Bender schießt DFB-Elf zum EM-Gruppensieg

Lwiw (dpa) - Drei Spiele, drei Siege: Mit makelloser Bilanz hat sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der „Todesgruppe“ B der Europameisterschaft durchgesetzt und darf sich nach dem 2:1 über Dänemark jetzt im EM-Viertelfinale auf ein Heimspiel in Danzig gegen Griechenland freuen.

Aushilfsverteidiger Lars Bender erzielte in Lwiw in der 80. Minute mit seinem ersten Treffer im DFB-Trikot das Siegtor für die Elf von Bundestrainer Joachim Löw. „Das Spiel stand auf des Messers Schneide, aber der macht das Tor mit einer Seelenruhe“, lobte Löw seinen Glücksgriff. Nach der Führung durch Lukas Podolski (19.) in dessen 100. Länderspiel und dem überraschenden Ausgleich von Michael Krohn-Dehli (24.) fand das DFB-Team aber über weite Strecken nicht zu der Effizienz der ersten Turnierspiele. „Wenn man den Killerinstinkt nicht hat wie wir in der ersten Halbzeit, dann wird es gegen Dänemark immer schwierig. Nach dem Tor hätten wir eigentlich nachlegen müssen“, urteilte Löw. Mit neun Punkten qualifizierten sich Philipp Lahm und Co dennoch als Erster vor Portugal für die K.o.-Runde.

„Ich hoffe, dass sich die Mannschaft für das Viertelfinale noch ein paar Tore aufgehoben hat. Wir haben jetzt zum dritten Mal gezittert, aber es ist ja gut gegangen“, sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. „Gegen die Griechen wird es ein ganz anderes Spiel sein. Da müssen wir in der Offensive noch einen Tick besser sein“, vermutet Löw. Philipp Lahm war zufrieden, dass das erste Turnierziel erreicht ist. „Die Mannschaft hat sich das erarbeitet. Wir wollen bis zum Ende im Spiel bleiben, aber das ist kein Selbstläufer“, sagte der Kapitän. Eine Halbzeit lang hatte die deutsche Mannschaft ihren Gegner fest im Griff, schlug aus ihrer Dominanz aber einfach zu wenig Kapital. Bei aller Spielfreude ließen Mario Gomez und Co beim dritten EM-Gastspiel in der Ukraine die nötige Kaltschnäuzigkeit im Abschluss vermissen. In dem Wissen um den Zwischenstand beim Parallelspiel in Charkow, wo Portugal gegen die Niederlande in Führung lag, verkrampfte die DFB-Elf im zweiten Durchgang zusehends.

Verbessert präsentierte sich Länderspiel-Jubilar Podolski, der im dritten EM-Spiel zu seiner Turnierform fand. Der Ex-Kölner krönte seine Leistung mit dem 44. Treffer im DFB-Trikot. Damit überholte der 27-Jährige in der Bestenliste Uwe Seeler und kletterte auf Platz sieben. Zuvor war Podolski in der Nationalmannschaft 579 Minuten lang ohne Torerfolg geblieben.

Im Defensivverbund erledigte Bender, der anstelle des gelb-gesperrten Jerome Boateng auf der für ihn ungewohnten rechten Seite verteidigte, seine Aufgabe zufriedenstellend. Der zum ersten Mal in der Startelf aufgebotene Leverkusener löste seine Abwehraufgabe ordentlich und sorgte schließlich für die Erlösung. „Das ist ein absoluter Freudentag für mich“, sagte der Bayer-Profi.

Bei deutlich angenehmeren Temperaturen als vier Tage zuvor in Charkow begann die deutsche Mannschaft entschlossen und zielstrebig. Schon in der 6. Minute schien das 1:0 fällig, doch Müller brachte den Ball nach Podolskis Maßflanke aus fünf Metern Entfernung nicht am dänischen Keeper Stephan Andersen vorbei. Insgesamt wirkte der WM-Torschützenkönig von 2010 auf dem rechten Flügel spritziger als in den beiden ersten Partien. Kein Wunder, dass Müller auch am deutschen Führungstor mit seiner Hereingabe maßgeblich beteiligt war. In der Mitte legte Gomez den Ball ab auf Podolski, der mit seinem schwächeren rechten Fuß zum viel umjubelten 1:0 einschoss.

Doch die deutsche Freude über den verdienten Treffer währte ganze vier Minuten, dann gelang den Dänen gegen eine im entscheidenden Moment zaudernde Abwehr der 1:1-Ausgleich. Nicklas Bendtner gewann das Kopfballduell gegen Schweinsteiger und Krohn-Dehli verlängerte den Ball ebenfalls per Kopf. Das Gegentor wie aus dem Nichts brachte die DFB-Elf kurzzeitig etwas aus dem Tritt, dann zogen die Löw-Schützlinge die Zügel wieder an. Doch die abermalige Führung wollte bis zur Pause nicht mehr gelingen, weil der letzte Kick im Abschluss fehlte.

Mit einer Schrecksekunde für den dreimaligen Europameister begann die zweite Spielhälfte, als Jakob Poulsen plötzlich freie Schussbahn hatte und aus 16 Metern den Außenpfosten des deutschen Tores traf vorbeischoss (51.). Die DFB-Auswahl hatte Probleme, den Spielfaden der ersten 45 Minuten wieder aufzunehmen. Dazu machte sich in den Köpfen der Spieler offenbar das Bewusstsein breit, dass ein weiteres Gegentor das Turnier-Aus bedeuten könnte. Mit Andre Schürrle für Podolski versuchte Löw das nach Wiederbeginn zu statische Angriffsspiel seiner Elf neu zu beleben. Der Leverkusener führte sich mit einem schnellen Antritt und Torschuss (67.) gleich gut ein, doch erst Bender erlöste die deutsche Mannschaft.