Entsetzen in Dänemark: „Von Brasilianern gedemütigt“

Hamburg (dpa) - Im Stadion gab's Pfiffe, in der Heimat Schimpfe. Das 1:3 von Deutschlands EM-Gruppengegner Dänemark in Hamburg gegen Rekordweltmeister Brasilien hat für Ernüchterung und Unverständnis bei Fußball-Fans und heimischen Medien gesorgt.

„In der ersten Hälfte wurden wir von den Brasilianern gedemütigt und lächerlich gemacht“, schrieb die Tagezeitung „Berlingske Tidende“ und wetterte weiter: „Nichts, aber auch nichts erinnerte an die gute EM-Qualifikation.“

40 000 Fans waren aus der Heimat in langen Auto-Kolonnen nach Hamburg gereist, um das als Pfingstfest geplante Spiel in der HSV-Arena zu genießen. In der Halbzeitpause, als es schon 0:3 stand, ließen die in Rot-Weiß gehüllten Anhänger ihren Frust raus und pfiffen ihre Mannschaft gnadenlos aus. „Die dänischen Routiniers machten die schlimmsten Fehler, und die ganze Elf erlebte einen niederschmetternden Auftakt der EM-Vorbereitung“, klagte die Tageszeitung „Jyllands-Posten“.

Den Dänen bleibt weiterhin nur die Außenseiterrolle bei der EM. „Wenn wir gegen Deutschland, Holland und Portugal weiterkommen sollten, haben wir ein kleines bisschen mehr Glück als die anderen“, sagte Nationaltrainer Morten Olsen nach dem Auslands-Heimspiel gegen die neu formierten Brasilianer. „Wir haben bisher physische Dinge trainiert, nun müssen wir an den taktischen und mentalen Bereich gehen“, entschuldigte Olsen die müde Spielweise seiner Mannschaft, die vor allem in der ersten Halbzeit neben sich stand. Im letzten Test am nächsten Samstag gegen Australien soll es anders zur Sache gehen.

Zwar fehlten einige Stammkräfte wie William Kvist vom VfB Stuttgart, doch das konnte den fatalen Eindruck der ersten 45 Minuten nicht erklären. Es fehlte an Abstimmung, Spielwitz und Zweikampfhärte. Größte Probleme hatte die Abwehr. „Das Spiel heute war eine Ausnahme, normalerweise machen wir keine drei Fehler in einem Spiel“, meinte 62-jährige Olsen, der die Auswahl bereits seit zwölf Jahren betreut. „Morten Olsen muss beunruhigt sein wie nie zuvor als Nationaltrainer“, mutmaßte die Zeitung „Politiken“ und spendete ihren Lesern Trost: „Nach dem brasilianischen Sambafest kann es für die Dänen eigentlich nur bergauf gehen.“