Interview Andrej Schewtschenko: „Ein wichtiges Turnier für uns“

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Andrej Schewtschenko, Co-Trainer der Ukraine, spricht am Mittwoch nach dem ersten Training des deutschen EM-Auftaktgegners in Aix-en-Provence mit Journalisten.

Foto: Maximilian Haupt

Aix-en-Provence. Andrej Schewtschenko ist das Aushängeschild des ukrainischen Fußballs. Der Ausnahmestürmer spielte unter anderem für den AC Mailand und FC Chelsea. Der 111-fache Nationalspieler beendete nach der EM 2012 im eigenen Land seine Karriere. Seit diesem Jahr arbeitet der 39-Jährige im Trainerstab von Michail Fomenko mit — und er macht bei allen Übungseinheiten derzeit noch selbst mit.

Herr, Schewtschenko, wie bewerten Sie die Chancen für das erste Spiel gegen Deutschland?

Schewtschenko: Das Spiel wird sehr schwierig, das deutsche Team ist sehr stark. Sie sind der klare Favorit in der Gruppe, denn die Mannschaft besitzt gerade in der Offensive eine sehr hohe Qualität. Da kann fast jeder eine Entscheidung herbeiführen, da sind sie unberechenbar.

Haben Sie vor einem wie Thomas Müller besonderen Respekt?

S.: Natürlich, aber er ist es nicht alleine: Sie haben für jede Position zwei Spieler mit enormer Stärke, da macht es keinen Unterschied, wer spielt. Der eine bestreitet das erste Spiel, der andere das zweite. Die Mannschaft ist sehr ausgeglichen. Ihnen ist aber nicht verborgen geblieben, dass die deutsche Mannschaft einige Schwächen in der Defensive zeigt.

Ihr Team wirkt gerade in der Offensive sehr gefährlich, und sie trainieren oft mit diesen Spielern. Was ist ihre Aufgabe im Trainerstab?

S.: Mir gefällt dieser Job sehr, in vielfältiger Weise. Ich möchte eine große Hilfe sein und meine Erfahrung einbringen. Deshalb bin ich auf dem Platz oft dabei. Ich habe unter vielen großen Trainern gearbeitet in meiner Karriere, da kann ich vielleicht etwas weitergeben, dass jeder das Beste aus sich herausholt.

Bei der EM 2012 waren Sie Kapitän. Was ist der größte Unterschied?

S.: Ich muss mir jetzt über 23 Spieler Gedanken machen und mich darauf besinnen, wie ich ihnen vielleicht helfen kann. Ich bin erst seit Februar dabei und das ist auch für mich eine große Erfahrung. Aber ich bin voller Energie.

Welche Rolle spielt der immerhin schon 37 Jahre alte Anatoli Timoschtschuk für das Team?

S.: Er ist ein sehr wichtiger Mann für uns, auch in der Kabine. Gerade die Ersatzspieler blicken zu ihm. Wenn er eingewechselt wird, bringt er seine Erfahrung auf den Platz. Er weiß, wie man die Spiele gewinnt, wann man verteidigen muss, wie man die Mannschaft zusammenhält. Er kennt alle Abläufe in wichtigen Spielen.

Kann Andrej Jarmolenko eine Überraschung dieser EM werden?

S.: Er hat eine tragende Rolle in der Saison bei Dynamo Kiew und in der Nationalmannschaft gespielt. Er ist ein sehr guter Fußballer mit großem Talent und fußballerischen Tugenden. Aber wir haben zwei starke Flügelspieler: Jewgeni Konopljanka befindet sich auch in einer starken Form.

Superstar Jarmonlenko hat sich seinem Kollegen Taras Stepanenko vor einem Monat in einem Ligaspiel geprügelt: Sind die Rivalitäten zwischen Schachtar Donezk und Dynamo Kiew wirklich zu überbrücken?

S.: Alles was passiert ist, ist Vergangenheit. Als die Spieler hier zur Nationalmannschaft kamen, ab dann zählten allein unsere Aufgaben und nicht die Probleme in den Klubs. Das ist ein wichtiges Turnier für uns alle und daher müssen wir nach vorne schauen. Ich kann sagen: Die Mannschaft arbeitet hier in einer sehr guten Atmosphäre. Ich habe die Hoffnung, dass wir anders als 2012 die Gruppenphase überstehen.

Wer wird Europameister?

S.: Schwierige Frage... (lacht und geht).