Die Polen lieben ihren Lukasz Podolski
Ein Besuch in Gleiwitz, der Heimat des deutschen Nationalspielers aus Bergheim.
Gleiwitz. „Unsere Deutschen“ — die polnische Ausgabe des Magazins Newsweek erzählt in ihrer neuen Ausgabe noch einmal die Geschichte der beiden gebürtigen Polen in der deutschen Nationalmannschaft. Der Tenor: Die Polen fangen an, Miroslav Klose zu respektieren. Aber Lukas Podolski lieben sie. Und wenn die Deutschen in der zweiten Hälfte der Europameisterschaft von den polnischen Fans unterstützt werden, dann liegt das nur an Poldi. Einem Spätaussiedlerkind, das mit zwei Jahren seine Heimat verließ.
Die Straßen von Gleiwitz sind grau, die Häuser auch. Klapprige Autos, alte Menschen. Hier wohnt die berühmteste Oma der Fußballgeschichte. Nummer 18, Ulica M. Reja im alten Gleiwitzer Arbeiterviertel Sosnica. Kein Glanz, kein Glamour. „Tak, tak“, sagt die Putzfrau, „hier wohnt die Oma von Lukas. Wir sind alle stolz auf sie und ihren Enkel.“
Darek hat uns in die Straße gefahren, er ist Journalist, er schreibt über Gornik Zabrze und die polnische Nationalmannschaft. Und er kennt Podolski aus einer Zeit, als der noch kein Star des internationalen Fußballs war. „Oma spricht nicht mit Journalisten“, sagt Darek, „immer, wenn EM oder WM ist, fallen die Reporter hier ein. Sie macht dann gar nicht mehr die Tür auf.“
Über 80 Jahre ist die Frau, die auch in diesem Sommer wieder Besuch von ihrem Enkel bekommen wird. „Das macht der Lukas immer“, sagt Darek, „dann trägt er ihr die Kohlen aus dem Keller.“ Podolski ist gegangen wie so viele, aber er ist im Herzen geblieben. Er spricht gern und gut polnisch, er singt vor den Länderspielen demonstrativ die deutsche Hymne nicht mit. Er hat eine Polin geheiratet, in Polen natürlich.
Und er ist immer offen und freundlich. All das erzählen einem die Menschen, wenn man sie nach Podolski fragt. Egal, wen wir fragen an diesem heißen Sommertag in Gleiwitz, alle kennen Podolski. Die wenigsten nennen in Poldi, wie ihn die Kölner Boulevard-Presse getauft hat, hier ist er „der Lukasz“.
Die Menschen nicken freundlich, loben ihn und kündigen an, dass sie jetzt, nach dem Aus der Polen, Deutschland die Daumen drücken. „Wenn wir es nicht werden können, dann soll es einer von uns werden“, sagt Mariana bei der Mittagspause auf dem Marktplatz.