Die EM im TV: Wie das Fernsehen schummelt

Live ist nicht immer live. Unliebsames wird ausgeblendet.

Düsseldorf. Eigentlich läuft alles super für ARD und ZDF. Die Europameisterschaft sorgt für das erwartete Quoten-Hoch: Im Monat Juni liegt das Erste mit 15,6 Prozent Marktanteilen vor dem ZDF (15,2), Dauer-Marktführer RTL ist mit mauen 10,9 Prozent sogar auf Platz vier hinter die dritten Programme (11,6) gerutscht.

Und verglichen mit der EM vor vier Jahren, als im Halbfinalspiel zwischen Deutschland und der Türkei minutenlang das Bild ausfiel, gibt die Pannenstatistik auch noch keine größeren Unfälle her.

Der lustige Schabernack, den Bundestrainer Jogi Löw mit einem Balljungen rund 20 Minuten vor Beginn des Spiels gegen die Niederlande trieb, hat jedoch enthüllt, wie das Fernsehen schummelt.

Denn die Episode wurde während des laufenden Spiels eingeblendet. Live ist offenbar nicht immer live, was die Frage aufwirft, ob nicht auch andere emotionale Szenen etwa mit Fans oder Promis nach dramaturgischen Gesichtspunkten verschoben werden. Auch so kann man ein Fußballspiel inszenieren.

Verantwortlich ist eine von der Uefa beauftragte Produktionsfirma, die das sogenannte Weltbild liefert, auf das alle Sender zugreifen müssen. Heikel wird es vor allem, wenn unliebsame Bilder ausgeblendet werden, weil die Uefa von ihrem Fußballfest nur eine geschönte Darstellung gestattet.

Dass in den Stadien ordentlich gezündelt wird, ließ sich bisher allerdings nicht verheimlichen — wie es vor vier Jahren bei dem EM-Spiel zwischen Österreich und Kroatien geschah.

Schwer tut sich die Uefa nach wie vor mit Fans, die aufs Spielfeld rennen. Dass sich einer sogar Kroatiens Trainer Slaven Bilic im Spiel gegen Irland in die Arme warf, zeigte kein Fernsehbild — weil man Nachahmer fürchtet. Was verständlich ist.