Damen-Besuch: England angriffslustig gegen Schweden
Kiew (dpa) - Schluss mit dem Chelsea-Beton! Nach ausgedehnter Regeneration und dem Besuch der Partnerinnen und Familien fühlen sich Englands Fußballer fit genug, ihre unansehnliche Defensivtaktik á la FC Chelsea aufzugeben.
Gegen Schweden im zweiten EM-Gruppenspiel am Freitag in Kiew (20.45 Uhr) wollen die „Three Lions“ auch ohne Superstar Wayne Rooney stürmen. „Ich hoffe doch, dass wir gegen Schweden mehr Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte haben werden. Dann sollten wir Schwedens Defensive vor mehr Probleme stellen“, sagte Nationalcoach Roy Hodgson am Donnerstagabend in Kiew.
„Das Spiel gegen die Schweden wird auf jeden Fall schöner anzusehen. Da wird es von Anfang an Tormöglichkeiten geben“, versprach auch Rooney-Vertreter Danny Welbeck vor seinem zweiten EM-Einsatz. Der noch ein Spiel gesperrte Rooney durfte am Morgen bei sintflutartigem Regen erneut nur als England-Maskottchen den 1500-Kilometer-Flug von Krakau ins sommerlich warme Kiew mitmachen.
Zuvor wurde Englands Superstar von Gattin Coleen über seine bisherige Zuschauerrolle hinweg getröstet. Zusammen mit dem zweijährigen Sohn Kai, der in ein England-Trikot mit der Aufschrift „Daddy“ gesteckt wurde, und Bruder Anthony kam Mrs. Rooney per Privatjet nach Polen geflogen, um mit ihren Mann den vierten Hochzeitstag nachzufeiern. „Hatte eine tolle Zeit mit Coleen, Anthony und Kai heute“, twitterte Rooney. Die nächste Familienzusammenführung steht für Sonntag an. Bis dahin soll ein großer Schritt in Richtung Viertelfinale gemacht sein. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir gewinnen werden“, bekräftigte Kapitän Steven Gerrard.
Nach dem wenig ansehnlichen und hart erkämpften 1:1 zum Auftakt gegen Frankreich arbeitete Hodgson im Training vor allem am ohne Rooney noch stockenden Angriffsspiel. „Der letzte Pass, der muss sitzen“, forderte Hodgson. Nach seinem Wohlfühlprogramm der letzten Tage ist zumindest die Stammelf fit. Kleinere Wehwehchen wie bei Ashley Cole, der aufgrund seiner Sprunggelenksprobleme zwischenzeitlich mit dem Training aussetzen musste, sind wohl kein Problem.
Hodgson ließ durchblicken, dass er mit derselben Elf, die den hoch eingeschätzten Franzosen einen Punkt abtrotzte, antreten will. „Es wird keine großartigen Wechsel geben. Wir haben keine Verletzungsprobleme und die Spieler, die gegen Frankreich wirklich gut gespielt haben, sind auch für das Spiel heiß“, sagte Hodgson.
Von der englischen Harmonie können die Schweden um ihren Superstar Zlatan Ibrahimovic nur träumen. Der einstige Angstgegner der Engländer, der erst vor sieben Monaten seine erste Niederlage nach zuvor 43 Jahren ohne Pleite gegen die „Three Lions“ einstecken musste, war vor der vorentscheidenden Partie bemüht, Teamgeist zu demonstrieren. „Wir sind eine Einheit. Das ist eine unserer größten Qualitäten als Team. Wir ziehen an einem Strang“, sagte Verteidiger Jonas Olsson. Nach dem 1:2 zum Auftakt gegen die Ukraine hatte Coach Erik Hamren den Mannschaftsgeist noch infrage gestellt.
Für Wirbel sorgte zudem eine Spielerei im Training, die Ersatzkeeper Johan Wiland verlor und sich deshalb gebückt am Spielfeldende auf das entblößte Hinterteil schießen lassen musste. Die vermeintliche Spaß-Aktion rief gar Schwedens Ministerpräsidenten Fredrik Reinfeldt auf den Plan. „Menschen mit Verantwortung sollten solche Dinge vermeiden und sich vernünftig verhalten“, beschwerte sich der Politiker und erinnerte die Spieler an ihre Pflichten: „Das wichtigste für die Schweden ist, dass das Nationalteam am Freitag gewinnt.“ Sonst droht Ibrahimovic und Co. das vorzeitige Aus.