Slowakei-Trainer will Superstar Bale ein Autogramm geben
Bordeaux (dpa) - Hat er nur einen Witz über Wales-Superstar Gareth Bale gemacht? Oder meinte er es ernst? Unstrittig ist zumindest, dass der slowakische Trainer Jan Kozak vor dem EM-Auftakt gegen Wales am Samstag in Bordeaux gesagt hat: „Nach dem Spiel wird er mich nach einem Autogramm fragen.“
Manchem geht der Wirbel um den superteuren Star von Real Madrid auf die Nerven. Offensichtlich auch Kozak. Dabei hat er sich selbst als Real-Fan geoutet. „Ich bin Madridista, deshalb kenne ich ihn gut“, sagte der Trainer der Slowaken, die wie die Waliser das erste Mal bei einer EM-Endrunde dabei sind. „Ich schaue jedes Spiel von Real.“
Dass er eigentlich auch ein Bale-Fan ist, zeigten Kozaks Schwärmereien über den 100-Millionen-Euro-Mann. „Er ist einer der besten Spieler der Welt“, lobte der Coach: „Er ist sehr kunstvoll, und er ist auch körperlich stark. Es wird hart, gegen ihn zu spielen.“ Ähnlich sieht das Herthas Slowake Peter Pekarik: „Er ist der größte Star, das offensive Arbeitstier von Wales. Wir werden alles versuchen, um ihn zu stoppen.“
Und Bale selber? Der gab sich im walisischen Trainingscamp in Dinard kurz vor seinem ersten Auftritt eher bescheiden. „Es ist ein bisschen surreal, weil Wales so lange nicht dabei war“, berichtete der 26-Jährige: „Wann immer ein großes Turnier war, saß ich traurig vor dem Fernseher. Dabei zu sein, ist aufregend.“
Er selber hat daran maßgeblichen Anteil. Mit sieben von elf Toren in der Qualifikation schoss Bale sein Team fast alleine zur EM. Die Slowaken haben einen ähnlich dominanten Spieler. Doch Marek Hamsik vom SSC Neapel ist nicht annähernd so bekannt wie Bale. Und für Hamsik spielt der Waliser in einer anderen Liga. „Gareth ist einer der besten Spieler der Welt, ich will mich nicht mit ihm vergleichen“, sagte der Italien-Legionär einen Tag vor dem Spiel.
„Es war einer meine Träume, dabei zu sein, als ich jünger war“, sagte Bale: „Es war immer eine brennende Leidenschaft, bei einem großen Turnier dabei zu sein.“ Anderen walisischen Stars wie Ryan Giggs oder Ian Rush blieb dieser Traum verwehrt. Der EM-Debütant aus Großbritannien war zuletzt vor 58 Jahren bei einem großen Turnier dabei - bei der Weltmeisterschaft 1958 in Schweden.
Einen besonderen Druck spürt Bale nicht, auch wenn er weiß, dass alle Augen auf ihn gerichtet sind. „Nein“, beteuerte er: „Ich will einfach nur rausgehen und Fußball spielen. Ich will es einfach genießen, auf dem Platz zu sein.“ Bales Motto: „Wenn man es genießt, spielst du den besten Fußball.“
Der Real-Angreifer, der in Madrid Teil des berühmten „BBC-Sturms“ - mit Karim Benzema und Cristiano Ronaldo - ist, setzt auf Teamgeist und wehrt sich gegen den Starkult. „Es ist niemals ein Ein-Mann-Team, es sind elf Männer auf dem Platz am Start“, sagte der Starspieler. „Zusammen ist man stärker, das sagen wir nicht ohne Grund. Wir verteidigen wie ein Mann, wir attackieren wie ein Mann, wir kämpfen zusammen“, betonte der Angreifer. „Die Leute können schreiben, was sie wollen.“
Es klingt glaubhaft, wenn er sagt: „Wir kommen zusammen gut aus, wir sind wie Brüder. Wir sind Freunde, wir haben Spaß zusammen, aber wenn es ernst wird, kämpfen wir zusammen.“ Seine Mitspieler bestätigen das. Sie wissen aber trotzdem um die Bedeutung des Mannes, der einen höheren Marktwert hat als der Rest des Teams zusammen.