Angst vor Krawallen bei Russland - Griechenland

Warschau (dpa) - In Warschau geht die Sorge vor einem neuen Problemspiel um. Die polnische Hauptstadt befürchtet vor dem Gruppenfinale zwischen Russland und Griechenland am Samstag erneut Ausschreitungen durch gewaltbereite Fußball-Fans.

Der polnische Regierungschef Donald Tusk deutete an, dass der russische Präsident Wladimir Putin vor möglichen Racheakten russischer Gewalttäter gewarnt habe. „Es könnte sein, dass von russischer Seite noch gefährlichere Leute als bisher auftauchen.“ Einige der 20 000 erwarteten russischen Anhänger sollen nicht nur friedliche Absichten haben.

Die erschreckenden Bilder von der Partie Polen - Russland sind noch immer präsent - nun könnte es erneut eine brisante Konstellation geben. Denn zeitgleich zum Spiel der Russen im citynahen Nationalstadion werden in der Fan-Zone von Warschau rund 100 000 Anhänger erwartet, die das entscheidende Spiel Polens in Breslau gegen Tschechien auf einer Riesenleinwand verfolgen wollen.

Sollten sich die Russen (4 Punkte) mit einem Erfolg gegen Griechenland (1) den Gruppensieg sichern und die Polen (2) gegen Tschechien (3) nicht gewinnen, ist die EM für den Gastgeber beendet - während die Russen noch dabei sein könnten.

Die Szenarien für diesen Fall sind besorgniserregend. Kommt es dann zu Zusammenstößen zwischen siegestrunkenen russischen Krawallmachern und deprimierten und in der Ehre gekränkten Polen? Ministerpräsident Tusk setzt auf starke Polizeipräsenz: „Wir werden noch mehr Einsatzkräfte und -mittel konzentrieren als bei dem kritischen Spiel gegen Russland“, sagte er in einem Interview mit dem polnischen Rundfunksender „Radio Zet“ am Freitag. „Ich hoffe sehr, es wird nicht notwendig sein, sie einzusetzen.“

Auch die Europäische Fußball-Union ist in erhöhter Alarmbereitschaft. „Die UEFA steht in engem Kontakt mit der Polizei. Wir wollen sichergehen, dass entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um die große Zahl an russischen Fans angemessen und sicher in Empfang zu nehmen“, sagte UEFA-Sprecher Robert Faulkner.

Die Protagonisten auf dem Rasen blenden diese Nebengeräusche aus. Ob die Russen um Andrej Arschawin und den überragenden Dreifach-Torschützen Alan Dsagojew oder die bislang sieglosen Griechen - die Profis scheinen nur auf das K.o.-Spiel konzentriert. „Ich bin sicher, dass wir weiterkommen“, sagte Dsagojew am Freitagabend. Und auch sein Trainer Dick Advocaat verschwendet keinen Gedanken an ein Vorrunden-Aus. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das Viertelfinale erreichen“, sagte der Niederländer.

Nach dem berauschenden 4:1 gegen Tschechien musste sich die Sbornaja mit einem 1:1 gegen Polen zufriedengeben, will nun aber Platz eins verteidigen, um für das Viertelfinale in Warschau bleiben zu können. An ein mögliches Ausscheiden und eine Pleite gegen die Griechen will in der russischen Delegation niemand glauben.

Für den Underdog ist die Ausgangslage gleichermaßen ernüchternd wie eindeutig: Nur ein Sieg hilft. „Für uns ist es das wichtigste Spiel der vergangenen Jahre. Deshalb sind wir zu hundert Prozent bereit, unser Bestes zu geben“, sagte der Bremer Manndecker Sokratis, der nach seiner Sperre in die Startformation zurückkehrt.

Trainer Fernando Santos betonte in der Abschluss-Pressekonferenz am Vorabend des Spiels verhalten-optimistisch: „Ich glaube an die Mannschaft und ich glaube an unsere Arbeit in den vergangenen Wochen. Wir müssen das starke Offensiv- und Konterspiel der Russen unterbinden und selbstbewusst genug sein, nach vorne zu spielen.“