandsmeldungen zu den Vertragsverhandlungen mit Bundestrainer Joachim Löw ab und die Losung für 2014 aus. „Das Ziel ist klar: Wir wollen möglichst diesen Pokal in der Hand halten. Das Problem ist: Das wollen andere auch.“

Niersbach und Seeler neckten sich in der launigen Talkrunde mit dem früheren Bundesliga-Profi Paulo Rink, der als erster gebürtiger Brasilianer das deutsche Nationaltrikot trug. „Selbstverständlich fahren wir zu dieser WM nach Brasilien und wollen den Titel holen“, sagte Seeler. Der 76-Jährige soll als Ehrengast dabei sein, stellte aber gleich mal scherzhaft Bedingungen: „Ich fliege nur mit, wenn ich auch die Quartiere mit aussuchen darf. Ich bin da sehr verwöhnt.“ Wunderschön, so sagte er, wäre es, wenn er auf der Tribüne des Maracana-Stadions von Rio de Janeiro das Endspiel Brasilien - Deutschland erleben könnte.

Im nächsten Jahr, das weiß Niersbach nur zu gut, erwarten die DFB-Auswahl „spezielle Herausforderungen“: Die Gegner sowieso, das Klima, die großen Entfernungen. „Brasilien ist 24 Mal so groß wie Deutschland, das muss man sich mal vergegenwärtigen“, sagte er zu den Buchmessen-Besuchern. „2006 hatten wir eine WM der kurzen Wege. 2014 muss man sich so vorstellen, als ob wir das Mannschaftsquartier in Frankfurt hätten, auf Gran Canaria das erste Gruppenspiel, in Moskau das zweite und auf den Färöern das dritte bestreiten.“

Zudem ist noch nie eine europäische Mannschaft in Südamerika Weltmeister geworden ist - „aber auch diese Serie geht irgendwann einmal zu Ende“, so der DFB-Chef frohgemut. Seeler hatte bei seiner WM-Teilnahme 1958 in Schweden staunend mitangeschaut, wie Brasilien Weltmeister wurde: „Das war Traumfußball in Vollendung.“

Obwohl die Seleção als einziges Nationalteam bei bisher allen Turnieren dabei war und die deutsche Mannschaft nur 1930 und 1950 fehlte, sind die beiden Kontrahenten bisher nur einmal bei einer WM aufeinandergetroffen: Im Finale von Yokohama 2002, als Deutschland 0:2 verlor. Doch der brasilianische Fußball ist für Niersbach nicht nur Ramba-Zamba und Samba. „Das waren nicht die freundlichen Gastgeber“, erinnerte er an die Spielweise der Gastgeber beim Confederations Cup in diesem Sommer. Der Spitzenfunktionär machte eine heftige Hackbewegung Richtung eigenes Schienbein.