Mandzukic' EM-Show - Italien nach 1:1 in Bedrängnis
Posen (dpa) - Mit schmerzverzerrtem Gesicht wurde Mario Mandzukic mit der Trage vom Platz gebracht, Andrea Pirlo quittierte die Ehrung als bester Akteur des Spiel mit einem gequälten Lachen.
Während für den Bundesligastürmer nach seinem dritten Turniertreffer für Kroatien der Kummer über seine Auswechslung schnell verflogen sein dürfte, fühlte sich das 1:1 für den Italiener wie eine Niederlage an.
Mandzukic setzte seine imposante EM-Show fort und brachte Italien in arge Bedrängnis. Der Fußballprofi des VfL Wolfsburg erzielte gegen die Squadra Azzurra den wichtigen Ausgleich zum 1:1 in der 72. Minute und lässt damit die Mannschaft von Coach Slaven Bilic vom Viertelfinale träumen. Vor 37 096 Zuschauern in Posen war Regisseur Pirlo (39.) mit dem ersten direkt verwandelten Freistoß der EM die Halbzeitführung gelungen. Mandzukic hatte bereits gegen Irland (3:1) doppelt getroffen.
Kroatien hat in Gruppe C vier Zähler auf dem Konto, Italien trotz des berauschenden 1:1-Auftakts gegen Spanien nun zwei. Die Mannschaft von Cesare Prandelli trifft zum Vorrundenabschluss am Montag auf Giovanni Trapattonis Irland. Bilic und die Kroaten bekommen es mit Weltmeister Spanien zu tun.
Der frühere KSC-Profi reagierte erleichtert. „Ich muss meiner Mannschaft gratulieren, dass sie Willen und Charakter gezeigt hat in der zweiten Hälfte“, bilanzierte Bilic. „Wir hatten mit Mario Balotelli und Antonio Cassano in der ersten Hälfte viele Probleme, aber wir haben unsere Strategie dann besser angepasst.“
Prandelli gab sich kämpferisch. „Die Mannschaft hat bis zuletzt gekämpft, gut ausbalanciert gestanden und wenig zugelassen. Das war aber eine vergebene Chance, wir haben ein vermeidbares Tor kassiert“, sagte er. „Es fehlte uns an Kaltschnäuzigkeit und Energie. Wir glauben aber weiter an unsere Fähigkeiten.“ Pirlo forderte einen Sieg im letzten Gruppenspiel: „Wir müssen nun gewinnen.“
Beide Mannschaften gingen mit unveränderten Startformationen in das Duell. Italien griff im Sturm neben Antonio Cassano auf Mario Balotelli statt des Auftakttorjägers Antonio Di Natale zurück, Kroatien setzte auf Wolfsburgs Doppeltorschützen Mario Mandzukic.
Mit schwulenfeindlichen Äußerungen hatte „Enfant terrible“ Cassano die Vorbereitung der Italiener empfindlich gestört. Der 29-Jährige sagte im Casa Azzurri auf die Frage eines Reporters: „Ich hoffe, dass keine Schwulen in der Mannschaft sind!“
Von Verunsicherung war bei den Italienern aber zunächst nichts zu sehen. Regisseur Andrea Pirlo dirigierte seine Mitspieler wie gegen Spanien vorbildlich. Balotelli (3./16.) und Claudio Marchisio (11.) setzten mit ihren Schüssen auf den Kasten von Keeper Stipe Pletikosa die ersten Ausrufezeichen. Auf die Druckwelle der Squadra Azzurra reagierten die Kroaten: Nikica Jelavic (20.) verpasste eine Flanke von Kapitän Darijo Srna nur haarscharf.
Marchisio (37.) scheiterte erst zweimal am glänzenden Pletikosa, bevor Pirlo (39.) für verdiente italienische Erleichterung sorgte. Mit dem ersten direkt verwandelten Freistoß der EM traf er aus rund 18 Metern und markierte damit sein zehntes Tor für die Nationalelf.
Kroatischer Offensivwirbel wie gegen Irland? Auch nach der Halbzeit erstmal Fehlanzeige. Italiens Abwehr um den umsichtigen Daniele De Rossi ließ Mandzukic & Co. nicht zur Entfaltung kommen. Auch der hochgehandelte Luka Modric kam nicht wie gewohnt ins Spiel, mit zwei Schüssen (47./49.) forderte er Gianluigi Buffon nicht ernsthaft. Bengalos (55.) aus dem Kroaten-Block verpufften rasch.
Italien verpasste es hingegen, weiter nachzulegen. Balotelli (61.) verfehlte aus rund 21 Metern erneut den Kasten. Acht Minuten später musste die Sturmdiva für Di Natale vom Feld. Fast im Gegenzug verwertete Mandzukic (72.) elegant eine Flanke von Ivan Strinic. Die Fans der Kroaten warfen erneut Bengalos aufs Feld. Angeschlagen musste Mandzukic (90.+4) für Niko Kranjcar ausgewechselt werden.