Bei Löws Bankdrückern macht sich erster Frust breit
Toni Kroos vom FC Bayern ist mit seiner Rolle unzufrieden. Schürrle hofft auf seine Chance.
Sopot. Als Toni Kroos mit Freundin, Mutter und Oma durch Sopot flanierte, war Seelenmassage angesagt. Es war noch im November 2011 beim 3:0 gegen die Niederlande, als Kroos in Hamburg in der Nationalelf brillierte. „Schön, dass Sie sich erinnern.
Ich glaube, das war damals ein ziemlich gutes Spiel von mir“, sagte Kroos nach dem 2:1 gegen die Niederlande bei der laufenden EM in der Mixed-Zone mit fester Stimme. Er sagte das nach neuerlichen 90 Minuten gegen die Niederlande, von denen ihm Löw nur neun Minuten gegönnt hatte, was nicht viel ist, wenn man die Fähigkeiten von Kroos hat.
„Ich habe in der vergangenen Saison so gut wie alle Länderspiele bestritten“, sagte Kroos am Donnerstag in der „FAZ“ und wiederholt in jedem Interview seine Aussage: „Ich bin mit meiner Rolle hier nicht zufrieden.“
Andere haben es da weit schlechter. Die Torhüter Tim Wiese und Ron-Robert Zieler sind für acht Wochen nicht viel mehr als EM-Touristen. Praktisch ohne Chance auf einen Einsatz sind der Schalker Benedikt Höwedes und der Dortmunder Marcel Schmelzer, denen Lahm, Boateng und sogar in der Not auch Mittelfeldspieler Lars Bender vorgezogen werden.
Selbst der 81-fache Nationalspieler Per Mertesacker hat keine Minute gespielt und wird es auch nicht mehr, wenn Mats Hummels oder Holger Badstuber sich vor einer Sperre hüten.
1986 nannte der Torwächter Ulrich Stein seinen Trainer Franz Beckenbauer noch einen „Suppenkasper“, als er die Konkurrenz mit Toni Schumacher verloren hatte. Heute sind alle auf Linie, Ausreißer nicht zu befürchten. „Der Bundestrainer hat mit mir gesprochen, ich warte auf meine Chancen“, sagte André Schürrle (21) nach dem 2:1 gegen Dänemark — ab Minute 64 hatte er gespielt. Und erhielt Unterstützung von Gegenspieler Jacobsen, der ihn mit Schürrles Konkurrent Podolski verglich: „Der Typ, der rein kam, war gefährlicher.“
Mario Götze (20) und Marco Reus (23) haben schlechtere Karten als Schürrle. Reus sagt: „Für mich ist es schwer, nicht eingreifen zu können. Ich bin es gewohnt, gebraucht zu werden.“ Beide hoffen gegen Griechenland auf eine Chance. Vor allem Götze könnte gegen die massive Abwehr ein deutsches Rezept sein. Wenn er von der Bank kommt. Wenn.