Bale feiert Viertelfinal-Einzug mit der Familie
Paris (dpa) - Vielleicht hat Gareth Bale es erst auf dem Weg zurück ans Meer begriffen. Nach „emotionalen Momenten“ mit seiner Familie und einer langen Nacht in einem Pariser Hotel machten sich der walisische Superstar und seine Teamkollegen auf den Rückweg nach Dinard.
Die rund 400 Kilometer zum Teamquartier in der Bretagne dürften dem 26-Jährigen gereicht haben, um zu verstehen, was er am Vorabend breit grinsend als „einfach unglaublich“ bezeichnet hatte: Gleich bei der ersten Teilnahme an einer EM-Endrunde steht die walisische Fußball-Nationalmannschaft im Viertelfinale. Dort treffen die Briten am Freitag (21 Uhr) auf Belgien oder Ungarn.
„Die Gefühle danach sind sehr schwer zu beschreiben“, sagte er nach dem 1:0-Erfolg gegen Nordirland. Mit Töchterchen Alba Violet auf dem Arm hatte er den besonderen Moment auf dem Rasen des Pariser Prinzenparkstadions genossen: „Das mit meiner Familie zu feiern, war sehr besonders, weil ich sie seit vier, fünf Wochen nicht gesehen habe. Eine wundervolle Erfahrung, die ich nie vergessen werde.“
Dabei hat der Flügelstürmer von Real Madrid in seiner Karriere schon so viele besondere Momente gefeiert. Zwei Champions-League-Titel mit Real, Club-Weltmeister, Pokalsieger und einiges mehr. Doch vielleicht erlebt er im Moment auch deswegen einige der besten Tage seiner Karriere, weil sie sich für ein so kleines Land wie Wales so schwer planen lassen.
Denn gute Fußballer gab es in dem Drei-Millionen-Einwohner-Land auch vorher schon. Einer der größten Kicker war Ryan Giggs, langjähriger Profi von Manchester United. Der Superstar der Premier League hatte allerdings nie das Glück wie Bale, in einer starken Nationalmannschaft spielen zu können.
Auch die Schweden hätten wohl nie damit gerechnet, dass ihre Fußballhoffnungen mal an einem bosnisch-kroatischen Flüchtlingssohn namens Zlatan Ibrahimovic hängen würden. Auch Ibrahimovic hat mal das EM-Viertelfinale erreicht, 2004 in Portugal, er war damals 22. Für Bale könnte es in diesem Jahr sogar mehr werden.
Die Unterschiede zwischen beiden Superstars liegen nicht im Talent, sondern in der Zeit. Ibrahimovic war immer der uneingeschränkte Fixpunkt der Schweden, auch mit 22. Natürlich ist auch Bale der alles überragende Spieler im walisischen Aufgebot. Doch der 26-Jährige spielt in einer Generation mit ebenfalls talentierten Spielern wie Aaron Ramsey oder Joe Allen, die fast gleichalt sind.
„Gareth schätzt, was er um sich hat. Und seine Mitspieler schätzen, dass sie ein Supertalent um sich herum haben“, erklärte Wales-Trainer Chris Coleman den guten Zusammenhalt in seinem Team. Auch der 46-Jährige hat daran erheblichen Anteil. Nach einer jahrelangen Irrfahrt durch die europäischen Fußballprovinzen scheint Coleman als Nationaltrainer seine Bestimmung gefunden zu haben.
Der ehemalige Verteidiger hat dem Team ein klares Spielkonzept vermittelt. In der Defensive seines Teams funktioniert es bisher erstaunlich gut. Die Dreierkette um Kapitän Ashley Williams, die sich bei gegnerischem Ballbesitz zu einer Fünferkette ausdehnt, steht im Vergleich zu vergangenen Zeiten sicher. Und im Angriff gibt es schließlich Bale, Ramsey und Co. Derzeit ist kaum eine Offensive bei der EM gefährlicher.