DFB will Löw bis 2016 binden - „nicht blauäugig“
Köln (dpa) - Die Hängepartie steht kurz vor dem Ende: Möglichst schon vor dem nächsten Wochenende soll die Vertragsverlängerung mit Joachim Löw unter Dach und Fach sein.
„Mir macht es Spaß, wenn die WM gut läuft, ich bin gerne bereit, es nochmal zwei Jahre zu machen“, erklärte der Bundestrainer im ZDF-Sportstudio. Eine Garantie sieht Löw für den Fall einer unerwarteten WM-Pleite in dem neuen Vertrag nicht: „Da sind wir nicht blauäugig.“
Löw weiß, dass er unabhängig von einem neuen Vertrag am WM-Ausscheiden in Brasilien gemessen wird. „Wenn man so ausscheidet wie Holland bei der letzten EM und nach der Vorrunde ohne Sieg nach Hause fährt, dann sind wir uns wohl alle im Klaren darüber, dass es dann eine Veränderung geben muss - von meiner Seite aus und von der Verbandsseite“, sagte Löw dem „Express“: „Aber an solche Dinge denke ich derzeit nicht.“ Ob es in dem neuen Kontrakt eine Ausstiegsklausel gibt, dazu äußerte sich der Freiburger nicht.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) plant, den Deal am Freitag in der Verbandszentrale in Frankfurt zu verkünden. „Wir haben schon Gespräche geführt und die Eckdaten festgezurrt“, hatte Löw unmittelbar nach dem 3:0 gegen Irland und der damit erreichten Qualifikation für die WM im Fußball-Traumland Brasilien erklärt. Er hatte 2006 als Assistent von Jürgen Klinsmann begonnen und zwei Jahre später die Chefposition bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft übernommen. Im November in Italien sitzt Löw zum 100. Mal auf der Bank - ein Titel fehlt ihm.
Zwar hatte der 53-Jährige immer betont, auch ohne Vertragsverlängerung die fünfte Titelmission angehen zu können. Verbandschef Wolfgang Niersbach will nach den Erfahrungen bei der WM 2010 in Südafrika jedoch unbedingt mit geklärten Verhältnissen nach Brasilien reisen. Der DFB-Präsident hatte die Vertrags-Hängepartie von Löw und der kompletten sportlichen Leitung beim letzten WM-Turnier als Dauerbelastung empfunden.
Bis zum letzten WM-Ausscheidungsspiel am Dienstag in Schweden liegt das Thema offiziell noch auf Eis. „Wenn die Qualifikation dann vorbei ist, dann werden wir auch sagen, wie es weitergeht“, erklärte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am Wochenende: „Da steht der Wille des Präsidiums dahinter, des ganzen DFB, dass wir möglichst diesen Weg weitergehen. Wir wollen das ohne jede Hektik machen.“
Wahrscheinlich wird er am Freitag in der DFB-Zentrale gleich eine Komplettlösung präsentieren: Andreas Köpke bleibt Torwarttrainer, Oliver Bierhoff ist als Teammanager weiter für das Markenprodukt Nationalmannschaft zuständig. „Es gibt ja auch noch andere Entscheidungen, Hansi Flick wird möglicherweise Sportdirektor“, sagte Löw: „Wir werden uns nach Schweden ein, zwei Tage zurückziehen und überlegen, was sind die nächsten Schritte.“ Alle aktuellen Verträge laufen mit der WM-Endrunde 2014 aus.
Einen vorzeitigen Wechsel von Flick auf den vakanten Direktorenposten beim Verband hatte Löw bereits ausgeschlossen, die WM in Brasilien wird der Assistent noch mit dem Bundestrainer bestreiten. Nach Platz zwei bei der EM 2008 und Rang drei bei der WM 2010 nährte der Dämpfer bei der EURO vor einem Jahr bei Löws Kritikern die Zweifel, dass er das DFB-Team nach 18 Jahren Titelabstinenz in Brasilien wieder auf den Thron führen kann.
„Wenn Deutschland in ein Turnier geht, will man immer den maximalen Erfolg“, sagte Löw. Gelingt der große Coup, könnte er als WM-Titeltrainer seinen Platz übergeben. Wenn nicht, ist alles möglich. Im November bestreitet Löw sein 100. Länderspiel als Bundestrainer, nur Sepp Herberger (167), Helmut Schön (139) und Berti Vogts (102) haben mehr - und die haben alle einen Titel geholt.