Draxler bei Löw auf dem EM-Prüfstand - Sané lauert

München (dpa) - Julian Draxler hat mit 22 die Zukunft immer noch vor sich. Und doch muss sich der Weltmeister von Brasilien sputen, um in Frankreich sein zweites Turnier zu erleben - und das dann nicht nur wieder als Randfigur.

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Draxler zählt zu jenen Kandidaten, die sich in den Länderspielen gegen Frankreich und die Niederlande bewähren müssen, zumal im Hintergrund ein blutjunger Schalker Ex-Kollege lauert: Leroy Sané. Der 19-Jährige könnte Draxler gefährlich werden.

Beim Training am Mittwoch auf dem Vereinsgelände des FC Bayern München absolvierten Draxler und Sané Seite an Seite Fitnessübungen. Anschließend mochte Draxler den Neuling im DFB-Kreis aber nicht als Konkurrenten beschreiben. „Ich freue mich, dass mit Leroy Sané ein Schalker Junge dabei ist. Ich hoffe, dass er seine Sache auch hier gut macht“, sagte Draxler.

Als Tippgeber für Sané will sich der erfahrenere Draxler aber nicht aufdrängen: „Wenn er Fragen hat, kann er mich gerne fragen.“ Grundsätzlich habe er aber „genug damit zu tun, mich um meine eigenen Sachen zu kümmern“. Schließlich weiß er, wie wichtig die Spiele gegen Frankreich und Holland für ihn sind: „Ich war längere Zeit nicht dabei. Ich will wieder angreifen.“

Draxler war auch blutjung, als ihn Löw zum Nationalspieler machte. Gerade einmal 18 war der damaliger Schalker, als er vor der EM 2012 mit ins Trainingslager durfte und in Basel beim 3:5 im Testspiel gegen die Schweiz sogar sein Länderspieldebüt feierte. Für den EM-Kader reichte es danach nicht. Bei der WM in Brasilien war Draxler dann dabei, kam aber nur für 15 Minuten beim Jahrhundertsieg des DFB-Teams im Halbfinale gegen den Gastgeber zum Einsatz.

Seit dem Triumph in Rio hat der Trainings-Weltmeister nur drei Länderspiele bestritten. Zuletzt durfte er das DFB-Trikot im Oktober 2014 beim 1:1 gegen Irland tragen - in Gelsenkirchen. Es bremsten ihn vor und nach der WM auch zwei schwere Oberschenkelblessuren. Aber Löw verordnete dem Talent auch Denkpausen. Draxlers Karriere stagniert. Nach dem Millionen-Wechsel zum VfL Wolfsburg soll sie wieder Fahrt aufnehmen. „In der Nationalmannschaft musst du auf Topniveau spielen. Ich sehe mich jetzt wieder auf einem guten Weg. Mit der Nominierung hat der Bundestrainer gezeigt, dass er das auch so sieht“, erklärte Draxler am Mittwoch auf dem Presse-Podium im Teamhotel.

Die Nominierung von Schalkes Senkrechtstarter Sané sollte Draxler trotzdem als eine Warnung verstehen. Der 19-Jährige verkörpert als Offensivspieler jene Qualitäten, die Löw auch an dem jungen Draxler schätzt(e). „Seine Leistungen in diesem Jahr waren beeindruckend. Die Art und Weise, wie Leroy Sané spielt, ist einfach gut. Er sieht gut freie Räume, er ist wahnsinnig schnell, er bereitet Tore mit Übersicht vor und hat auch viele selber erzielt. Ich sehe in ihm ein riesiges Potenzial“, lobte Löw das Schalke-Juwel.

Die Belohnung für Sané ist der Schnupperkurs beim A-Team. Nach Frankreich darf er mitreisen, danach wird der Angreifer wieder bei der U21-Auswahl gebraucht, die ein EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich bestreitet. „Ich möchte ihn einfach mal eine Woche bei uns haben“, begründete Löw die Einladung des Probanden.

Sané hatte die Nachricht von seiner Nominierung zunächst von Schalke-Coach André Breitenreiter erhalten. Später meldete sich aber auch noch Löw telefonisch bei ihm. „Es geht ein Traum in Erfüllung, weil ich jetzt mit so großen Spielern für die A-Nationalmannschaft auflaufen darf. Allein das Mittrainieren ist schon toll“, sagte Sané. Zeigen wolle er sich, Erfahrungen sammeln: „Und ich würde mich auch freuen, wenn ich ein paar Minuten Spielpraxis sammeln dürfte.“