EM-Vorbereitung: Löw zieht Plan B
Madrid (dpa) - Jetzt kommt Plan B. Der Einzug des FC Bayern ins Champions-League-Finale am 19. Mai wirbelt die EM-Vorbereitung der deutschen Nationalmannschaft kräftig durcheinander.
Zwar möchte Joachim Löw von „Sorgen“ nicht sprechen: „Da gibt es keine!“ Doch natürlich weiß der Bundestrainer auch um die Probleme für seinen Masterplan, der Fußball-Deutschland am 1. Juli in Kiew den EM-Titel bringen soll: „Unsere Vorbereitung wird sich jetzt anders gestalten. Wir müssen ein bisschen flexibler sein.“
Zum ersten Trainingscamp auf Sardinien startet das DFB-Team am 11. Mai wegen des DFB-Pokalfinales, das Meister Borussia Dortmund gegen Bayern München einen Tag später in Berlin bestreiten, nur mit einem Rumpfkader. Und auch wenn am 18. Mai der Umzug ins zweite Trainingslager in Südfrankreich erfolgt, werden gleich sieben Münchner EM-Kandidaten noch fehlen. „Jetzt müssen wir über den Plan B nachdenken“, kündigte Löw noch in Madrid an: „Wir werden das in den nächsten Tagen in Ruhe besprechen, wie wir das machen.“.
Kommende Woche wird sich der DFB-Chefcoach mit seinem Stab zu einer Klausurtagung zurückziehen und dort auch die Veränderungen festlegen. Löw will nun mit mehr als 23 Spielern, die zum offiziellen EM-Aufgebot zählen dürfen und bis 29. Mai gemeldet werden müssen, in die Vorbereitung gehen, hatte er schon zuvor angekündigt. Das wiederum eröffnet einigen Bewerbern um die begehrten Fahrkarten zur Europameisterschaft vom 8. Juni an in Polen und der Ukraine neue Chancen, denn Löw bewertet die Eindrücke in der Vorbereitung hoch.
„Im Jahr 2010 hatten wir eine ähnliche Konstellation, denn die Bayern standen damals auch im Finale der Königsklasse. Aus dieser Erfahrung wissen wir erstens, dass dies kein grundsätzliches Problem ist, weil wir zweitens wissen, wie wir uns in der Trainingssteuerung zu verhalten haben“, erklärte Löw-Assistent Hansi Flick, wie sein Chef Augenzeuge im Bernabéu-Stadion. Ähnliche Probleme hätten auch andere Nationen. Das spanische Pokalfinale steht erst am 25. Mai auf dem Programm - mit dem FC Barcelona, aber ohne Real Madrid.
So hat Löw über eine längere Vorbereitungszeit zumindest die Real-Stars Mesut Özil und Sami Khedira mit dabei sowie Bayerns Holger Badstuber, der im Endspiel der Königsklasse gelb-gesperrt ist. Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, Toni Kroos, Thomas Müller, Mario Gomez und Jérôme Boateng fehlen zunächst. „Für die Bayern-Spieler und den deutschen Fußball ist es natürlich klasse, dass Bayern im Finale ist, und das im eigenen Stadion, das gab's ja noch nie“, verwies der Bundestrainer auf den positiven Effekt des Bayern-Erfolgs gegen Real.
„Die Spanier waren jetzt zweimal unglücklicher. Das bringt uns und den Bayern Selbstbewusstsein“, blickte Löw auf das Dauerduell mit Welt- und Europameister Spanien, das im Sommer anders ausgehen soll als zuletzt im EM-Finale 2008 (0:1) und im WM-Halbfinale 2010 (0:1). Allerdings warnte der 52-Jährige nach den Eindrücken aus Madrid zugleich: „Jeder hat gesehen, dass auf so einem Niveau alles passieren kann. Das sind fast gleichstarke Mannschaften.“
Ein Ärgernis bleibt für Löw ein anderer Termin noch nach dem Champions-League-Endspiel. Am 22. Mai, drei Tage nach dem Münchner Finale gegen den FC Chelsea, tritt der FC Bayern zu einem sportlich umstrittenen Freundschaftsspiel gegen die Niederlande an - alle Stars sollen dabei sein. Dabei geht es um die Wiedergutmachung nach dem Streit um die Verletzung von Arjen Robben bei der WM 2010. Die Holländer sind am 13. Juni Deutschlands EM-Vorrundengegner.